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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Franz, Gunther [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (15. Band = Württemberg, 1. Teil): Grafschaft Hohenlohe — Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1977

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https://doi.org/10.11588/diglit.30654#0536
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33. Polizei- und Eheordnung 1583

Und darmit diser unser befelch endlich gehand-
habt, so soll ein jeder stattknecht, dorfsbüttel oder
wechter uber ein viertel stund, nachdem man die
weinglocken geleutet 35 oder das horn geblasen, in
ein jedes würts und heckenwürts behausung sich
verfügen und sehen, ob jemands unserer burger oder
undertanen noch in den würtsheusern f zechen tett,
und da er einen oder mehr befindet, den- oder die-
selben bey seinem aid alsbald oder des andern tags
dem amptsdiener, schultheisen oder anwalt deßel-
ben orts namhaft machen und nicht verschweigen;
der alsdann den- oder dieselben ubertretter, wie
vorsteht, mit dem narrenheußlin straffen und den
wihrt den straffgülden dennechsten zu erlegen an-
halten, auch uns verrechnenL

[Schluß]

Demnach so gebieten und befelhen wir allen un-
sern amptleuten, kellern, vögten, schultheisen, an-
wälden, befehlhabern und gerichten 37 hiermit ernst-
hch und bey iren pflichten und ayden, darmit sie
uns verwant 38, daß sie uber clisen unsern ordnungen
streng, ernstlich und mit vleiß halten, handhaben
und gehorsamlich geleben; auch die gericht in denen
fellen, so für sie kommen, rechtlich und peinlich er-
kennen 39 und darunter niemand verschonen, noch
einiche freundschaft, gunst, schenk, gab oder ei-

f B: + oder rockenstuben 36.
e In A zugefügt: soll.

h Datum in B: montag den fünfundzweintzigisten
tag deß monnats Februarii.

36 Zur Weinglocke um 8 oder 9 Uhr siehe PO 1588
(Nr. 43, § 13).

36 = Spinnstube an den Winterabenden („Versetz“).

37 Zu den Personengruppen siehe S. 10.

niche ander ursach davon abhalten laßen sollen.
Dann da wir von einichen amptsdiener berichtet
oder in exflarnus kommen würden, das er in hand-
habung diser unserer ordnung und befehl fahrleßig
gewesen oder jemand verschonet und durch clie
finger gesehen, gedenken wir denselben umb
zweintzig gülden, und, da auch das ubersehengrößer,
nach gelegenheit auch höher zu straffen oder gar zu
beurlauben. Nicht weniger straff sollen auch die
gericht von uns uf den fall, sie hiewider mit irer er-
kantnuß oder sonsten handelten, ernsthch und un-
nachleßlich zu gewarten haben.

Und damit sich alle unsere untertonen darnach
zu gerichten, vor den bestümpten straffen, peenen,
schaden, nachteil undunsern ungnaden zu verhlitten
wissen, so sollen unsere amptsdiener jedes orts dise
unsere gebott nicht allein anjetzo, sonder auch all-
wegen zum halben jar uf der cantzel offenthch ver-
lesen laßen 40, die kjuchendiener auch darvor oder
darnach ein kurtze vermanung zum pfarrvolk tun.
Das wöllen wir uns sowol zu den kyrchen- und
amptsdienern als auch unsern untertanen zu ge-
schehen gentzlichen verlaßen, als das auch unser
gantz ernstlicher befelch, will und mainung. Zu
urkund haben wir unser gemein cantzleysecret 41
zu end auftrucken laßen. Geben und geschehen zu
Newenstain, denn 16. Januarii 11, alß man zällt nach
Christi, unsers einichen erlösers und sehgmachers ge-
purt, eintausendfunfhundertachtzig und drey jare.

38 = bei den Amtseiden, mit denen sie an die Herr-
schaft gebunden sind.

39 = nach Recht und auf Strafe urteilen.

40 Nach der EheO. 1572 (Langfassung, Nr. 19 a), S. 199,
sollte der Pfarrer vierteljährlich die Ordnung verle-
sen.

41 = sigillum secretum oder commune, das kleinere
Siegel, hier der gemeinsamen Neuensteiner Kanzlei.

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