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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Franz, Gunther [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0368
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25. Kirchenordnung 1578

nachtmals den leyen gebüre und gnugsam sey, für
ein lauter teuflische und antichristische lehr urteile
und halte.

Darnach so haben auch die a zwinglischen und
sacramentschwermer ein unrechte und gottslesteri-
sche meinung vom wesen des nachtmals, indem, das
sie lehren und glauben, es werde uns mit brot und
wein niclit warhaftig und wesentlich a der heilig leib
und blut Christi uberantwortet, sondern brot und
wein im abendmal deuten allein und seyen zeichen
des ab[231 b]wesenden leibs und bluts Christi. Dann
solche meinung und lehr ist den worten Christi ent-
gegen und will Christum zum lügner und onmechti-
gen Gott machen. Darumb muß ein jeglicher sich
also prfiffen, das er den worten Christi, die er vom
brot und wein im abendmal geredt hat und gesagt,
es sey sein leib und blut, fest giauben gebe, und laß
sich sein vernunft gar nicht hindern oder irr machen.

Zum andern, vom gebrauch und nutz des abend-
mals, sollen wir uns auch prüffen, das wir keines-
wegs halten, Christus hab sein nachtmal nit allein
zur niessung seines leibs und bluts, sondern auch
zur opfermeß ftir die sünde der lebendigen und der
toten verordnet 9. Dann dise meinung ist auch der
einsatzung des nachtmals 10 entgegen. Es hat je
Christus vom brot und wein gesagt mit hellen, deut-
lichen worten: Nemet hin, esset, trinket etc. Dar-
durch hat er gantz klar angezeigt, wie er sein nacht-
mal gestift habe nicht zu dem gebrauch, das wir
etwas opfem oder geben solten, sondern, das wir von
im etwas soilen empfangen und nemen, nemlich sein
heiligen leib und blut, die er für uns dem vatter am
creutz einmal aufgeopfert hat und uns ein ewige und
volkommene erlösung erlangt hat.

Dann ob wol Christus unter andern worten im

a-a In Braunsbacher und Ruppertshofener Ex. hs.
Änderungen: diejenige lehrer ein unrechte und fal-
sche meinung vom wesen des nachtmals, welche
lehren und glauben, es werde uns durch die mittel
brots und weins nicht warhaftig.
b Für ,,mit brot und wein“ in Braunsbacher und
Ruppertshofener Ex. hs. Änderung: durch die
mittel brots und weins.

9 Kritik an dieser mittelalterlichen Entwicklung z.B.

in KO 1553 (Nr. 5, § 8).

10 Hofmann: -f stracks.

abendmal gesagt hat: Tut das, welches die losen
papisten al[232]so deuten, als hieß es so vil als
opfert: jedoch so hat Paulus 1. Corinth. 11 [25f.]
dise wort auß anregung des Heiligen Geists, der
nicht liegen kan, also außgelegt: Solches tut, so oft
irs trinkt, zu meinem gedechtnuß. Darauf setzt er
gleich dise wort: Dann so oft ir von disem brot esset
und von disem kelch trinket etc. Sihe, wie Paulus
das wort: tut, nicht auf ein einiges opfer 11, sonder
auf die niessung oder essen und trinken zeucht.

Letztlich, ob wol die newen papisten irer armen
gefallenen opfermeß mit einem newen hinderwert-
lichen 12 fund wöllen wider aufhelfen, das nemhch
dardurch dem nechsten 13 der verdienst des vol-
kommenen gehorsams und opfers Christi, am creutz
emmal geschehen, appliciert und zugeeignet werde 14:
jedoch so schlegt die einsatzung des heiligen predig-
ampts die newen 15 opfermeß zu boden. Denn es hat
je Christus (wie die zeugnussen der schrift, sonder-
lich Matth. 26 [28, 18-20], Marci am letzten [16,
15 f.] sehr klar sem) darumb das heilig predigampt
eingesetzt und verheissen, darbey zu sein und drob
zu halten biß auf sein widerkunft, das durch das-
selb seine himlische güter, die er durch sein gehor-
sam und opfer erworben, dem menschen fürgetragen
und außgeteilt 16 würden, welche ihnen die menschen
zueignen, so sie das evangelium mit einem rechten
glauben annemen 17.

Demnach sollen wir uns also [232 b] prüffen, das
wir alle irrige und ungegrlindte meinung vom wesen
und gebrauch des abendmals hinlegen und den eini-
gen christlichen und bestendigen glauben vom
abendmal haben, nemlich disen, das uns Christus
mit brot und wein b seinen heiligen leib und blut
mitteile, das wir dardurch, als durch em göttlichs

11 Hofmann: opfern. Einig = einzig.

12 = hinterrücks, falsch (Fischer 3, 1669).

13 Statt ,,dem nechsten“ bei Hofmann: den menschen.

14 Ygl. Concilium Tridentinum Sessio XXII, c. 1 und 2.

15 Hofmann: newe arme.

16 Hofmann: + und den gewachsenen, so sich prüfen
können, durch den wahren leib und blut hn hochwir-
digen abendmal insonderheit applicirt und zu eigen
bestetigt, vergwiset [= vergewissert] und verpfen-
det.

17 Hofmann: + und in bußfertiger bereitung des nacht-
mal deß tlerren empfangen.

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