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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0319
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Ehegerichtsordnung 1563

7. Auf was rechte etc. an diesem ehegericht
procediret, gesprochen und geurthaylet
werden soll.
Demnach zuvor und noch heutigen tages in den
bäpstischen consistoriis allein nach der bäpst de-
creten und satzungen, auchs deroselben außlegeren
und doctoren opinionen und maynungen gehandelt
und geurthaylet wurdet und aber offenbar ist, das
dieselben vermeinten geistlichen recht in vielen ar-
tickheln den kayserlichen rechten, ja auch der hay-
ligen biblischen schrift und warem gotteswort wider-
streben und darauft mit gutem, sichern gewissen nie-
mandts sprechenu oder urthaylen khann noch solle,
wwollen und ordenen wir, das unßere richter und
assessores in den ehe- und anderen sachen, bey die-
ser ordnung vermeldet, nach göttlicher propheti-
scher und apostolischer geschrift, darzu den natur-
lichen und kayserlichen beschriebenen rechten und
unserer ordnunge die proceß anstellen, auch richten
und urthailen sollen, dem armen als dem reichen
ohne ainigen affect oder andere verhinderungen, wie
die sein möchten, und sonst andere recht oderx ge-
wonheiten, bevorab bey den bäpstischen consisto-
riis gewesene ungestalten und mißbreuch nicht fur-
nehmen noch volgeny sondern bey diesem unserm
befhelich und verordenung gentzlichen bleibenz.
aWer es aber, daß etwan solche felle und sachen
sich zutruegenb, die man anderst nicht zu richten
noch zu entschaiden wuste dann aus den satzungen
der bäpste, wo dann dieselbige göttlichem bevelch
und wort nicht zuwider, mögen die eherichter sich
derselben decreten, doch desc uberfluß und dder un-
notturftigkhaitd in alle wege abgeschnitten, zu ent-
schaidung solcher sachen behelfen.
Alßo auch lassen wir zu, obwohl nicht leichtlich,

s Cgm 2553: auß.
t Cgm 2553: darauß.
u Cgm 2553: widersprechen.
w Cgm 2555 Marginal: + N[fota] B.[ene] In casibus
matrimonialibus judex secundum sacras literas,
jus naturale et civile ac has constitutiones judi-
care debet.
x Cgm 2555: undt.
y Cgm 2553: nachfolgen.
z Cgm 2553: verbleiben.
a Cgm 2555 Marginal: + N.[ota] B.[ene] Jus cano-
nicum non repugnans sacris literis in defectu juris
civilis sequendum.

nach andern exempeln zu urthaylen, das dennocht,
wo man andere christliche und pilliche erörterunge
der zutragenden felle in der biblischen geschrift oder
den kayserlichen beschriebenen unde naturlichen
rechten nicht finden khann, fdas alsf auf die sen-
tentias und res judicatas, wie die bey andern glöb-
lichen und christlicheng consistoriis unßerer derh
Augspurgischen Confession mitverwandten stände
etc. ergangen und in wurckhunge kommen, in glei-
chen fellen geseheni und denselben, sovil muglich,
gemeß, geburliche und christliche determination ge-
sucht werde.
Do es auch sach were, das bey unßerm ehegericht
sich alßo hohe und wichtige hendel zutruegen, dar-
umb vonnöthen sein solt, mit mehrerm vleiß und
rathek daruber zu sitzen, mögen unßere eherichter
dasselbig an unß oder unßere großhofmeister und
räthe jederzeit gelangen lund bringenl, domit wir
ihnen von unßern räthen weythere zuordenunge zu
thun haben, sovil mehrernm vleiß und ernst die
sachen zu erwegen und zu rechtmessigem ende ha-
ben zu befurdernn.
o8. Von den ehegelübden ohne bewilligung der
eltern und, was in solchen fellen von eherichtern
betracht und gehandelt werden soll.
Wiewohl die göttliche und naturliche rechten den
schuldigen gehorsam und ehrerbietung der kinder,
so noch eltern haben, auch unter derselbigen gewalt
sein, ernstlich erfordern und gebiethen, welches
dann von menniglichen dahin getzogen und gedeutet
wurdet, das solche kinder in allen hochwichtigen,
furtrefflichen sachen, bevorab wo sie sich verheu-
rathen wöllen, irer eltern wolbedachten rath und
willen haben und erfordern sollen,
b Cgm 2555: zutragen.
c Cgm 2555: das.
d-d Cgm 2553: ohne nottürftigkeit.
e Fehlt Cgm 2553.
f-fCgm 2553: doch alßdann.
g-g Cgm 2553: fürstlichen und löblichen.
h Fehlt Cgm 2553.
i Cgm 2553: geschehen.
k Cgm 2553: recht.
l-l Cgm 2553: laßen.
m Cgm 2555: mit mehrerem.
n In Cgm 2554 folgt hier ein leeres Blatt.
o Cgm 2553 Marginal: + Pars secunda.

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