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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0468
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1. Visitationsordnunga
1. September 1558

Bestallung eineß Superintendens |390| |391|
Instruction, weß sich unser, Pfaltzgrave Ottheinrichs, Churfursten etc., geordneter
Specialsuperintendens zu Lutzelstein, Doctor Johann Marbach, hinfurter in seinem ufferlegten ampt,
sonnderlich in visitirung der kirchenn unnd schulen seines betzyrckhs, biß uff ferner verordenung
verhaltenn unnd außrichtenn soll.

1. Beschickung der pfarrer
Erstlich wollenn unnd befehlenn wir, das ein yeder
Superattendens in seinem bestymbten bezyrckh
zweymal die kirchenn unnd schulen jerlich visitire,
das ein nach mittfastenn, das annder nach Bartho-
lomei.1
Wo er dann in solcher seiner visitation in ein
fleckhenn kompt, soll er den pfarherr doselbst, des-
gleichen den diaconum (soferr deß ortts ein diaconus
ist), fur sich erfordern oder selbst nach gelegenheytt
zu hause suchenn unnd anfengklichs fein gutig unnd
freuntlich ansprechenn und befragen, ob sy ihrem
kirchendienst vermög unserer außgangenen kirchen-
ordnung2 getreulich unnd fleissig außwartten, auch
ihre predigten dohien richtenn, das sy zu allen ar-
tickhln der Augspurgischenn Confession, anno dreis-
sig der kheyserlichen Mayestet zu Augspurg uber-
gebenn, gemeß seien. Item, was sy von den fur-
nembsten Sectenn, so inn ettlichen jaren hero durch
ehrgeitzige unnd furwitzige, eygensynnige unndt
unruhige Leut in der kirchen eingerissen, halttenn,
als nemlich dem widertauff, verneynung der gegen-

a Textvorlage (Handschrift): GLA Karlsruhe 67/978,
S. 389-401. Abdruck: Sehling, EKO XIV, S. 257-261.

werttigkheytt des herrn Christi, so im Nachtmal
|392| mit brott unnd wein gereycht wirdt, dem
Schwenckhfeldianismo, vonn der gerechttigkheytt,
die fur Gott gilt, ob gute werckh nöttig zur seligk-
heytt unnd andern dergleichen irrthumben etc.
Aus solchen fragen sich unnser Superintendens
leichtlich zu erlernen, wie die kirchendihner in ihrer
erudition geschaffenn, ob sy erstlich den rechtenn
grundt Evangelischer Lehr verstehenn, auch zwu-
schen reyner unnd falscher Lehr ein underscheydt
zu machen wissenn unnd uff der Cantzl im fall der
noth oder, wo es die materi fuglich gebenn wurde,
ermeltte Secten zu widerlegenn unnd umbstossen
khunten. Dann nit allein der gemeyn Gottes von-
nötten, das Evangelium von Christo fruchtbarlich
unnd mit nutzs wissen zu pflantzen unnd zu bawen,
sonnder das man auch dem unkraut, so gern dane-
benn durch des Sathans neidt unnd haß undergeseet
unnd uffwechsst, wehre unnd die armen schäfflein
Christi bei gesunder unnd heylsamer weyde götlichs
wortts erhaltte, daruff dan einem fromen, getreuen
seelsorgern mit sonderm fleiß unnd ernst zu sehenn.

1 Also an Lätare und am 24. August.
2 D.h. die kurpfälzische von 1556, vgl. Sehling, EKO
XIV Nr. 7.

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