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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0104
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Schwäbisch Hall

hayssen, Auch mich zuo ainem erben, durch seinen
sun Jesum Christum, aller seiner gütter gemacht
hatt.
Frag: Warumb hayst du Gott allmechtig?
Antwort: Darumb, das er nit allain alle ding zuothuon
vermag, Sonder auch alle | Aviib | ding im hymel,
auff erden und under der erden schafft, wirckt, han-
delt und außricht.
Frag: Warumb sagstu „ain schöpffer hymels und
der erden“?
Antwort: Darumb, das er im anfang auß nicht[s] hat
den himel nit allain erschaffen, sonder noch biß auff
disen tag erfült, enthelt und regiert.
Frag: Was nutz bringstu darvon, das du gelaubst
in Gott vater, almechtigen schöpffer hymels unnd
erdtreychs?
Antwort: Disen nutz, das ich durch den glauben un-
sern Herren Gott annymm als mein höchstes guot
und glück oder unglück auß seiner handt entpfahe,
wie er mir alle gnad und barmhertzigkait als seiner
Creatur mittailt und wie er mich biß in ain ewiges
leben erhalten wöll.
Frag: Ist Got auch sichtbarlich?
Antwort: Nayn.
Frag: Waher kennest du dann Gott?
Antwort: Auß der Predig seins aingebornen Suns,
| Aviiia | unsers herren Jesu Christi, wie geschriben
stehet: Gott hat niemandt gesehen, aber sein ain-
geborner Sun, der da ist in der schoß seins vatters,
hatt inen uns erklärt und geoffenbart10.
Der II. Articul
Frag: Was mainstu, so du sprichst „Ich glaube in
Jesum Christum“?
Antwort: Ich main, wie ich glaub, das der sun Got-

tes, so mensch ist worden, sey nach seinem namen
ain rechter, warer Jesus, welchs auf unser teutsch
ain seligmacher haißt, und sey auch der recht, war
Meschias oder Christus, das ist der gesalbet künig
und priester, aller welt trost und hayl.
Frag: Warumb sagstu „sein aingeborner sun“?
Antwort: Darumb, das Christus von ewigkait ain
warer Gott, von seinem vatter nitt nach menschli-
cher, sonder nach Göttlicher, unbegreyfflicher weyß
geborn ist. | Aviiib |
Frag: Warumb sagstu „unsern Herren“?
Antwort: Darumb, das er von Gott uns ist für ge-
stellt und geschenckt als unser frümbkait, gerechtig-
kait und erlösung. Auch darumb, das er uns für ist
gestellt als ain liecht, ain weeg, ain thür, ain versü-
nung unnd ain mittler, dardurch wir zuo dem un-
sichtbarlichen thron des hymlischen vatters mögen
eingehen.
Der III. Articul
Frag: Warumb sprichst du „der entpfangen ist von
dem hailigen gayst“?
Antwort: Darumb, das Christus von kainem män-
lichen samen mit sünd, wie andere menschen, sonder
durch den hailigen gayst on sünd entpfangen ist.
Frag: Warumb sagst du „geborn von Maria, der
Junckfrawen“?
Antwort: Darumb, das Maria ain rechte, ware muo-
ter Christi durch die krafft Gottes worden ist | Bia |
und hatt doch ir unbefleckte Junckfrawschafft dar-
bey behalten.
Frag: Warzuo nutzt dir diser Articul?
Antwort: Er nutzt mir dahin, das mir mein sündt-
lich entpfengknuß nit zur sünd vor Gottes urtayl
gerechnet und mein sündtlich geburt durch Jesum
Christum zur hailigkait gesegnet wirdt.

10 Joh 1,18.

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