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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Arend, Sabine [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (17. Band, 1. Teilband = Baden-Württemberg, 3): Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach — Tübingen: Mohr Siebeck, 2007

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https://doi.org/10.11588/diglit.30656#0017
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Vorwort der Bearbeiterin

Die Reformation erfuhr durch die Städte - insbesondere die Reichsstädte - weitreichende Impulse. Die
urbanen Gemeinwesen bildeten überregionale Handelsplätze, an denen nicht nur Waren, sondern auch
Nachrichten und neue Ideen ausgetauscht wurden. Gegenüber dem Land war die Lesefähigkeit in den
Städten größer, hier verbreitete sich der Humanismus mit seiner bildungsbeflissenen Frömmigkeit, hier
entstanden früh reformatorische Bewegungen.
Die Matrikel des Wormser Reichstags von 1521 verzeichnet etwa 65 Reichsstädte. Ein Jahrhundert
später bei Beginn des Dreißigjährigen Krieges hatten sich hiervon etwa 45 für die evangelische und 20 für
die katholische Konfession entschieden oder waren - wie Biberach und Ravensburg - paritätisch ausgerich-
tet. Auf dem Gebiet des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg befanden sich 25 Reichsstädte: Aalen,
Biberach, Bopfingen, Buchau, Buchhorn, Esslingen, Gengenbach, Giengen, Heilbronn, Isny, Konstanz,
Leutkirch, Offenburg, Pfullendorf, Ravensburg, Reutlingen, Rottweil, Schwäbisch Gmünd, Schwäbisch
Hall, Überlingen, Ulm, Wangen, Weil, Wimpfen und Zell am Harmersbach. In zehn von ihnen wurde die
Reformation von Seiten des Magistrats nicht eingeführt: Buchau, Buchhorn, Offenburg, Pfullendorf, Rott-
weil, Schwäbisch Gmünd, Überlingen, Wangen, Weil und Zell am Harmersbach. Die Ordnungen und Man-
date der 15 evangelischen Reichsstädte wurden für die vorliegende Edition berücksichtigt, auch solche, die
nur kurzfristige Gültigkeit besaßen.
Obwohl sich zu Beginn der 1520er Jahre in sämtlichen Reichsstädten eine frühreformatorische Bewe-
gung ausmachen lässt, erfolgte die tatsächliche Umgestaltung des kirchlichen Lebens mit Hilfe von ord-
nenden Maßnahmen in den einzelnen Reichsstädten erst einige Jahre später. Zahlreiche Kommunen
bekannten sich nach dem Speyerer Reichstag von 1526 zur Reformation. Hierzu zählten Schwäbisch Hall,
Heilbronn, Konstanz, Isny und Gengenbach. Nach dem Reichstag von 1529 traten weitere Städte zur
Reformation über. Hierzu gehörten Ulm, Giengen, Biberach, Esslingen, Wimpfen und Reutlingen. Einige
Reichsstädte bekannten sich erst um 1545 zur Reformation, nämlich Ravensburg, Bopfingen und Leut-
kirch. In Aalen wurde das evangelische Bekenntnis gar erst nach dem Interim eingeführt.
Die Anordnung der Reichsstädte innerhalb der Edition orientiert sich an dieser chronologischen Abfolge
der Reformationseinführung, da sich hierdurch die historischen Beziehungen und Abhängigkeiten erhellen,
in denen die einzelnen Städte untereinander bei der Einführung der Reformation in ihren Gemeinwesen
standen. Da das Quellenmaterial sehr umfangreich ist, werden die Texte in zwei Teilbänden dargeboten.
Der vorliegende erste Band umfasst die Ordnungen von Schwäbisch Hall, Heilbronn, Konstanz, Isny und
Gengenbach, also derjenigen Städte, in denen die Reformation seit Mitte der 1520er Jahre eingeführt
wurde. Der im Anschluss erscheinende zweite Teilband wird die Ordnungen von Ulm, Giengen, Esslingen,
Biberach, Reutlingen, Ravensburg, Leutkirch, Bopfingen, Wimpfen und Aalen umfassen, also sämtlicher
Städte, in denen die Reformation nach 1530 eingeführt wurde. Die auf den ersten Blick ungleichgewichtig
erscheinende Aufteilung von fünf Städten im ersten und zehn im zweiten Teilband relativiert sich dadurch,
dass in Giengen, Reutlingen und Wimpfen nur wenige und in Aalen und Bopfingen durch Quellenverlust
nahezu überhaupt keine Texte überliefert sind. Letztlich werden also beide Teilbände der Edition zu den
südwestdeutschen Reichsstädten in etwa den gleichen Umfang haben.
Der vorliegende Teilband umfasst Texte aus Reichsstädten, die hinsichtlich ihrer Lage im Reich, ihrer
Größe und ihrer religionspolitischen Ausrichtung höchst verschieden sind: Schwäbisch Hall ist die Stadt mit
dem größten Territorium, die zusammen mit dem wesentlich kleineren Heilbronn nach Franken orientiert
war. In beiden Reichsstädten wurde die lutherische Reformation eingeführt. Isny im Allgäu und Konstanz

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