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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0509
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3b. Reformationsartikel der evangelischen Geistlichen 1538

wisen werden, das sy die kinder zu predig zeyten
bringen unnd mit fromen, christenlich zeugen den
tauff bestettigen. | 10r |
Von des Herren nachtmal
Des Herren abendmal ist der kirchen darumb geben,
das wir unsere gewissen darinen stercken, des ster-
bens und blutvergiessens unsers herren Jhesu Chris-
ti mit dancksagung gedencken unnd unsern glauben
an in vor der ganzen gemain bezeugen. Darumb soll
es mit grosser eererbiettung und furter gehalten
[werden], wie dann auch auß weyssung des wort got-
tes.
Unnd soll alle Sonntags allen den, so es an die
diener mit Verstand des Nachtmal for dem7 mitge-
teylt werden, Sonnderlich aber sollen alle Jar zwen
oder dreu tag (als Ostern, pfingstag, Winnächten-
tag, doch nach gelegenhayt und ains Rhats wolge-
fallen) erwelt werden, auff welchen tag ainen alle
die, so gschickt darzu erfunden, zum nachtmal gon
unnd sich vor der gemaind als ain glid Christi sich
erzaigen, vergleychen. Unnd aber ettlich sich der
christenlichen Zucht entsatzend, sollen darumb an-
gesprochen werden von den superattendenten, dar-
zu von ainem Rhat verordnet und außgeschossen.
Es sollen auch die predicanten allwegen am Son-
tag darvor den handel von der gemeinschafft des
leybs und bluts des herren uff den Canzeln erclären.
Auch sollen die leut underwisen werden, das sy
nit sonderlich allain als in todts notten erst nach
dem nachtmal schicken, aber bey gesundem leyb
unnd mit der kirch sich verainbaren. Doch sollen die
diener, so sy berufft werden, die krancken mit gotes
wort trösten wie hernachvolgt7 8.
Von der bapstmeß
Dieweyl nun die bapstmess eingerissen an statt des
Erwirdigen nachtmal | 10v | unnd nit ain klaine, son-

7 Zuvor.
8 Siehe unten, S. 490.
9 Hiermit ist der Entwurf gemeint, aus dem dieser Auszug
entnommen wurde, siehe oben, S. 479.

derlich grewlich verklainerung des verdiensts Jhesu
Christi, durch sein thewr blut erworben, sollen die
anhenger der selben darvon abzuston durch ain
oberkayt vermant werden, oder auß gottes wort der
mess grund und ursach, das sy gottselig, anzaigen,
wie es weyttloffiger in der reformation9 verfaßt ist.
Von Feyrtagen
Sonntag und andere feyrtag, so von ainer kirchen
angenomen sind, sollen und mogen nach erkantnuß
ainer christenlichen oberkayt geordnet werden, wie-
wol die kirchen den Sonnentag zu der ruw unnd got-
tesdienst angesehen haben, den wir auch bliben las-
sen wellen unverendert.
Vom eestand
Welche sich mitainander in den Hayligen stand der
Ee verpflichtend, sollen der christenlichen gmaind
erzaigend und ires rechtmessigen furnemens ain
schin10 geben, mit vorgeender außruffung unräth,
argkwon furzukomen. Ob sich aber Spenn11 und Ir-
rung zwischen parthien12 in eesachen begeben, sollen
die selbigen ires mißverstands bey ainen Ersamen
Rhat bschayds begeben, erholen, unnd die oberkayt
sol auß crafft gottes worts umb minders costens wil-
len solche personen berichten, und was sy daruber
erkennen, darby soll es bleyben. Es soll vatter und
mutter ire kind in die ee versehen, die kind aber on
irer willen nit heyratten, auch nit haimlich on eer-
lich eeberedungen, etc. | 11r |
Vom almußen
Es ist auch der oberkayt und kirchen diener ampt,
der armen sorg zu haben, das in das almußen trew-
lich außgetaylt werd.

10 Schein, Zeugnis.
11 Späne, Streitigkeiten.
12 Parteien, Ehepartnern.

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