Einleitung
Fagius,23 der seit 1527 als Schulmeister in Isny tätig war, seit 1530 in der Pfarrkirche hebräisch, griechisch,
lateinisch und deutsch, eine Übung, die an die Zürcher Theologenschule am Großmünsterstift erinnert.24
Einer der ersten Schritte auf dem Weg zu einer Neuordnung des evangelischen Kirchenwesens war, dass
der Rat den drei Kaplänen Andreas Weiß, Balthasar Buffler und Peter Schnierlin im März 1531 die Feier
der Messe verbot.25 Mit der förmlichen Protestation des Isnyer Bürgermeisters sowie des Rates, Stadtam-
manns und Stadtschreibers gegenüber dem Abt des Benediktinerklosters unterstrich der reichsstädtische
Magistrat seine evangelische Haltung.26
3. Die Konsolidierung der Reformation 1532-1548
Die Umsetzung reformatorischer Maßnahmen in die Praxis verlief zunächst schleppend, da der Rat davor
zurückscheute, konsequent gegen das einflussreiche Isnyer Benediktinerkloster vorzugehen. Zur Unterstüt-
zung versuchte man vergeblich, Martin Bucer und Johannes Oekolampad in die Stadt zu holen. Stattdessen
kam am 14. September 1532 der Konstanzer Theologe Ambrosius Blarer für ein halbes Jahr nach Isny.27
Trotz seiner Bemühungen konnte kein Fortschritt gegenüber dem Kloster erzielt werden, wie Blarer am
20. Dezember in einem seiner zahlreichen Briefe an den Esslinger Stadtschreiber Johann Machtolf28 schrieb:
Hie zu Eisne seind die götzen auß den andren drey kirchen gerumpt; aber im kloster stond sy sampt der mess noch
gantz auffrecht.29 Am 17. Januar 1533 resümierte Blarer gegenüber Machtolf resigniert, dass die Reforma-
tion in Isny durch den einflussreichen Stadtschreiber ins Stocken geraten sei: Hie stat es noch wie vor; waiß
nitt, wie es sich schicken will. Alles volck ist hytzig und sech gern ain fürgang. Aber die zunfftmaister seind
dermassen durch den stattschreiber abgericht, ich main, wann Christus selb kem und todten uffwackte, es hulff
nichts.30
23 Paul Fagius war zwischen 1537 und 1542 Pfarrer in Isny,
Kammerer, Isny, S. 143f. Zu Paul Fagius siehe auch
Raubenheimer, Fagius, S. 23-39; Kammerer, Refor-
mation, S. 36f.
24 Nach einem Bericht in der Feuersteinschen Chronik,
Evangelisches Kirchenarchiv Isny S 105: 1530 d. 18 Ok-
tobris hat man zu Yßni in der Kirchen zu lesen angefangen
hebraisch, Griechisch, Latein und teutsch. Diese Lesepra-
xis wurde zwei Jahre später wieder eingeschränkt, indem
auf die griechische und hebräische Lesung verzichtet
wurde: 1532 d.25 Aug. ist hier das hebraisch und grie-
chisch lesen wieder abgestellt worden. Vgl. Kammerer,
Reformation, S. 15. Zur als „Prophezei“ bezeichneten
Zürcher Theologenschule siehe RGG 6, Sp. 1716.
25 Scharff, Reformation, S. 46; Kammerer, Reforma-
tion, S. 23; Sauter, Inkorporationen, S. 73 Anm. 33;
Warmbrunn, Reformatoren, S. 176. Die Feuerstein-
sche Chronik, Evangelisches Kirchenarchiv Isny S 105,
berichtet: 1531 d. 10. Merz hat man die meß in der Pfarr-
kirchen zu halten abgestellt.
26 Kammerer, Reformation, S. 22.
27 Schiess, Briefwechsel I, Nr. 301, S. 361 Ambrosius Bla-
rer an Johann Machtolf: Auff 14. diß monats beyn ich her
gen Ysne kommen, bleyb ain klains zeytl hie, wie ich dann
hoch gepetten beyn worden; ways nitt, wann ich verruck;
vgl. Kammerer, Reformation, S. 16; Warmbrunn,
Reformatoren, S. 177. Johannes Machtolf lic. iur. war
Stadtschreiber in Esslingen, siehe Schiess, Briefwech-
sel I, S. 261. Blarer bat die benachbarten Reichsstädte
Esslingen, Ulm, Konstanz und Memmingen, den Isnyer
Magistrat zu unterstützen, damit die begonnene Refor-
mation fortgesetzt würde, Schiess, Briefwechsel I,
Nr. 302; vgl. Kammerer, Reformation, S. 24.
28 Schiess, Briefwechsel I, Nr. 310, S. 370f.; vgl. Nr. 303
und 304.
29 Ebd., Nr. 312, S. 372f. Vgl. Nr. 314, S. 374f. vom
2. Januar 1533: Ich harr noch hie zu Ysne, aber nitt lang
mehr. Die gotzen sind in der pfarr hinweg, nitt dem kloster.
Hat der stattschreiber hie so vyl practiciert, das sy dißmal
sampt der mess daselbst ston beleyben biß uff kunfftigen
pundtslag Quasimodo etc. Es ist sonst ein uberuß handtli-
che, guthertzige gmaind hie, und sech wyb und mann gern,
das alle grewel abgeschafft wurden. Ist man gantz ubel
zufriden mitt dem stattschreiber. Vgl. ebd., Nr. 316,
S. 377f. Am 27. Juni 1532 wurde das Sakramentshäus-
chen aus der Pfarrkirche entfernt, Feuersteinsche Chro-
nik, Kirchenarchiv Isny S 105:1532 d 27. Juni teeg [=tat]
man das heüigthum aus der Pfarrkirchen.
30 Schiess, Briefwechsel I, Nr. 318, S. 380. Am 17. April
1533 wurde die Stadt Isny durch ein kaiserliches Mandat
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Fagius,23 der seit 1527 als Schulmeister in Isny tätig war, seit 1530 in der Pfarrkirche hebräisch, griechisch,
lateinisch und deutsch, eine Übung, die an die Zürcher Theologenschule am Großmünsterstift erinnert.24
Einer der ersten Schritte auf dem Weg zu einer Neuordnung des evangelischen Kirchenwesens war, dass
der Rat den drei Kaplänen Andreas Weiß, Balthasar Buffler und Peter Schnierlin im März 1531 die Feier
der Messe verbot.25 Mit der förmlichen Protestation des Isnyer Bürgermeisters sowie des Rates, Stadtam-
manns und Stadtschreibers gegenüber dem Abt des Benediktinerklosters unterstrich der reichsstädtische
Magistrat seine evangelische Haltung.26
3. Die Konsolidierung der Reformation 1532-1548
Die Umsetzung reformatorischer Maßnahmen in die Praxis verlief zunächst schleppend, da der Rat davor
zurückscheute, konsequent gegen das einflussreiche Isnyer Benediktinerkloster vorzugehen. Zur Unterstüt-
zung versuchte man vergeblich, Martin Bucer und Johannes Oekolampad in die Stadt zu holen. Stattdessen
kam am 14. September 1532 der Konstanzer Theologe Ambrosius Blarer für ein halbes Jahr nach Isny.27
Trotz seiner Bemühungen konnte kein Fortschritt gegenüber dem Kloster erzielt werden, wie Blarer am
20. Dezember in einem seiner zahlreichen Briefe an den Esslinger Stadtschreiber Johann Machtolf28 schrieb:
Hie zu Eisne seind die götzen auß den andren drey kirchen gerumpt; aber im kloster stond sy sampt der mess noch
gantz auffrecht.29 Am 17. Januar 1533 resümierte Blarer gegenüber Machtolf resigniert, dass die Reforma-
tion in Isny durch den einflussreichen Stadtschreiber ins Stocken geraten sei: Hie stat es noch wie vor; waiß
nitt, wie es sich schicken will. Alles volck ist hytzig und sech gern ain fürgang. Aber die zunfftmaister seind
dermassen durch den stattschreiber abgericht, ich main, wann Christus selb kem und todten uffwackte, es hulff
nichts.30
23 Paul Fagius war zwischen 1537 und 1542 Pfarrer in Isny,
Kammerer, Isny, S. 143f. Zu Paul Fagius siehe auch
Raubenheimer, Fagius, S. 23-39; Kammerer, Refor-
mation, S. 36f.
24 Nach einem Bericht in der Feuersteinschen Chronik,
Evangelisches Kirchenarchiv Isny S 105: 1530 d. 18 Ok-
tobris hat man zu Yßni in der Kirchen zu lesen angefangen
hebraisch, Griechisch, Latein und teutsch. Diese Lesepra-
xis wurde zwei Jahre später wieder eingeschränkt, indem
auf die griechische und hebräische Lesung verzichtet
wurde: 1532 d.25 Aug. ist hier das hebraisch und grie-
chisch lesen wieder abgestellt worden. Vgl. Kammerer,
Reformation, S. 15. Zur als „Prophezei“ bezeichneten
Zürcher Theologenschule siehe RGG 6, Sp. 1716.
25 Scharff, Reformation, S. 46; Kammerer, Reforma-
tion, S. 23; Sauter, Inkorporationen, S. 73 Anm. 33;
Warmbrunn, Reformatoren, S. 176. Die Feuerstein-
sche Chronik, Evangelisches Kirchenarchiv Isny S 105,
berichtet: 1531 d. 10. Merz hat man die meß in der Pfarr-
kirchen zu halten abgestellt.
26 Kammerer, Reformation, S. 22.
27 Schiess, Briefwechsel I, Nr. 301, S. 361 Ambrosius Bla-
rer an Johann Machtolf: Auff 14. diß monats beyn ich her
gen Ysne kommen, bleyb ain klains zeytl hie, wie ich dann
hoch gepetten beyn worden; ways nitt, wann ich verruck;
vgl. Kammerer, Reformation, S. 16; Warmbrunn,
Reformatoren, S. 177. Johannes Machtolf lic. iur. war
Stadtschreiber in Esslingen, siehe Schiess, Briefwech-
sel I, S. 261. Blarer bat die benachbarten Reichsstädte
Esslingen, Ulm, Konstanz und Memmingen, den Isnyer
Magistrat zu unterstützen, damit die begonnene Refor-
mation fortgesetzt würde, Schiess, Briefwechsel I,
Nr. 302; vgl. Kammerer, Reformation, S. 24.
28 Schiess, Briefwechsel I, Nr. 310, S. 370f.; vgl. Nr. 303
und 304.
29 Ebd., Nr. 312, S. 372f. Vgl. Nr. 314, S. 374f. vom
2. Januar 1533: Ich harr noch hie zu Ysne, aber nitt lang
mehr. Die gotzen sind in der pfarr hinweg, nitt dem kloster.
Hat der stattschreiber hie so vyl practiciert, das sy dißmal
sampt der mess daselbst ston beleyben biß uff kunfftigen
pundtslag Quasimodo etc. Es ist sonst ein uberuß handtli-
che, guthertzige gmaind hie, und sech wyb und mann gern,
das alle grewel abgeschafft wurden. Ist man gantz ubel
zufriden mitt dem stattschreiber. Vgl. ebd., Nr. 316,
S. 377f. Am 27. Juni 1532 wurde das Sakramentshäus-
chen aus der Pfarrkirche entfernt, Feuersteinsche Chro-
nik, Kirchenarchiv Isny S 105:1532 d 27. Juni teeg [=tat]
man das heüigthum aus der Pfarrkirchen.
30 Schiess, Briefwechsel I, Nr. 318, S. 380. Am 17. April
1533 wurde die Stadt Isny durch ein kaiserliches Mandat
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