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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0571
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V 2 Vereinigung, wie es mit den kirchenactibus soll gehalten werden, von 1618

dem vorigen gebrauch. Es were dann, eine hochzeit-
predigt zu tun, begert worden, so konnte die anstat
vor gedachter verlesung, getan werden.
Nota.
Mit denen, so sich vor der hochzeit und orden-
licher copulation wider das verbot Gottes fleischlich
zusamengefunden, weil die laster leider sehr im
schwang gehet, werde einleitung und copulation der-
selben, ihnen zur straf, andern aber zur abscheu
diese ordnung gehalten:
Es soll die einleitung und copulation solcher per-
sonen geschehen an einem sontag und sollen die also
bald mit dem dritten geleute oder zusammenschla-
gung, sich vor den altar stellen, daselbst bis nach
verrichter predigt und communion (so die gehalten
wird) verharren, alsdenn aus dem catechismo und
sonderlich aus dem sechsten gebot examinirt wer-
den und, da sie übel bestehen, werde ihnen ihr un-
fleiß in anhörung göttliches worts und besuchung
der kinderlehr verwiesen und angezeigt, wie sie
eben dadurch zu disem laster, sünd und schand ge-
raten sein. Darauf werde an die gemeine und an sie
diese nachgesetzte commonefaction gelesen:
Forma copulandi copula carnali conjunctos.
Es hat der allmechtige, ewige Gott aus besonde-
rem göttlichem rat durch seine kraft, unerforschliche
weisheit mit göttlicher kraft das menschlich ge-
schlecht dermaßen erschaffen, das ein mann und ein
weib sein soll, dieselben auch zusammenverbunden
zum ehelichen, unzertrenlichen, keuschen leben und
ehestand, also das wir Gott in seinem keuschen
leben erkennen, selber rein, keusch und züchtig bei-
sammen in einem fleisch leben sollen, das mensch-
liche geschlecht zu vermehren und das einsame le-
ben, so Gott nicht gefellig, zu verhüten und also ein
fürbild Christi und seiner braut, der christlichen
kirchen, zu üben, daher alle diejenigen, so nach
Gottes ordnung in der ehe gottsförchtig, rein und
keusch leben, dem allmechtigen, ewigen Gott gefal-
len und allerlei glück, segen und wolfart von Gott
zu bitten, zu hoffen, zu gewarten und gewißlich zu
nemen haben, nach Gottes willen und verheißung.

Derwegen, welche wider Gottes ordnung, rat und
ewige weisheit ohne eheliche keuschheit in unzucht,
hurerei und unreinigkeit leben, die schenden und
schmehen Gottes ordnung, seinen rat, willen und
weisheit, haben derwegen kein glück, segen, wolfart
noch wolgefallen in ihrem ganzen leben und endli-
chen das ewige gericht Gottes und die verdammnis
zu gewarten, wie die schrift sagt, das weder die un-
reinen noch die hurer noch die ehebrecher werden
das reich Gottes ererben [Eph. 5, 5; 1.Kor. 6,9].
Dieweil dann kund und offenbar, daß ihr beede
alhie zu entgegen, als N. N., durch anleitung des bö-
sen feinds und eurer sundlichen, bösen lusten wider
Gottes ordnung und willen euch in unehren zusam-
mengefunden, in unzucht gelebt und des christ-
lichen kirchgangs, nach welchen verrichtung ihr
mit Gott, ehren und gutem gewissen hettet beisa-
men leben kennen, nicht erwartet, so habt ihr da-
durch Gott, die h[eilige] hochgelobte Dreifaltig-
keit erzurnet, die lieben heiligen engelein und keu-
schen geister vertriben, eur eigen gewissen verletzt,
die christliche kirch und liebe jugent geärgert, das
predigtampt betrübet, die obrigkeit beleidigt, die
eltern im herzen verwundet und seit also ins gericht
und urteil Gottes gefallen.
Damit aber nun die ganze christliche gemein eur
buß und bekehrung sehe und höre und euch für ware
christen achte, euch auch dessen für jedermenigli-
chen zeugnis geben und für eure wolfart, glück und
heil bitten könne, so frag ich euch beede:
Ob ihr solches alles in eurem herzen erkennet, be-
kennet, herzliche reu und leide darüber habt, Gott
und allen menschen, die ihr beleidiget und geärgert,
solches abzubitten bereit seit.
Wann dann ihr disen euren sündenfall, auch die
wolverdiente straf und begangenes ärgernis alhie
vor dem angesicht Gottes und der christlichen kir-
chen erkennt, bekennt und bereut, so solt ihr wis-
sen, daß euch und jeden, die sich durch rechtge-
schaffene buß zu Gott bekehren, die tür der gött-
lichen gnaden offen stehet; denn Gott will nicht den
tod des sunders, sondern daß er sich bekehre und
lebe.
Darumb so frag ich widerumb, ob ihr das herzliche
vertrauen zu Gott habt, daß er umb Christi seines

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