Gengenbach
3b. Reformationsartikel der evangelischen Geistlichena
14. Juni 1538
Articuli auß diser Reformation, dem Rhatt ubergeben 1538, 14. Junii |9r|
Ursachen der furgenomen reformation der kirchen
zu Gengempach sind ongevarlich dise:
1. Das die eer gottes gefurdert, das angenomen
wort gottes wurdiger dann bißher gehandelt werd.
2. Das der unrath, auß verachtung und nachlessig-
keit des heyligen wort gottes in der versamlung er-
wachßen, außgereut werd, dargegen ain from, gotß-
vertiges1 volck in aller Zucht und ghorsam auffer-
zogen und erbawen werd.
3. Das ain oberkayt ampt und befelchs halben, von
gott empfangen, darzu (iren underthonen zu wol-
ffart) gedrungen werd.
Dis soll ain Ersamer Rhat dem volck in irer Protestation furhalten:
Vom predigamptt
Zum aller ersten sol das wort gottes des alten und
newen testaments fleyssig geprediget werden, darin
uns die gnad und Barmherzigkeit gottes durch
Christum furgestelt und alles, so zu gottseligem le-
ben nottwendig, daruß erlernt wurt.
An welchen tagen die predigen gehalten
werden sollen
Alle Sonntag morgens soll sich meniglich, so man in
der pfarrei zusamengeleut und under der lauben2
durch die botten klopfft, zu dem |9v | wort gottes
unnd Herren nachtmal verfugen, die Sacramenten
sehen handlen, fur der kirchen anligen bitten helffen
bey ains Rhats straff, von in daruber erkhant.
Am Sonntag nach mittag ins Closter3 zur predig,
darin die kinder des glaubens, gebotten gottes und
Christenlichens gepetts bericht werden, ernstlich
schicken unnd sol kainer auff der gassen den andern
zu ergernuß finden lassen.
a Textvorlage (Handschrift): UBibl Basel, Frey-Gryn. I,
1, fol. 8v-12r. Abdruck: Kohls, Bewegung, S. 40-44.
1 Gottesfürchtiges.
2 Rathauslauben, vgl. unten, S. 494 Anm. 20.
Die wochen predig sol am Zinstag, Dornstag,
Sampstag vor der prim zeyt4 gehalten werden und
an fyrtag nach der prim.
Von kinderbericht5
Es ist auch auß großer, hayschender notturfft ange-
sehen, das die pfarrleut6 von statt und landt ye ain
thal nach dem andern am Sonntag beruffen werden
sollen unnd mit allem fleyß von den predicanten des
glaubens, gebets und anderer Christlicher Zucht be-
fragt und underwisen werden.
Von den heyligen Sacramenten, Tauffs und
nachtmal des Herren
Bey dem hayligen tauff werden wir der gottesgna-
den erinnert unnd zu ainem besserlichen leben ver-
mant, darumb diser nach außweyßung apostolischer
leer offentlich, so die gmaind zugegen ist, geubet
und -braucht werden, unnd sollen die leut daran ge-
3 Reichsabtei St. Marien in Gengenbach, vgl. End, Be-
nediktinerkloster.
4 Die Prim war eine der kleinen Horen des Stundengebets,
die bei Tagesanbruch begangen wurde.
5 Katechismusunterricht.
6 Gemeindemitglieder.
488
3b. Reformationsartikel der evangelischen Geistlichena
14. Juni 1538
Articuli auß diser Reformation, dem Rhatt ubergeben 1538, 14. Junii |9r|
Ursachen der furgenomen reformation der kirchen
zu Gengempach sind ongevarlich dise:
1. Das die eer gottes gefurdert, das angenomen
wort gottes wurdiger dann bißher gehandelt werd.
2. Das der unrath, auß verachtung und nachlessig-
keit des heyligen wort gottes in der versamlung er-
wachßen, außgereut werd, dargegen ain from, gotß-
vertiges1 volck in aller Zucht und ghorsam auffer-
zogen und erbawen werd.
3. Das ain oberkayt ampt und befelchs halben, von
gott empfangen, darzu (iren underthonen zu wol-
ffart) gedrungen werd.
Dis soll ain Ersamer Rhat dem volck in irer Protestation furhalten:
Vom predigamptt
Zum aller ersten sol das wort gottes des alten und
newen testaments fleyssig geprediget werden, darin
uns die gnad und Barmherzigkeit gottes durch
Christum furgestelt und alles, so zu gottseligem le-
ben nottwendig, daruß erlernt wurt.
An welchen tagen die predigen gehalten
werden sollen
Alle Sonntag morgens soll sich meniglich, so man in
der pfarrei zusamengeleut und under der lauben2
durch die botten klopfft, zu dem |9v | wort gottes
unnd Herren nachtmal verfugen, die Sacramenten
sehen handlen, fur der kirchen anligen bitten helffen
bey ains Rhats straff, von in daruber erkhant.
Am Sonntag nach mittag ins Closter3 zur predig,
darin die kinder des glaubens, gebotten gottes und
Christenlichens gepetts bericht werden, ernstlich
schicken unnd sol kainer auff der gassen den andern
zu ergernuß finden lassen.
a Textvorlage (Handschrift): UBibl Basel, Frey-Gryn. I,
1, fol. 8v-12r. Abdruck: Kohls, Bewegung, S. 40-44.
1 Gottesfürchtiges.
2 Rathauslauben, vgl. unten, S. 494 Anm. 20.
Die wochen predig sol am Zinstag, Dornstag,
Sampstag vor der prim zeyt4 gehalten werden und
an fyrtag nach der prim.
Von kinderbericht5
Es ist auch auß großer, hayschender notturfft ange-
sehen, das die pfarrleut6 von statt und landt ye ain
thal nach dem andern am Sonntag beruffen werden
sollen unnd mit allem fleyß von den predicanten des
glaubens, gebets und anderer Christlicher Zucht be-
fragt und underwisen werden.
Von den heyligen Sacramenten, Tauffs und
nachtmal des Herren
Bey dem hayligen tauff werden wir der gottesgna-
den erinnert unnd zu ainem besserlichen leben ver-
mant, darumb diser nach außweyßung apostolischer
leer offentlich, so die gmaind zugegen ist, geubet
und -braucht werden, unnd sollen die leut daran ge-
3 Reichsabtei St. Marien in Gengenbach, vgl. End, Be-
nediktinerkloster.
4 Die Prim war eine der kleinen Horen des Stundengebets,
die bei Tagesanbruch begangen wurde.
5 Katechismusunterricht.
6 Gemeindemitglieder.
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