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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0365
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Kirchenordnung 1563

hellischen pein erledigt, auf daß er uns durch sein
auferstehung und himelfarth mit seiner gerechtig-
keyt bekleidet und jetzt für dem himlischen vater
vertrete und am jüngsten gericht herrlich und one
mackel für das angesicht des vaters darstelle.
18Zum dritten, da wir in dem namen des heiligen
geists getauft werden, wird uns verheissen, daß der
heilige geist unser und unserer kinder lehrer und
tröster in ewigkeyt sein werde, uns zu waren glidern
des leibs Jesu Christi mache, auf daß wir an Christo
und allen seinen gutern, sambt allen glidern der
christlichen kirchen gemeinschaft haben also, daß
unserer sünden in ewigkeyt nit mehr gedacht, auch
die sünde und schwacheyt, die in uns noch uberig
bleibet, je lenger je mehr getödtet und in uns ein
neues leben angefangen und endtlich in der seligen
auferstendtnuß (da diß unser fleisch dem herrlichen
leib Christi gleichförmig sein wird) in uns volkomm-
lich offenbaret werden soll18.
Nachdem aber in einem jeden bund beyde theil
sich verpflichten, so verheissen auch wir Gott, dem
vater, son und heiligen geist, daß wir durch seine
gnad ine allein für unsem einigen, waren und leben-
digen Gott erkennen und bekennen wöllen, in allein
in aller noth anrufen und als gehorsame kinder le-
ben, wie diese neue geburt gefordert, welche in disen
zweien stücken stehet: Erstlich, daß wir auß warer
reu und leid uber unsere sünd alle unser vernunft
und luste verleugnen und dem willen Gottes under-
werfen und alle sünde von hertzen hassen und flie-
hen, Darnach auch, das wir anheben, lust und lieb
zu haben, nach dem wort Gottes in aller heiligkeyt
und gerechtigkeyt zu leben.
19Wann wir aber underweilen auß schwacheyt in
sünden fallen, so sollen wir doch nit darinnen blei-
ben ligen noch verzagen oder durch einiche andere
mittel denn durch Christum vergebung der sünden
suchen, sonder allezeit durch unsern tauf erinnert
werden, darvon abzustehen und festiglich zu ver-
m Hier endet der Abschnitt, der in 1585 im Winter
oder bei Schwachheit der Kinder ausgelassen
werden kann.
n-n 1585: Dann.
18-18 Ähnlich Frankfurt 1555, 45-46.
19-19 Ähnlich London 1565, 46 verso (Sehling VII,
II, 1, 612).

trauen19, daß derselben umb des blutvergiessens
Christi willen für Gott nimmermehr solle gedacht
werden, sinthemal uns der heilig tauf ein ungezweif-
let zeugnuß ist, das wir einen ewigen bund mit Gott
haben und in den lebendigen brunnen der ewigen
barmhertzigkeyt des vaters und des allerheiligisten
leidens und sterbens Jesu Christi durch die kraft des
heiligen geistes getauft seyn.
20Wiewol aber unsere kindlein dise gemeldten ur-
sachen und geheimnus noch nicht verstehen, vil
weniger können bekennen, so sollen sie doch vom
heiligen tauf keinswegs außgeschlossen werden20,
dieweil sie von Gott zu seinem bund berufen seind,
den Gott mit Abraham, dem vater aller gläubigen
und seinem samen und also auch mit uns und unsern
kindern gemacht hat: Ich wil, spricht der herr, auf-
richten meinen bund zwischen mir und dir und dei-
nem samen nach dir, bey ihren nachkommen, das es
ein ewiger bund sey, also das ich dein Gott sey und
deines samens nach dir [Gen. 17, 7]m.
21 nNun ist aber 11 unser herr Jesus Christus in die
welt kommen, nicht die gnad seines himmlischen
vaters zu schmälern, sondern vilmehr den gnaden-
bund, so zuvor im volck Israel eingeschlossen war,
durch die gantze welt außzubreiten, und hat anstadt
der beschneidung den heiligen tauf zum warzeychen
und sigel dises bunds uns und unsern kindern ver-
ordnet, wie der heilig apostel Petrus solche bestäti-
gung des bunds außtrücklich lehret in den Ge-
schichten der Aposteln im 2. cap. [38-39], da er
spricht: Thut buß und laß sich in jeder täufen auf
den namen Jesu Christi zur vergebung der sünden,
so werdet ihr empfangen die gabe des heiligen geists.
Denn euer und euer kinder ist dise verheissung und
aller, die fern seind, welche Gott, unser herr, herzu-
rüfen wird. Darzu heisset auch der herr Christus
selbst die unmündige kindlein zu sich bringen und
spricht inen mit worten und wercken das himelreich
zu, wie Marci am 10. [13-16] geschriben stehet: Zu
20-20 Fast wörtlich London 1565, 47 recto (Sehling
VII, II, 1, 612).
21-21 Ganz ähnlich Genf 1563, 36-37; ähnlich Frankfurt
1555, 50-51 (beide mit Mt 19), und London 1565,
47 verso - 49 recto (mit Mk 10) (Sehling VII, II,
1, 612-613).

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