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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0510
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Gengenbach

Für die krancken bitten
Es sollen sich die diener und ganze kirch mit ainan-
dern für die krancken ernstlich zu bitten befleyssen.
Die diener sollen unverdrossen sein, die krancken
zubesuchen, wann sy beschickt werden. Wer kran-
cken hatt oder wayßt, soll dem prediger, so die ge-
main zugegen ist, das man für sy bette, ansagen.
Von dem ampt der diaconen unnd
verordneten Zucht Richtern
Das die ordnung ongehindert ain furgang hab, ist
angesehen, das ettliche fromen, gotsforchtige, be-
wertte menner außgeschossen werden, den unord-
nungen der kirchen zubegegnen, den lastern zuwe-
ren, Zucht anzurichten, die sollen auß dem Rhat den
predicannten zugethon werden, macht und gwalt
von ainem Rhat haben zu handlen, thun und lassen,
doch nit anderst dann mit gottes wort alle ding ord-
nen unnd verbessern.
Die auffseher sollen, so es von notten ist, zusa-
menkomen, von ainem Stettmayster versamlet, ge-
mainlich auff Zinstag nach Closterpredig | 11v| sich
undereinander zu beratschlagen, wie der gotsdienst
ordenlich gange, Offenlich laster, als Hurerey, Sauf-
fen, fressen, gotslestern, Spilen, Tantzen, ergernuß,
argkwon, unzucht, abzustellen, die jhenen, so der-
massen unverschampt leben, zu vermanen, wo es nit
helffen wolt, auch ainem Rhat anzaygen, das sy ge-
strafft werden, alles nach gebur.
Es sol auch niemand, der angesprochen wurt
unnd vermant zur besserung, von ander dester ley-

13 Leichter, nichtiger.
14 Heimbürgen = Gemeindevorsteher, vgl. DRW 5, Sp.
590-595; HDRG II, Sp. 50f.
15 Siehe oben, Anm. 9.
16 Matthias Erb, 1494 in Ettlingen geboren, wurde 1536
von Kaspar Hedio im Zusammenhang mit der Gründung
der Gengenbacher Schule in die Reichsstadt geholt, wo
er bis 1538 als Schulmeister blieb, vgl. Kohls, Ka-
techismus, S. 108f. mit weiterführender Literatur.

ther13 geachtet oder im auffgehaben werden, Darob
sol ain Rhat halten.
Dergleychen sollen die haimburger14 auff dem
land oder welche ain Rhat darzu verordnet, den las-
tern zubegegnen ernstlich anhalten, unnd was sich
fur ungeschickte weyß zutragt, ainem Ersamen
Rhat nit verhalten.
Unnd ob sich newe und ungewonliche ursachen
in der kirchen ordnung und verbesserung zutrugen,
sol allwegen ain Rhat oder ire verordneten Superat-
tendenten nit allain macht haben zu verendern, son-
der mit allem fleyß nach laut des wort gottes alles
das, so zu christenlicher zucht, gottes eer unnd wa-
rer erbarkayt dienstlich ist, anrichten.
Actum 1538, 14. Juni |12r |
Dis sind, Edeln, vesten, Ersamen, weysen Hern,
die außgezognen artickel unnd puncten auß vorge-
haltner Revormation15, welche wir hoffen, sollen
von ainem Erbarn Rhat fur nutzlich und unser kir-
chen notturfftig erkanntt und angenommen werden,
bitten wir undertheniglich, es well e[wer] w[eisheit]
dem volck dise befelchen mit herlicher protestation
zu iob dem allmechtigen unnd wolffart bayder,
leybs und seelen, ewer und deren ewern, Darzu well
euch gott gluck und gnad verlichen, Amen.
Ewer weyßhayt underthenige diener
Mathias Erb16
Connrat Knecht17
Lucius Kiber18

17 Konrad Knecht (Servitoris) aus Hagenweiler im Elsaß,
wurde 1525 als erster evangelischer Pfarrer in Gengen-
bach angestellt. Er blieb dort bis zu seinem Tod vor
1540, vgl. Kohls, Bewegung, S. 18; Bender, Refor-
mation, S. 20; Hitzfeld, Abtei, S. 75.
18 Lucius Kyber war seit 1525 in Gengenbach tätig, ging
nach dem Interim nach Straßburg und starb dort 1554,
vgl. Kohls, Bewegung, S. 18f.; Bender, Reformation,
S. 20.

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