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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0427
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37. Visitationsordnung [vor 1597]

37. Visitationsordnunga
[vor 1597]
Interrogatoria in Kirchen Visitationen,
so Pantaleon [Candidus1] in Visitationen gebraucht.

Nachdem in erscheinung der pfarrer und censorn in
beisein der beambten der vortrag geschehen, daß
solche visitation aus bevelch der hohen oberkeit auß
sonderlichen ursachen etc. furgenommen sei, und
der censores unnd pfarrer vermanet seind worden,
die warheit zu sagen und nichts, darauf sie gefragt
werden und davon sie wissenschafft haben, zuver-
helen; Und daneben von den Censorn auch hand-
trew genomen ist worden.
So wirt in gemein von inen allen gefragt und ver-
zaichnet, wer jeder kirch Collator sei, weß fur Filial
und Capellen und dorffer darzue gehorig. Wieviel in
einem jeden dorff hauß geseß, wievill Censorn seien,
wievil ungeferlich com[muni]canten.
Und werden der pfarrer, censorn und beambten na-
men aufgeschrieben.
Darnach tretten sie ab und werden der pfarrer in-
sonderheit gefragt.
[I.] Kirchendiener, nemlich Pfarrer, Diacon,
Schulmaister, Collaboratores.
1. Wie er haiss, woher er sey, wie alt er sei, wo und
wie lang er studirt, wer seine praeceptores gewesen,
wie lang in dem ministerio, ob er ordinirt, wie lang
auf diser pfarr gewesen.α

α Nota. Das Examen doctrinale mit den kirchendienern ist
nach gelegenheit vor oder hernach oder auf dem synodo
gehalten worden.

a Textvorlage (Handschrift): BayHStA München Kasten
blau 389/8d fol. 45-49.

2. An welchen orten und wann er predige, ob er wo-
chenpredig thue und wo, ob er die kinder tauffe, ob
er das h. abentmal halte und wie offt, ob er die com-
municanten zuvor verhore und unterichte, ob er die
kinderlehr fleissig halte, mit den kindern beschai-
denlich umbgehen, ob er auch die alten ettwa frage.
Ob er die kranken besuche, ob er leichtpredigten
thue.
Ob die leuth mitsingen in der kirchen. Ob er alle
monath censur halte, ob er die haußtafel,2 censur-
und visitationsartikhel3, gradus consanguinitatis4
etc. etwa im jar offentlich verlese. Ob die, so am
sontag die kirch versaumen, aufgezaichnet werden
und ob von inen die gelltstraff durch die censores
genommen und armen leuthen geben werde.
3. Wie sich seine collegae, Diaconi, Schuldiener,
glokner etc. in lehr und leben halten. Wie sich kell-
ner, schulteß, censores etc. halten im kirchgang,
empfahung des abentmals, handhabung der disci-
plin, handhabung der kirchen etc. gebew. Ob sie ein
erbar leben furen. Wie deren kinder und gesind sich
halten. Ob unter der predig die thor, weinheuser,
bekher und andere Gadem5 zue sein.
4. Wie sich das gemain volkh im kirchgang verhalte.
Ob etliche nicht zur predig oder nachtmall gehen.
Ob die alten nicht auch bei der kinderlehr seyen. Ob
spotter seyen, die die Catechismus erklerung6 les-
tern.7 Ob Sectirer, widertauffer etc. seyen. Ob die
schuldigen der censur gehorsam seyen.

1 Zu Candidus vgl. S. 37, Fußnote 91.
2 S.171-173.
3 Vgl. S. 402 Fußnote 7.
4 Vgl. S. 402 Fußnote 6.
5 Kramladen, vgl. Grimm, DWb 4, Sp. 1131.
6 Text Nr. 32.
7 Wie bei der Frage nach dem Abendmahlbesuch geht es

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