421. Ordnung der Lateinschulen 1559
täglich drey Stund vor mittag, nämlich Sommers
zeiten von der sechsten Uhr biß auff die sibende
unnd dann von der aehten Uhr biß ungevarlich auff
die zehende, aber Winters zeiten von der sechsten
Uhr biß ungevarlich auff die achten unnd dann von
der neunten Uhr biß auff die zehenden, Unnd nach
mittag auch drey Stund, beides, Sommers und Win-
ters zeiten gleich, nämlich von zwölff Uhr biß umb
zwey unnd dann von drey Uhr biß umb viere, Schul
gehalten sollez werden.
Doch mögen die Eltern unnd Schulmeister mit
den gar jungen Kindern und Legisten in prima
Classe über der ersten Morgenstund wol dispen-
siern, sonderlich Winters zeitten dieselbigen ettwas
späters zu der Schul schicken und kommena las-
senb. Es sollen auch die Praeceptores unnd ire Col-
laboratores schuldig, selber anfangs auff die verord-
nete Stund ent-| cxxiiib | gegen zusein und mit fleiß
dahin sehen, das die Knaben zu jeder verordneten
Stund in die Schul kommen, damit ein jede Stund
nutzlich und wol angelegt werde.
Und auff das solch Ordnung erhalten und denen,
so gern neben die Schul gehn, gewert13 werde, soll
z Fehlt Separatdruck 1559.
a Separatdruck 1559: kommen zu.
b KO Württemberg 1582: lassen. Also am Donnerstag
nach mittag sollen die Knaben, damit sie a studiis ettli-
cher massen respiriren und desto besser die gehörte Lec-
tiones repetiren mögen, umb zwey Uhr außgelassen unnd
selben tags von drey biß viere nicht mehr in die Schul
zugehn verbunden sein.
Gleicher gestalt von wegen der Vesper hören sie am
Sambstag unnd andern Feierabenden nach zwey Uhr
keine Lectiones mehr in der Schul, sondern (wie hernach
volgt) seien sie schuldig, die Vesper zubesuchen [siehe
unten, S. 545],
c Separatdruck 1559: zeit.
d-d Separatdruck 1559: nicht geendert werden, wie in den
andern nachvolgenden Classibus geschicht.
e-e Separatdruck 1559:
Welcher gestalt die Legisten in prima Classe angebracht
werden sollen mit dem Buchstaben und lesen
Wiewol die Schulmeister für sich selbs dero geschickli-
cheit sein sollen, das sie die jungen Kinder one verner
Verordnung auff das einfältigest und nuzlichest ab ele-
mentis wissen anzufüren und sonsten bey vilen für kin-
disch möcht angesehen werden, das dise (wie sie schei-
nen) so ringfüge Ordnungen gegeben werden. Nochdann,
weil nit zuvermutten, das hierinnen alle Schulmeister ei-
der Schulmeister (so offt es ihn für gut unnd not-
wendig ansicht) den Catalogum14 selbs lesen oder
die Collaboratores thon lassen und nachmals die ab-
sentes rechtfertigen, und wa die absentia bey einem
oder mehr unnöttig oder mutwillig befunden, da-
rumb bescheidenlich straffen.
Was unnd auff wölche weiß zu jeder Stundc
in einer jeden Classe gelesen unnd geübt werden soll
Prima classis
In prima Classe sollen die Lectiones dnit, wie in den
andern nachvolgenden Classibus geschicht, geen-
dertd, sonder die Praeceptores mit den Legisten die
sechs Stund des Tags unnd die sechs Tag durch die
Wochen, das gantz Jar, mit nachvolgender Ordnung
fürfarn so lang und vil, biß sie, die Knaben, in diser
Classe des lesens und schreibens gantz fertig wer-
den.
eNämlichen, wann junge Knaben zur Schul kom-
| cxxiiiia | men, soll ihnen die latinische Tafel15, dar-
bey der Catechismus, wie dieselb sonderlich ge-
truckt unnd darinnen das Alphabet zum vordesten
nerley weiß treffen mögen, Und aber eben sovil daran
gelegen sein wil, das die Kinder in prima classe wol an-
gefürt werden, als die in Quarta oder Quinta, Dann wöl-
cher am anfang des rechten wegs felt, der irret je lenger,
je weitter. Demnach, damit auch hierinnen einerley weiß
gehalten wurde, ist den Schulmeistern zur anleitung vol-
gende Ordnung gegeben, dann, wie mäniglich wissendt,
nottwendig ist, mit den Kindern kindisch [=kindlich] zu
handeln.
Wann junge Kinder erstlichs zur Schul kommen, sollen
inen die Paedagogi die lateinische Tafel [siehe Anm. 15]
under die hand unnd anfangs nur ettlich Buchstaben, als
vier oder fünff, fürgeben und, so er dieselben gelernt,
fürschreitten, abermals ander fünff biß zu end des Al-
phabets, Doch das alle Lectiones die vorgemelte Buch-
staben widerholt werden, damit, wann das Kind an die
letste Buchstaben komme, es auch die fordersten wol
wisse zunennen. Nach dem soll mans alle Buchstaben
hinder sich lassen zelen, jedoch allwegen im anfang der
Lection fornen an, und dann hinder sich, biß ferttig ist.
13 Gewehrt, Einhalt geboten.
14 Siehe unten, S. 547 bei VII.
15 Vgl. die Tabula Elementalis latina, die im Separatdruck
der Schulordnung von 1559 erwähnt wird, siehe oben,
S. 530 Anm. x.
531
täglich drey Stund vor mittag, nämlich Sommers
zeiten von der sechsten Uhr biß auff die sibende
unnd dann von der aehten Uhr biß ungevarlich auff
die zehende, aber Winters zeiten von der sechsten
Uhr biß ungevarlich auff die achten unnd dann von
der neunten Uhr biß auff die zehenden, Unnd nach
mittag auch drey Stund, beides, Sommers und Win-
ters zeiten gleich, nämlich von zwölff Uhr biß umb
zwey unnd dann von drey Uhr biß umb viere, Schul
gehalten sollez werden.
Doch mögen die Eltern unnd Schulmeister mit
den gar jungen Kindern und Legisten in prima
Classe über der ersten Morgenstund wol dispen-
siern, sonderlich Winters zeitten dieselbigen ettwas
späters zu der Schul schicken und kommena las-
senb. Es sollen auch die Praeceptores unnd ire Col-
laboratores schuldig, selber anfangs auff die verord-
nete Stund ent-| cxxiiib | gegen zusein und mit fleiß
dahin sehen, das die Knaben zu jeder verordneten
Stund in die Schul kommen, damit ein jede Stund
nutzlich und wol angelegt werde.
Und auff das solch Ordnung erhalten und denen,
so gern neben die Schul gehn, gewert13 werde, soll
z Fehlt Separatdruck 1559.
a Separatdruck 1559: kommen zu.
b KO Württemberg 1582: lassen. Also am Donnerstag
nach mittag sollen die Knaben, damit sie a studiis ettli-
cher massen respiriren und desto besser die gehörte Lec-
tiones repetiren mögen, umb zwey Uhr außgelassen unnd
selben tags von drey biß viere nicht mehr in die Schul
zugehn verbunden sein.
Gleicher gestalt von wegen der Vesper hören sie am
Sambstag unnd andern Feierabenden nach zwey Uhr
keine Lectiones mehr in der Schul, sondern (wie hernach
volgt) seien sie schuldig, die Vesper zubesuchen [siehe
unten, S. 545],
c Separatdruck 1559: zeit.
d-d Separatdruck 1559: nicht geendert werden, wie in den
andern nachvolgenden Classibus geschicht.
e-e Separatdruck 1559:
Welcher gestalt die Legisten in prima Classe angebracht
werden sollen mit dem Buchstaben und lesen
Wiewol die Schulmeister für sich selbs dero geschickli-
cheit sein sollen, das sie die jungen Kinder one verner
Verordnung auff das einfältigest und nuzlichest ab ele-
mentis wissen anzufüren und sonsten bey vilen für kin-
disch möcht angesehen werden, das dise (wie sie schei-
nen) so ringfüge Ordnungen gegeben werden. Nochdann,
weil nit zuvermutten, das hierinnen alle Schulmeister ei-
der Schulmeister (so offt es ihn für gut unnd not-
wendig ansicht) den Catalogum14 selbs lesen oder
die Collaboratores thon lassen und nachmals die ab-
sentes rechtfertigen, und wa die absentia bey einem
oder mehr unnöttig oder mutwillig befunden, da-
rumb bescheidenlich straffen.
Was unnd auff wölche weiß zu jeder Stundc
in einer jeden Classe gelesen unnd geübt werden soll
Prima classis
In prima Classe sollen die Lectiones dnit, wie in den
andern nachvolgenden Classibus geschicht, geen-
dertd, sonder die Praeceptores mit den Legisten die
sechs Stund des Tags unnd die sechs Tag durch die
Wochen, das gantz Jar, mit nachvolgender Ordnung
fürfarn so lang und vil, biß sie, die Knaben, in diser
Classe des lesens und schreibens gantz fertig wer-
den.
eNämlichen, wann junge Knaben zur Schul kom-
| cxxiiiia | men, soll ihnen die latinische Tafel15, dar-
bey der Catechismus, wie dieselb sonderlich ge-
truckt unnd darinnen das Alphabet zum vordesten
nerley weiß treffen mögen, Und aber eben sovil daran
gelegen sein wil, das die Kinder in prima classe wol an-
gefürt werden, als die in Quarta oder Quinta, Dann wöl-
cher am anfang des rechten wegs felt, der irret je lenger,
je weitter. Demnach, damit auch hierinnen einerley weiß
gehalten wurde, ist den Schulmeistern zur anleitung vol-
gende Ordnung gegeben, dann, wie mäniglich wissendt,
nottwendig ist, mit den Kindern kindisch [=kindlich] zu
handeln.
Wann junge Kinder erstlichs zur Schul kommen, sollen
inen die Paedagogi die lateinische Tafel [siehe Anm. 15]
under die hand unnd anfangs nur ettlich Buchstaben, als
vier oder fünff, fürgeben und, so er dieselben gelernt,
fürschreitten, abermals ander fünff biß zu end des Al-
phabets, Doch das alle Lectiones die vorgemelte Buch-
staben widerholt werden, damit, wann das Kind an die
letste Buchstaben komme, es auch die fordersten wol
wisse zunennen. Nach dem soll mans alle Buchstaben
hinder sich lassen zelen, jedoch allwegen im anfang der
Lection fornen an, und dann hinder sich, biß ferttig ist.
13 Gewehrt, Einhalt geboten.
14 Siehe unten, S. 547 bei VII.
15 Vgl. die Tabula Elementalis latina, die im Separatdruck
der Schulordnung von 1559 erwähnt wird, siehe oben,
S. 530 Anm. x.
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