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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

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https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0687
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Kirchenordnung 1560

Vatter unser. |34r|
Betet ferners mit mir also:
O allergüettigster und getrewester herr Jesu
Christe, wir biten dich, sihe gnedigklich uf uns arme
schefflin deiner waid, welche du durch das costbar-
lich blut deines bittern leidens und sterbens
schmertzlich erleset hast, und verleihe uns, im rech-
ten glauben, in brinstiger lieb und stetter hoffnung
zu deinem tisch komen, hungerig und durstig nach
der gerechtigkait, uf das wir dein Nachtmal uns nit
zum gericht empfahen, sonder zu dem ewigen leben,
der du mit dem vatter und dem h[eiligen] gaist le-
best und regierest in Ewigkait. Amen. |34v|y
Jetzund gibt er dem Kranckhen des herren Leich-
nam mit disen worten: Der ungezweiffelt glaub, den
du hast in den getedteten leib unsers herren Jesu
Christi, füre dich in das Ewige leben. Amen.
In darraichung des Kelchs oder des bluts Christi
mit disen worten: Der ungezweiffelte glaub, den du
hast in das unschuldige vergossen blut unsers herren
Jesu Christi, Rainige dich von allen deinen Sünden.
Amen. |35r|
Ermanung zu dem Kranckhen.
N., wolan lieber Bruder (oder Schwester), hie
hastu dich jetzund bezeuget für einen seligen Chri-
stenmenschen und bist nun ein glid des leibs Christi,
darumb sey eingedenckh das, wer also durch den
glauben Christo, dem herren, wirt eingeleibt sein, so
er schon stirbet, mag in der todt nit ewigklich be-
halten, sondern wirt am jungsten tag widerumben
uferstehn nicht zu einem zersterlichen leben, son-
dern zum ewigen leben und wirt gott sehen von an-
gesicht zu angesicht, zugesellet den |35v| Englen und
ausserwelten h[eiligen] gottes, in der hoffnung
sterckh dein hertz und deinen gaist und willen setze
in die hände gottes, die da haben aus nichts den
himmel und die erden erschaffen, der wirt auch den
menschen, der zu seiner bildtnus erschaffen und

z In Form und gstalt Basel 1526 folgen noch zwei weitere
Absätze.
a Folgt von fol. 24r bis hierher fast wörtlich Form und
gstalt Basel 1526, fol. Cvi-Dviii, vgl. Seite 665 Anmer-
kung g.

durch seinen Son erlest, behalten, das er in ewigkait
nit verderbe.z
Gesegnung.
Gott, der herr, sterckhe dich an leib und seel und
verleyhe dir gnad und Krafft wider alle anfechtung,
das du im glauben verharrest und bestendig bleibest
bis |36r| an das Ende, so wirstu selig. Der herr sey
bey dir und segne dich, er behüte dich vor allem
übel und erfülle dich mit allem guttem in Ewigkait.
Amen.a
Ordnung, uff die Sonntage und fürneme hohe
Fest gerichtet zu halten.
Erstlich, nach dem man zusamen geleut, fahet
der Schulmaister oder seines abwesens und an seine
stat der pfarrherr, bis |36v| sich das volckh versam-
let, an zu singen, so je nach gelegenhait der zeit und
Materia tractandae dienet, als psalm 6: Domine ne
in furore tuo arguas etc.58
Auf disen oder einen andern psalm oder was sonst de
tempore gesungen, singt man volgends Kyrie Eley-
son samt dem angehenckhten gloria in Excelsis Deo.
Nach disem gesang geht der pfarrherr oder diaconus
für den altar und list die sontegliche Epistel oder an
deren statt ein Capitel oder desselbigen paragra-
phen als des halben oder driten |37r| thails nach lenge
und gelegenhait aus dem Newen Testament, in der
Apostel geschicht angefangen, und wan dis aus, die
Epistel zu den Römern, nachmals die ad Corinthios
und so fortan für die hand genomen, und da das
Ennd erraicht, fornen widerumb angefangen wirt.
Nach verlesner Epistel oder paragrapho vermelter
Capitel eines singt man den 116. oder einen andern
psalm: Laudate Dominum omnes gentes.59 |37v|

58 Ps 6,2ff.
59 Ps 117,1-2.

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