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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0364
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Regierungszeit Friedrichs III. 1559-1576

zuweg ist, den kirchendiener umb den tauf zuvor an-
sprechen und ersuchen oder, da er nicht anheimsch,
einer von seinen freunden, damit der prediger sich
möge erkündigen, was für gevattern sein werden,
auf daß er ihne beyzeiten vermane, keine leichtfer-
tige oder lasterhafte oder sonst untüchtige personen
darzu zu gebrauchen13, damit das heilig sacrament
des taufs nicht verunehret, auch das kind durch
solche gevattern an christlicher zucht nicht ver-
saumbt werde.
Zudem soll auch der vater, so er anheimsch, sich
umb nachvolgender ursach willen zum tauf verfü-
gen14, erstlich daß er Gott, dem herren, dancke für
die erschöpfung seiner selbs und seins kinds, auch für
die erlösung durch das blut Jesu Christi, die durch
den heiligen tauf dem kind versiglet wirdt, auch Gott
umb sein gnad anrüfe, daß er sein kind zu seinem
lob und eher auferziehen möge. Demnach, auf daß
der prediger den namen des vaters, der mutter, des
kinds und gevattern ordenlich einschreibe in ein
besonder buch, so bey jeder kirchen darzu gemacht
werden und darbey bleiben soll.
Und so ein kind unehelich geborn, dessen vaters
namen man so bald nicht wissen kündte, soll der
mutter, gevattern und des kinds namen eingeschri-
ben, das kind getauft werden und solches an die
oberkeyt gelangen lassen, gepürende christliche ord-
nung darmit fürzunemen.
Form zu taufen.
Unser hilf stehet im namen des herrn, der himmel
und erden erschaffen hat [Ps. 124, 8], Amen15.
16Dieweil unser herr Jesus Christus sagt, daß wir
anderst nicht in das reich Gottes mögen kommen,
es sey dann, das wir neu geboren werden [Joh. 3,
3. 5], so gibt er uns ein gewisse anzeigung, daß un-
sere natur durchauß verkehrt und vermaledeiet ist,
und vermanet uns derhalben hiemit, daß wir uns
für Gott demütigen und ein mißfallen haben sollen
1 1585 Marginal: + Wann im winter große kält
oder die kinder schwach, mag es von signo * biß *
zu lesen underlassen werden. [Der auszulassende
Abschnitt beginnt hier und endet weiter unten,
S. 339, kurz vor dem Schluß der Taufvermah-
nung.]

an uns selbst, und bereitet uns also, seine gnade zu
begeren, durch welche all unsere boßheyt und ver-
maledeiung unserer alten natur abgetilget werde,
dann wir der gnaden Gottes nit fehig sind, es sey
denn, daß zuvor alles vertrauen auf unser eigen ver-
mögen, weißheit und gerechtigkeyt auß unsern
hertzen genommen sey, ja auch, biß das wir alles,
was in uns ist, gantz und gar verdammen.
Nachdem uns aber Christus unser elend also für
die augen gestellt, so tröst er uns auch vielmehr
durch seine barmhertzigkeyt16, indem er uns und
unsern kindern verheysset, das er uns von allen
unsern sünden waschen, das ist, uns dieselbigen von
wegen seins blutvergiessens nicht zurechnen, auch
unsere natur wider zu seinem ebenbildt durch seinen
heiligen geist erneuern wölle. Und solche verheys-
sung unserm schwachen glauben zu bestätigen und
an unserm eignen leib zu versiglen, hat er befohlen,
das wir in dem namen Gottes, des vaters, des sons
und des heiligen geistes sollen getauft werden.
117Derhalben zum ersten, da er wil, daß wir mit
wasser in dem namen des vaters getauft werden,
bezeugt er uns gleich als mit einem sichtbaren eyd
all unser leben lang, das Gott unser und unsers
samens vater sein will, uns mit aller notturft leibs
und der seelen versorgen und alles ubel uns zugut
wenden, dieweil alle creaturn von wegen des bunds,
so wir mit Gott haben, uns nit schaden können, son-
der zu unserm heil dienen müssen17.
Zum andern, indem wir in dem namen des sons
getauft werden, verspricht er uns, daß alles, was
der son Gottes gethon und gelitten hat, unser eygen
seie also, das er unser und unser kinder heyland sey,
uns mit seiner heilsamen gnaden salbe, uns durch
seine heilige empfengnuß, geburt, leiden und ster-
ben von aller unreinigkeyt und sünden erlöset hab
und all unsern fluch und vermaledeyung ans creutz
genägelt, dieselbige mit seinem blut abgewäschen
und mit im vergraben habe und also uns von der
13 Kurpfalz 1556, oben S. 121, verbot unbussfertig
Lasterhaften die Patenschaft.
14 Vgl. Calvins Ratschlag an Olevian vom 5. No-
vember 1560, CR 46, 236.
15 Dieser Beginn auch Zürich 1535, Eiij verso; La-
vater, 9 verso; Genf 1563, 30 und Frankfurt 1555,
43. 16-16 Ähnlich Genf 1563, 30-32.
17-17 Ähnlich Frankfurt 1555, 47-48.

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