Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (16. Band = Baden-Württemberg, 2): Herzogtum Württemberg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2004

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30655#0688
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Neckarbischof sheim

Hieruf geht der pfarrherr oder prediger uf die Cant-
zel und thut dem volckh das Evangelium verkün-
digen und erkleren uff drey viertel stund, und so die
predig beschlossen, die gemaine bericht60 gethon
und absolution gegeben, so hebt der Schulmaister
oder an sein statt der pfarrherr volgends teusch
patrem61 oder das kurtze Simbolum Apostolicum an
zu singen, nach welchem der pfarrherr für den altar
trit, thut das gemein gebet volgender gestalt:
Andechtige, geliebte gottes in Christo, dem herren.
Dieweil wir, jetz alhie versamlet, |38r| gehert haben
das wirdige, edel und crefftige wort gottes, welches
ist ein wort der warhait, des hails und lebens, dar-
durch alle ausserwelte kinder gottes im glauben und
liebe geiebt62 und gefüret werden zu einem Christli-
chen, gottseligen leben und weßen, darumb so last
uns in der liebe unserm Nechsten dienen und neben
der teglichen hilff und handtraichung, so wir in son-
derhait den armen, unsern Brüdern und mitglidern,
aus gottes bevelch zu thun schuldig, nach seinem
wort und trostlicher zusagung auch getrewlich biten
für |38v| alle anligende notturfft der gantzen Christ-
lichen gemain und anfenckhlich:
Pro Ministris Ecclesiae.
Für die gemaine Christliche kirchen und alle
derselben diener in dem wort gottes, uf das sy gott
durch seinen h[eiligen] gaist sterckhen welle wider
allen anlauff und versuchung des besen feindes,
darmit sy uf dem starckhen felßen, unsern herren
Jesu Christo, bestendig bleiben.
Bettend mit mir also: |39r| Allmechtiger, ewiger
gott, der du hast allen velckhern deine gnad durch
unsern herren Jesum Christum geoffenbaret, erhalt,
herr, das volckh deiner Barmhertzigkait, das deine
Kirche sampt deinen dienern in deinem wort, durch
die gantze welt zerstrewet, dir mit bestendigem
glauben dienen und in bekantnus deines heiligen
Namens bestendig bleiben, sprecht von Hertzen:
Amen.

60 Beichte.
61 Luthers „Wir glauben all an einen Gott“ AWA 4, Nr. 24.
62 Geübt.

Pro Magistratu.
Lasset uns auch aus gottes bevelch bitten für die
|39v| weltliche Obrigkait, unsern allergnedigsten her-
ren, den Rö[mischen] Kayser, alle Christliche Kö-
nig, Chur- und Fürsten, der selbigen Reth und die-
ner, auch für ein gnedige herrschafft dises fleckhens,
der amptleut und bevelchshaber, das wir under inen
ein geruwiges und stilles leben füren megen in aller
gottseligkait, dan soliches gut darzu angenem ist
vor gott, dem herren, welcher will, das alle men-
schen genesen und zue erkantnus der warhait kom-
men.
Bettend mit mir also: |40r| Allmechtiger, ewiger
gott, in welches hannd aller menschen gewalt und
Obrigkait bestehn, von dir gesetzt zur straff der
übelthetter und wolfart der frommen menschen, in
welches hand auch sten alle rechte und gesatz aller
Reich, wir biten dich, sihe gnedigklich uf unsern al-
lergnedigsten herren, den Rö[mischen] Kaiser, uf
alle Churfürsten, Fürsten und herren der Christen-
hait, auch uf ein gnedige herrschafft dises fleckhens,
deren ampt und bevelchsleüten. Erleuchte sy mit
erkantnus deiner güette und des h[eiligen] Evange-
liums, |40v| uf das si dich für iren rechten oberherren
erkenen, nach deinem getlichen wolgefallen regieren
und das weltliche schwert, inen von dir bevolchen,
Christlich nach deinem wort und befelch füren me-
gen, sprecht von Hertzen: Amen.63
Für Kranckhait.
Lasset uns auch unsern herren gott anruffen, das
er die welt von irthum, Kranckhait, Tewerung, ge-
fenckhnus, sterben und aller widerwertigkait, so uns
durch den besen gaist zu verderbung werden zue ge-
fügt, gnedigklich wolle erlesen. |41r|
Bettet mit mir also: Allmechtiger, ewiger gott,
ein könig himmels und der Erden, ein trost aller be-
triebten und trawrigen hertzen, ein sterckhe der
Schwachen, laß für dein angesicht durch unsern her-
ren Jesum Christum komen die bit aller menschen,
die in bekümmernus und anfechtung zu dir seufftzen
und schreyen, uf das menigklich merckh deine hilff
63 Frei nach KO Brandenburg-Nürnberg 1533, vgl. Osi-
ander, GA V, S. 152; Sehling, EKO XI, S. 191.

670
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften