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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Arend, Sabine [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0449
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1. Zuchtherrenordnunga
[1533]

Von kirchenpflegern
Unnd namlich wisen wir, das war ist, das die kirch
unnd gemain gottes nit zu richten ist nach dem au-
ßerlichen schein, sonnder vil mer nach der inerlichen
warhait, den gnaden unnd gaben des hailigen gaists.
Dannocht hat sy irn eusserlichen geschmuckh unnd
zierde als ain praut Cristi1, damit sy iren preitigam
zu eren vor der welt ain erbern unnd pesserlichen
wanndel vorhat, welche zierde furnemlich besteet in
bestendiger ordnung unnd gotseliger haußhaltung,
so beschicht durchs wort der predig, dem hailigen
tauf, des herren nachtmals unnd die schlisel, so der
gemaind bevolchen sein, welche schlysel durch irsal
unnd aigen gesuch uf die genanten gaistlichen ge-
wachsen unnd zu groser ergernus lange Jar bey in
erhalten sein. Dieweil aber der allmechtig Gott zu-
vor richter geben, ehe dann er sein gesatz eröfnet
unnd kain ordnung oder satzung fruchtpar sein
mag, es sey dann der richter, so vermüg furgenom-
ner satzung verstreckhe2 unnd ins werckh pring, so
haben wir, Burgermaister und Rath alhie zu Ysni,
bedacht unnd fürgenomen, zuerwellen etliche from-
be, gotzferchtige, eiferige unnd dapfere mener, den
gottes Eren, furderung der guten unnd straff der
pessen syther3 hochangelegen sey, auß uns, dem teg-
lichen Rath, den aylfen unnser grossen gemaind
unnd den predicannten, welche erwelten der kirchen
|97v | pfleger unnd gewalthabere seyen, hienach an-
a Textvorlage (Handschrift): StadtA Strasbourg: 1 AST
96 Nr. 17, fol. 97r-105v. Ab fol. 102r sind die Seiten
nicht in der richtigen Abfolge des Textes paginiert.

1 Zur Kirche als Braut Christi siehe TRE 18, S. 208f.
2 Vollstrecke.
3 Seither.
4 Gemeint ist der Ausschluss einzelner Gläubiger aus der
Gemeinde und ihre Wiederaufnahme, was als Kleiner

statt unnd namen der gantzen kirchen alhie handlen
sollen nach innhalt volgenden articlen.
Waß für ordinantzen in der gemaind zu furdrung
gottes eren under den predicannten im gotzdiennst,
im almusen, in schulen, in zucht der jugent, in aus-
spenndung der Sacramenten, als tauf unnd nacht-
mal, im ausschliesen und wider annemen4 unnd
sonnst fürzunemen über die hienachgesetzten punc-
ten und artickeln, so wir uns haben gefallen lassen,
beschlosenn und gedenncken, in crefften unnd wier-
den zehanndthaben, dasselbig, waß yederzeit fuglich
sein welt, weyter auf zepringen, solle von in, den
kirchenpflegern, zuvor berathschlagt und hienach
an uns, den teglichen Rath, gepracht werden, uff
das ain Ersamer Rath solcher Rathschleg als ain
oberkait in ir Statt, wa es außwenndig ordnung an-
trifft, in Crafft komen lasen oder abschaffen mugen
irs gefallens nach gelegenhait gottes Ehr unnd für-
stannd des gemainen nutz, dann wir solchen kir-
chennpfleger dhain zeitlich jurisdiction in unser
Statt geben noch fürter zegebenn gedenncken, uf
das nit abermal zwo zeitlich oberkaiten in unnser
Statt uff komen, wie vor geweßen ist5, |98r | dann
sich die gemainer geistlicher, zeitlicher Regierung,
als Ehesachen unnd annders, under dem schein des
schlüssels angemast unnd sich dero unpillich unn-
derzogen haben.
Zudem wellen wir denen, so wir yezuzeiten zu kir-
Bann bezeichnet wird, vgl. TRE 5, Sp. 182-190; RGG 1,
Sp.1085-1089.
5 Mit den zwei Obrigkeiten, die vormals in Isny herrsch-
ten, ist zum einen die bischöfliche Jurisdiktion und zum
anderen die des reichsstädtischen Rates gemeint. Der Is-
nyer Rat erkannte die bischöfliche Gewalt nicht länger
an und zog sämtliche kirchliche Rechtsprechung an sich,
vgl. Kammerer, Reformation, S. 31-35.

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