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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0366
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

der zeit brachten sie die kindlein zu Jesu, daß er
sie anrürete. Die Jünger aber fuhren die an, die sie
trugen. Da es aber Jesus sahe, ward er unwillig und
sprach zu inen: Lasset die kindlein zu mir kommen
und weret inen nicht dann solcher ist das reich Got-
tes. Warlich, ich sage euch, wer das reich Gottes nit
empfahet als ein kindlin, der wird nicht hineinkom-
men. Und hertzet sie und leget die hend auf sie und
segnet sie. Auß diesen worten ist offenbar, daß auch
unsere kinder im reich und im bund Gottes seind
und derhalben auch den tauf als das sigil des bunds
empfangen sollen, ob sie schon die geheimnuß des
taufs alters halben noch nicht verstehen, gleich wie
die kindlein von Jesu Christo selbst mit worten und
wercken gesegnet sein und in der alten kirchen am
achten tag beschnitten wurden, wiewol sie den
segen des herrn, wie auch die geheimnuß der be-
schneidung noch nit verstunden21.
Derhalben so laßt uns Gott also anrufen.
22 Allmechtiger, ewiger Gott, der du hast durch die
sündfluß nach deinem strengen urtheyl die ungläu-
bige und unbußfertige welt gestraft und den glaubi-
gen Noe selbacht auß deiner grossen barmhertzig-
keyt erhalten und den verstockten Pharao mit allem
seinem volck im roten meer ertrencket, dein volck
Israel aber truckens fuß hindurch geführt, durch
welches dieser tauf bedeutet ward, Wir bitten dich
durch deine grundlose barmhertzigkeyt, du wöllest
diß dein kind [oder dise deine kinder] gnediglich an-
sehen und durch deinen heiligen geist deinem son
Jesu Christo einleiben, daß es mit im in seinen todt
vergraben werde, mit im auch auferstehe in einem
neuen leben, in dem eso sein creutz ime täglich
nachfolgende fröliche trage, im anhange mit warem
glauben, steifer hoffnung und inbrünstiger liebe, das
es dises leben, das doch nichts anderst ist denn ein
tod, umb deinetwillen getröst verlassen möge und
am jüngsten tag für dem richterstul Christi, deines
sohns, unerschrocken erscheinen, durch denselben

o 1576: er.
22-22 Fast wörtlich aus Zürich 1535, Eiiij recto-Frecto;
Lavater, 9 verso — 10 recto. Der Beginn entspricht
in etwa dem des zweiten Taufgebets in Kurpfalz
1556, oben S. 122.

unsern herrn Jesum Christum, deinen son, der mit
dir und dem heiligen geist, ein einiger Gott, lebt und
regiert in ewigkeyt, Amen22.
23 Unser vater etc. [Mt. 6, 9-13].
Bekennet auch mit mir die artickel unsers alten,
algemeinen, ungezweifelten christlichen glaubens,
darauf diß kind getauft wird.
Ich glaub in Gott vater, allmechtigen, schöpfer
himels und der erden.
Und in Jesum Christum, seinen eingebornen son,
unseren herren, der empfangen ist vom heiligen geist,
geborn auß Maria, der junckfrauen, gelitten unter
Pontio Pilato, gecreutziget, gestorben und begra-
ben, abgestigen zu der hellen, am dritten tage wider
auferstanden von den todten, aufgefahren gen hi-
mel, sitzet zu der rechten Gottes, des allmechtigen
vaters, von dannen er kommen wird, zu richten die
lebendigen und die todten.
Ich glaub in den heiligen geist, ein heilige, allge-
meine christliche kirche, die gemeinschaft der heili-
gen, vergebung der sünden, auferstehung des flei-
sches und ein ewiges leben, Amen23.
Frag.
Begeret ir dann auß warem glauben an die ver-
heissung Gottes in Jesu Christo, welche uns und un-
sern kindern gegeben ist, daß er nit allein unser, son-
der auch unsers samens Gott sein wölle bis ins tau-
sendt glid, daß dises kind darauf getauft werde und
die versiglung der kindschaft Gottes empfahe ?
Antwort.
Ja.
24 Hie ist unvonnöten, das kind aufzuwicklen, son-
der genug, daß im das haupt entblösset werde24.
25 Und alsdann sage der kirchendiener, daß sie das
kind nennen, und darnach begiesse er es mit wasser
und sprech:
N., ich tauf dich in dem namen Gottes, des vaters,
des sohns und des heiligen geistes25.
23-23 Herrengebet und Glaubensbekenntnis an dieser
Stelle auch in Genf 1563, 38-41.
24-24 Vgl. London 1565, 50 verso (Sehling VII, II, 1,
614). Kurpfalz 1556, oben S. 120, ordnete an,
daß die Kinder auszuwickeln seien, wenn sie nicht
krank oder schwächlich waren.
25-25 So auch Zürich 1535, Fiij recto; Lavater, 10 verso.

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