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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0369
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Vermahnungen vom Abendmahl

sigill sollen vergwist werden, das einem jeglichen in
sonderheit 18die woltaten des verdiensts 18 Christi,
so er mit seinern leib und blut erworben hat, zuge-
hören, nemlich vergebung der siinden und das ewig
leben 19.

Also habt ir nun, lieben christen, in etlichen pre-
digten und vermanungen gehört die gantzen lehr
vom heiligen abendmal. Und anfenglich 19, das alle
clnisten, so zu iren tagen kommen und sich selbs
der busse halben priiffen können, schuldig sein, das
heilig nachtmal Christi nach seiner einsatzung zum
öftern mal zu gebrauchen, umb etlicher wichtiger
ursach willen. Nemlich von wegen des ernstiichen
befelchs Christi, den er uns vom nachtmal geben
hat, und darnach umb unserer eigenen schwachheit
willen. Denn es hat uns nit ein schlechter 20 mensch,
auch kein weltlicher keiser, bischof oder bapst, son-
der Jesus Christus, der allmechtig, ewig, himlisch
könig und hoherpriester, mit klaren, deut[233]lichen
worten befolhen, sein heüiges nachtmal nach seiner
rodnung biß an jüngsten tag zu halten und darinnen
mit brot und wein c sein heiligen leib und blut zu
essen und zu timken gegeben. Er sagt vom brot:
Nemet hin und esset, und vom keich: Nemet hin und
trinket, und von beiden: Tut das. Mit solchen wor-
ten hat uns Christus gantz hell und klar zu verste-
hen geben, das es sein gantz ernstlicher will und be-
felch sey, sein heiiig abendmal, wie ers verordnet
hat, zu gebrauchen. Und wir sollen disen befelch
desto höher halten und mit grossem lust nachkom-
men, dieweil ihn Christus 21 am ende seines natür-

c Wie Anm. b.

(1“ d In Braunsbacher und iluppertsliofener Ex. hs.
Änderungen: leib und blut, ob wir wol solches
nicht mit leiblichen augen oder mit andern leib-
lichen sinnen, sonder allein im hertzen und gemüt
durch den glauben an sein wort und stiftung, die
sich biß an jüngsten tag erstreckt, sehen und be-
greiffen künden.

18- 18 Hofmann: der verdienst.

19- 19 Hofmann 1599 (S. 169 f.):

Das wolle uns Gott der Allmächtige allen geben.
Amen.

Decimatertia et ultima concio, in qua breviter prima-
ria capita praecedentium exhortationum repetuntur.
Wir haben durch Gottes gnad an ein end gebracht
den bericht von den fürnemsten puncten deß heili-
gen abendmals, die alle erwachsene christen wol
wissen und ihren glauben und leben darnach anrich-

lichen, leiblichen lebens 21 gegeben hat. Darzu soll
uns auch treiben die grosse schwachheit unserer ver-
derbten natur, zu welcher heilung und artzney unser
lieber heiland clises sacrament auß höchster lieb
verordnet, welches niemand (denn er wölle gar ein
frecher unchrist sein) mutwillig verseumen soll 22, er
wolte denn Gott versuchen und grosse gefahr be-
stehn.

Zum andern haben wir auch gelernet, wie wir vom
wesen des heiligen nachtmals solien glauben, das,
obwol brot und wein ir wesen behelt und nit tran-
substantiiert wird, wie die aberglaubigen papisten
23one einigen grund der schrift 23 fürgeben: jedoch
so gebe uns Christus (vermög seiner stiftung und
warhaftigen und allmechtigen wort) durch die
[233 b] hand der kirchendiener seinen einigen, war-
haftigen d und wesentlichen leib und blut, nicht
sichtbarer, sondern unsichtbarer, göttlicher weiß,
die wir nicht anderst denn durch den glauben an
sein wort und stiftung, die sich biß an jüngsten tag
erstreckt, sehen mögenA

Zum dritten, so haben wir vom nutz des nacht-
mals gehört, das es fürnemlich sey von Christo ver-
ordnet, das wir durch die teuren unterpfand und
sigel seines leibs und bluts sollen vergewist werden
in unserm christlichen glauben, das ist, das uns umb
Christi willen die sünd vergeben, die erlösung vom
ewigen tod und das erb des ewigen lebens one alien
zweifel zugehöre. Mit solchem haubtnutz laufen
auch etlich andere nutzbarkeiten, als nemlich, das
der ITeilig Geist uns durch den rechten gebrauch

ten sollen, damit sie sich in keinerley weiß, weder
mit verseumnuß noch unrechter und unchristlicher
meinung heydes vom wesen und nutz, noch mit un-
wirdiger empfahung desselhigen gegen unserm
herrn und Gott ubersehen und versündigen. Nun
wollen wir jetzund zum beschluß dieser handlung
die vier hauptstück deß h. nachtmals kürtzlich repe-
tiren und widerholen, damit wir dieselben desto
tiefer und besser zu hertzen führen und nimmer auß
der gedächtnuß lassen und in vergessenheit stellen,
sondern uns die gantze zeit uber unsers natürlichen
lebens darnach wissen gehorsamlich gegen Gott zu
erzeigen und zu halten und das heiiig nachtmal zu
unserm trost und heil zum oftermal zu gebrauchen.
So haben wir nun anfänglich gehört.

2° = gewöhnlicher.

21-21 Hofmann: kurtz vor seinem todt.

22 Hofmann: + und kan.

23-23 jpepit Hofmann.

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