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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (14. Band): Kurpfalz — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1969

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https://doi.org/10.11588/diglit.30629#0556
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Regierungszeit Johann Casimirs 1583-1592

nachmals zu ergetzlichkeit deme, so den kosten ge-
halten, erstadtet.
Zur ankunft allerx beschribnen personen soll
der kirchendiner, bey welchem der conventus ge-
halten wirdt, ein predig thun an gewönlichem ordt,
da man an daß predig zu halten pflegt an dem tag,
da man sonst in der wochen keine predig thut, alß
an einem Donnerstag oder amy Freitag, da anderst
an einem solchem tag kein ordenliche predigz ge-
halten wirdt, damit sonsten in gewöhnlichen predi-
gen nichts verabseumet werde.
Nichts destoa weniger will es ein notturft sein,
dieweil hie zum theil die erbauung der kirchendiner,
zum theil der nutz der zuhörer zu betrachten, man
sich eines gewissen texts als einer kurtzen epistel
Pauli, so in solchen conventibus soll ordenlich trac-
tiret werden, vergleichen, wie es dan auch nicht un-
erbeulich geachtetb wurde, den catechismum Hei-
delbergensem10 alhie zu tractiren, doch also, das in
einer kurtz nacheinander alle loci communes trac-
tiret werden und man ursach bekomen möge, hie-
von nachmals d uber tisch oder zu einer sondern
stundt vor dem essen (welches am ratsamsten) et-
was familiariter et sine contentione zu conferiren.
Wann dan die predig, so zum allerlengsten nicht
uber dreyvirtele stundt weren soll, in der kirchen
abgehört und die gemein heimgelassen worden, sol-
len eltesten und schulthessen bey den andern an-
komenten kirchendinern noch lenger verpleiben, der
kirchendiner, so gepredigt, abtretenf und schultheiß
erstlich, nachmals die eltesten nacheinander, was
sie am lehr und leben ires kirchendiners und seiner
gantze haußhaltung vor gmeniglich wissen anzu-
zeigeng, ermanet werden, wie auch nach diesem,
waß pfarher vor mängel am schulthessen und elte-

x Speyer: aber.
y Fehlt Speyer.
z Fehlt Speyer.
a Fehlt Speyer.
b Speyer: erachtet.
d Speyer: + entweder.
e Speyer: drei [!].
f Speyer: bey den treten.
g Speyer: mengel anzaihen.
h Speyer: anzeigen.
i Speyer: soll.
k-k Fehlt Speyer.
l Speyer Marginal: + Praesidis preces.

sten, so auch abtreten sollen, folgents uf erfragen
schuldigh.
Waß der pfarher von diesen geclagt oder von inen
geruhmet, soi inen alßbalt angezeigt, dem pfarher
aber daß seinig biß zur anderer censur vorbehalten
werden. kUnd nach diesem eltesten und schult-
hessen widerumb zu hauß heimgelassen werdenk.
lNach verrichtung dessen, wen die kirchendiner
ins pfarhauß komen, soll praeses die volgente handt-
lung mit einem gebet zu vorstehnten handlungm
und, darauf er sich bedacht hat, der sachen ein an-
fang machen. Hierauf soll der kirchendiner, so die
predig gehalten, zu einem abtritt angemanet und
die andere befragt und nacheinander angehört wer-
den, was sie an deß abgetretenen predig vor mengel
und, wie eß zu verbessern11.
Alhie son alles, was zuo rechten und erbaulichen
predigtenp gehöret, examinirt werden alß ungever-
lich, ob erq in demselbigen zu weitleufig und ob eß
accomodatum, ob er recht den textum partirt, ob er
scopum textus assequirt oder sonsten frembde que-
stiones tractirt, so eygentlich auß dem text nicht
genomen werden, ob er die partes, so er zu tractiren
proponirt, recte persequirt, ob er nicht, in dem ein
theil der predig rsich sor lang ufhalte, daß er die
andere, wie verheissen, nicht außfüren möge, ob er
auch langsam, bedächtlich und verstendiglich dem
gemeinen mann zur erbauung die sachen vortrag
und nicht die wordt eilents ubereinander werfe, ob
er auch gut deutsch fürnemlich und nicht niderlen-
dische phrases gebrauche, ob er alleß mit einem
christlichen eyver proponir, auf das meniglich sein
ernst verneme, er sichs und seine zuhörer excitiren
konne, ob er auch uf die cantzel privatsachen, so zu
verkleinerung der oberkeitt oder sou auß rachgirig-
m Speyer: + tüglich.
n Speyer: soll.
o Speyer: + einer.
p Speyer: predig.
n Speyer: + was im exordio soll betracht werden,
observire, ob er.
r-r Speyer: nicht zu.
s Speyer: + selbsten.
t Speyer: oberkeiten.
u Fehlt Speyer.
10 Text oben S. 342-368.
11 Vgl. oben S. 452-453.

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