Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0686
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neckarbischofsheim

lebens erlengert hast,56 wollest mit derselbigen
kraftt deiner göttlichen Mayestet auch disem
krancken zu deiner Ehr gesundthait verleihen nach
deinem willen und wolgefallen, durch Christum Je-
sum, unsern herren. Amen.
Hierauf volgt ein lection aus dem Leiden Christi:
Da die Kriegs knecht des Landtpflegers Pilati
mit dem herren kamen seind an das ort, das man
nenet Schedelstat, creutzigten sie in da selbst, und
die zween übeltheter mit ime, einen zur rechten und
einen zur linckhen hannd. Jesus aber |31r| sprach:
Vatter, vergib inen, dan sie wissen nicht, was sie
thun. Und sie thailten seine klaider und wurffen das
loß darumb, und das volckh stund und lugt zu, und
die hohenpriester sampt inen runtzelten die Nasen
und sprachen: Er hat andern geholffen, er helff ime
nun selber, ist er Christus, der ausserwelte gottes.
Es verspotten inen auch die Kriegsknecht, tratten
zu im und brachten im essig und sprachen: Bistu der
Juden König, so hilff dir selber! Es war auch oben
uber im geschriben mit Hebraischen und Griechi-
schen und Lateinischen |31v| Buchstaben: Dis ist der
Juden König. Aber der ubeltheter einer, die da ge-
henckht waren, lestert in und sprach: Bistu Chri-
stus, so hilff dir selbs und uns! Da antwortet der
ander, strafft in und sprach: Du forchtest gott auch
nit, der du doch in gleicher verdamnus bist. Und
zwar wir sind billich darinen, dan wir empfahen,
was unser tatt verdient haben. Diser aber hat nichts
ubels gehandelt. Und sprach zu Jesu: Herr, ge-
denckh an mich, wan du in dein Reich komest. Und
Jesus sprach zu im: Warlich, sag ich dir, heut wirstu
mit mir im paradis sein. Und |32r| es war umb die
neundte stund, und die Son verlor iren schein, und
der fürhang des tempels zerriß mitten entzway. Und
Jesus rufft laut und sprach: Vatter, ich bevelch mei-
nen gaist in deine hend. Und als er das sagt, gab er
den gaist uff.57
Durch den glauben diser worten des hailigen
Evangelii verzeihe uns, gott, alle unsere Sünd.
Amen.
x In Form und gstalt Basel 1526 folgen hier Vaterunser und
Glaubensbekenntnis.
y-y Fehlt in Form und gstalt Basel 1526.

Ermanung zu dem Kranckhen.
Mein lieber Bruder (oder Schwester), du hast
gehert, wie unser ewiger gott und |32v| herr seines
eingebornen Sons nit geschonet hat, sonder in für
uns in den todt geben, durch welches leiden wollest
dich also sterckhen, das du auch frey willig (wo gott
über dich gepietten würdt) den todt wollest dich an-
nemen, und wie Christus vorhin gethon, wollest ver-
zeihen alle den jenigen, die wider dich gethan ha-
bend, und für sie biten, und noch vil mehr biten, das
man auch dir verzeihen wolle, wo du yemands mit
worten, werckhen oder mit besem Exempel beleidi-
get hast. Mit guttem fürsatz, wo dir gott die ge-
sundhait verleihe, wollest gantz nach dem wort
Christi mit seiner gnaden hilff zu guthen dem nechs-
ten leben und als unchristlichen |33r| wesens müssig
gen. Des zue warzaichen, so begerest du dich zuver-
einigen mit allen Christen in Empfahung des hoch-
wirdigen Sacraments des leibs und bluts Christi.
Antwort der kranckh: Ja.x
Hierauff der pfarrherr: So herend die wort des her-
ren Nachtmal.
Der herr Jesus in der Nacht, da er verradten
war, nam er das brot, und als er gedanckht het,
brach er es und gabs seinen jüngern und sprach:
Nemend hin und essend, das ist mein leib, der für
euch hingeben würdt, solches thut zu meiner ge-
dechtnus. Des gleichen auch den kelch nach dem
abendmal |33v| gab er inen und sprach: Nemet hin
und trinckhet alle daraus, das ist der kelch des Ne-
wen Testaments in meinem blut, der für vil vergos-
sen wirt zu vergebung der Sünden, solches thut zue
meiner gedechtnus, so offt ir trinckht. Und sy
trunckhen alle daraus.
yNach diser consecration wendet sich der pfarrherr
widerumb zum kranckhen und sagt:
Lieber Bruder (oder Schwester), ehe dan wir nun
zu des herren tisch gen, sein Nachtmal zu halten, so
wollen wir zuvor beten, wie uns Christus gelert und
erherung zugesagt hat:
56 2Kön 20,1-7.
57 Lk 23, 33-46.

668
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften