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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (13. Band = Bayern, 3. Teil): Altbayern: Herzogtum Pfalz-Neuburg, Kurfürstentum Pfalz (Landesteil Oberpfalz), Reichsstadt Regensburg, Grafschaft Ortenburg, Herrschaft Rothenberg, Herrrschaft Wolfstein — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1966

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https://doi.org/10.11588/diglit.30630#0582
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Bei seinern Tode war sein ältester - 1541 geborener - Sohn Johann Andreas noch minderjährig.
Darum führte für ihn zunächst Adams Bruder Johann IV. die Regierung. Er war gleichfalls katholisch
gesinnt und stand im Schmalkaldischen Krieg als Reiteroberst im Heere des Kaisers4.
Anders gesinnt war der jüngere Bruder Bernhard5. Er war am Hofe des Kurfürsten Friedrich von
Sachsen und mit diesem 1530 auf dem Reichstag von Augsburg - was freilich, wie das Beispiel seines
älteren Bruders Adam zeigt, an sich nichts bedeutet. Aber er kämpfte auch 1547 mit dem Kurfürsten
Johann Friedrich in der Schlacht bei Mühlberg mit und geriet dabei in kaiserliche Gefangenschaft. Doch
wurde er schon 1548 begnadigt. Nach dem Tode seines Bruders Johann (1558), der anscheinend soeben
noch bei der Reformation der kurpfälzischen Pfarrei Weidenwang deren in seiner Herrschaft gelegene
Tochterkirche Kerkhofen verselbständigt und ihre andere Tochterkirche Hofen dieser und eine dritte Toch-
terkirche (Mühlhausen) seiner Pfarrei Bachhausen zugeteilt hatte6, um sie bei der katholischen Gottes-
dienstform zu erhalten7, kam die vormundschaftliche Regierung an ihn. Da sein weiterer Bruder Gott-
fried, Domherr in Augsburg und Bamberg, auch bereits 1557 verstorben war8,fragt man sich fast, warum
er dann noch drei Jahre wartete. Doch ist ein Grund dafür nicht ersichtlich, zumal die Klöster, die für
Oberndorf, Pyrbaum und Sulzkirchen das Besetzungsrecht hatten, 1556 von Kurpfalz übernommen
und somit bereits evangelisch waren. Erst Ende Juli 1561 berief er den Pfarrer Huß von der nürnbergi-
schen Pfarrei Ebenried-St. Maria auf die Pfarrei in Sulzbürg. Die übrigen Pfarreien - Sulzkirchen,
Oberndorf, Bachhausen, Ebenried-St. Nikolaus9, Kerkhofen und Pyrbaum - werden bald gleichfalls
evangelisch besetzt worden sein - aber kaum mehr von Bernhard selbst, da er schon am 16. Aug. 1561
starb. Es geschah wohl erst unter Adams Sohn, Johann Andreas, der - jetzt volljährig geworden -, die
Regierung antrat10. Die Herrschaft Wolfstein war so tatsächlich das letzte der Gebiete jener Gegend, das
der Reformation zugeführt wurde.
Johann Andreas gab seinem Gebiete eine eigene Kirchenordnung. Ihr Verfasser ist M. Thomas
Stieber. Dieser entstammt einer weitverzweigten, angesehenen Schwabacher Bürgerfamilie, die Franken
eine Reihe von Geistlichen schenkte. In Schwabach 1535 geboren, hatte er nach Universitätsstudium in
Wittenberg und Jena 1558 in seiner Vaterstadt als Kaplan sein geistliches Amt begonnen. 1568 war er
als Stadtprediger nach Neumarkt in der Oberpfalz, das damals als Wittum der Kurfürstinwitwe Doro-
thea vom Kalvinismus noch nicht bedroht war, und 1570 als Spitalprediger nach Windsheim gegangen.
1574 übernahm er das Pfarramt und die - wohl eigens für ihn neu errichtete - Superintendentur in
Sulzbürg. 1583 ging Stieber unter Beibehaltung seines Superintendentenamtes auf die Pfarrei Pyr-
baum. Dort starb er 160811.

4 Köler 114.
5 Köler 115f., 118f.
6 Die Wahrscheinlichkeit, daß auch Hofen und Muhlhausen schon damals umgepfarrt wurden, ist größer als die, daß
das, wie bisher meist angenommen wurde, erst im 17. Jahrhundert geschah.
7 Simon, Atlas 379.
8 Köler 115f.
9 Ebenried-St. Nikolaus lag zwar in pfalzneuburgischem Territorium. Wolfstein machte aber auf Grund seines
Patronatsrechtes auf die Kirchenhoheit Anspruch. Das führte, solange Neuburg evangelisch war, zu sehr unerfreu-
lichen Auseinandersetzungen, bewirkte aber nach der dortigen Gegenreformation, daß dieser Pfarrei das Recht des
Normaljahres (1624) zugute kam und sie so evangelisch blieb (Max Herold, Reformation und Gegenreformation
in Hilpoltstein, Heideck und Allersberg. 1923 [Sonderdruck aus dem Hilpoltsteiner Wochenblatt].-Adam Hirsch-
mann, Geschichte von Ebenried. Hilpoltstein 1925. - Stark, Landl 20-27. - Simon Atlas 260f. Blatt 1580
Nord; EKGB 424).
10 † 1585 (Köler 123-130).
11 Simon, APfB 2933. — Herold 157f.

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