Pfalz-Zweibrücken
Ob bilder in der kirchen seyen. Ob abgotteri,
zauberei, segenwerk, walfaren etc. geschehen. Ob
flucher und Gotslesterer seyen.
5. Ob ungehorsame, truzige kinder, knecht, magde,
so die eltern und herren ubergeben, schmehen.
6. Ob hader, zankh und haßgekeif unter den nach-
barn.
7. Ob uneinige eheleuth oder die voneinander gelof-
fen oder in unehe beieinander wonen. Ob unzucht,
hurerei, ehbruch furgangen. Ob ungeburliche tenz,
schan[d]dpare lieder, kunkhelstuben,8 faßnachts-
braten heischen,9 rat schieben,10 erbeß sontag,11 le-
hen außruffen,12 pfingsttanz, eßkirben. Ob weinsauf-
fer, verthuische spiler. Ob die wirth lang sizen. Ob
gassengeschrai. Ob hochzeiten auf sontagen. Ob un-
ordentliche schlaftrunckh, kindtbetten, hanen-
tänz.13
8. Ob untrew, trigerei, stelen, wucher. Ob verleumb-
der, spotter, die einander verleumben, außtragen.
Ob jemand den pfarrer uber gebur schmehe.
9. Ob die kirche thurn, kirchhoffsmauer, vorkirch,
fenster, stuel, predigstul, platten, auch begrebnuß,
gloken etc. im baw. Wer jedes zu bawen schuldig sei.
Ob das pfarhauß, schewr, ställ im baw. Ob die schu-
le, glokhauß im baw. Ob die todten begraben.14 Ob
das spital, Guterleuthhauß etc. gebaut vom almo-
senstokh. Rechnung etc.
also hier weniger um die Spötter oder Verächter von Sa-
krament und Katechismus, sondern um Reste der lu-
therischen Gesinnung; von einzelnen Familien wird in
Visitationsprotokollen immer wieder berichtet, dass sie
in benachbarte Pfarreien lutherischer Landesherren zum
Abendmahl gingen, vgl. die zahlreichen Fragen dieser
Art in den Visitationsprotokollen (bei Biundo).
8 Kunkel = Spinnrocken, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 2653.
Kunkelstuben sind die heimlichen Zusammenkünfte der
Frauen.
9 Zum Bratenheischen vgl. S. 379, Fußnote 19.
10 Zum Räderschieben vgl. S. 379, Fußnote 18.
11 Sic! Vielleicht der Brauch, am Fastnachtssontag oder an
10. Ob dem pfarrer sein besoldung richtig bezalt
werde. Waß fur widumbs gueter er hab. Wie diesel-
bigen handtgehabt seyen.
11. Ob der kirchen, pfarr, spital, gueterleuthhauß,
schuel etc. etwas entzogen, die gueter außzustai-
nen.15 Wer die kirchengeschworenen, almosen etc.
seyen. Was er sonst wisse, das der kirchen oder
schuelen etc. notig und nüzlich sey.
[II.] Kellner, Schultheis, Kirchenschaffner
und Censores.
Jeden insonderhaitt, etwa auch zwen so nicht mit-
einander etc. zu fragen.
1. Wie er haisse, wie alt er sey, wie lanng er in dem
ambt.
2. Wie sich der pfarrer verhalt in versehung des kir-
chenambts. Ob er zu lanng predige, ob er verstend-
lich predige, ob er kinder tauffe. Ob er das nacht-
mall, wo [und] wie offt halte. Ob er wochenpredig,
feyertag halte. Ob er censur halte et cetera vide
supra 2. quaest.16 Wie er oder seine collegae, schul-
maister etc. sich in seinem wandel, haußhaltung,
mit weib, gesind, nachbarn etc. halte. Ob er studir,
was fur mengel er an im habe.
3. Wie sich kellner, schulteß, censores, schulmaister
etc. halten. Vide supra in 3. quaestione17 et perge
porro mutatis mutandis.
Lätare eine Figur aus Erbsenstroh umzuführen, vgl.
Post, Festbrauchtum, S. 31.
12 Zum Lehenausrufen vgl. Marginalie ι S. 683 und Fußnote
2 S. 296.
13 Volks- und Wetttänze mit einem Hahn als Preis, vgl.
Güntert, Hahnentanz, HDWA 3, Sp. 1345f.; Ked-
digkeit, Feste, S. 283.
14 Und nicht etwa im Beinhaus aufbewahrt werden!
15 Aussteinen = eine Fläche durch Steine abgrenzen, Grenz-
steine setzen; vgl. FWB 2, Sp. 1431.
16 Vgl. S. 411.
17 Vgl. S. 411.
412
Ob bilder in der kirchen seyen. Ob abgotteri,
zauberei, segenwerk, walfaren etc. geschehen. Ob
flucher und Gotslesterer seyen.
5. Ob ungehorsame, truzige kinder, knecht, magde,
so die eltern und herren ubergeben, schmehen.
6. Ob hader, zankh und haßgekeif unter den nach-
barn.
7. Ob uneinige eheleuth oder die voneinander gelof-
fen oder in unehe beieinander wonen. Ob unzucht,
hurerei, ehbruch furgangen. Ob ungeburliche tenz,
schan[d]dpare lieder, kunkhelstuben,8 faßnachts-
braten heischen,9 rat schieben,10 erbeß sontag,11 le-
hen außruffen,12 pfingsttanz, eßkirben. Ob weinsauf-
fer, verthuische spiler. Ob die wirth lang sizen. Ob
gassengeschrai. Ob hochzeiten auf sontagen. Ob un-
ordentliche schlaftrunckh, kindtbetten, hanen-
tänz.13
8. Ob untrew, trigerei, stelen, wucher. Ob verleumb-
der, spotter, die einander verleumben, außtragen.
Ob jemand den pfarrer uber gebur schmehe.
9. Ob die kirche thurn, kirchhoffsmauer, vorkirch,
fenster, stuel, predigstul, platten, auch begrebnuß,
gloken etc. im baw. Wer jedes zu bawen schuldig sei.
Ob das pfarhauß, schewr, ställ im baw. Ob die schu-
le, glokhauß im baw. Ob die todten begraben.14 Ob
das spital, Guterleuthhauß etc. gebaut vom almo-
senstokh. Rechnung etc.
also hier weniger um die Spötter oder Verächter von Sa-
krament und Katechismus, sondern um Reste der lu-
therischen Gesinnung; von einzelnen Familien wird in
Visitationsprotokollen immer wieder berichtet, dass sie
in benachbarte Pfarreien lutherischer Landesherren zum
Abendmahl gingen, vgl. die zahlreichen Fragen dieser
Art in den Visitationsprotokollen (bei Biundo).
8 Kunkel = Spinnrocken, vgl. Grimm, DWb 11, Sp. 2653.
Kunkelstuben sind die heimlichen Zusammenkünfte der
Frauen.
9 Zum Bratenheischen vgl. S. 379, Fußnote 19.
10 Zum Räderschieben vgl. S. 379, Fußnote 18.
11 Sic! Vielleicht der Brauch, am Fastnachtssontag oder an
10. Ob dem pfarrer sein besoldung richtig bezalt
werde. Waß fur widumbs gueter er hab. Wie diesel-
bigen handtgehabt seyen.
11. Ob der kirchen, pfarr, spital, gueterleuthhauß,
schuel etc. etwas entzogen, die gueter außzustai-
nen.15 Wer die kirchengeschworenen, almosen etc.
seyen. Was er sonst wisse, das der kirchen oder
schuelen etc. notig und nüzlich sey.
[II.] Kellner, Schultheis, Kirchenschaffner
und Censores.
Jeden insonderhaitt, etwa auch zwen so nicht mit-
einander etc. zu fragen.
1. Wie er haisse, wie alt er sey, wie lanng er in dem
ambt.
2. Wie sich der pfarrer verhalt in versehung des kir-
chenambts. Ob er zu lanng predige, ob er verstend-
lich predige, ob er kinder tauffe. Ob er das nacht-
mall, wo [und] wie offt halte. Ob er wochenpredig,
feyertag halte. Ob er censur halte et cetera vide
supra 2. quaest.16 Wie er oder seine collegae, schul-
maister etc. sich in seinem wandel, haußhaltung,
mit weib, gesind, nachbarn etc. halte. Ob er studir,
was fur mengel er an im habe.
3. Wie sich kellner, schulteß, censores, schulmaister
etc. halten. Vide supra in 3. quaestione17 et perge
porro mutatis mutandis.
Lätare eine Figur aus Erbsenstroh umzuführen, vgl.
Post, Festbrauchtum, S. 31.
12 Zum Lehenausrufen vgl. Marginalie ι S. 683 und Fußnote
2 S. 296.
13 Volks- und Wetttänze mit einem Hahn als Preis, vgl.
Güntert, Hahnentanz, HDWA 3, Sp. 1345f.; Ked-
digkeit, Feste, S. 283.
14 Und nicht etwa im Beinhaus aufbewahrt werden!
15 Aussteinen = eine Fläche durch Steine abgrenzen, Grenz-
steine setzen; vgl. FWB 2, Sp. 1431.
16 Vgl. S. 411.
17 Vgl. S. 411.
412