1. Visitationsordnung 1558
unnd nach gelegenheytt des arguments uff die ban
gebrachtt, auch der gebuhr gestrafft, mit christli-
cher, ernstlicher erinnerung, was gottloß unnd er-
gerlich, abzustellenn unnd sich eines gottseligenn
unnd christlichen wandls unnd wesens hinfurtter zu
befleissenn.
[10.] Hospitalia, Sichheuser.
Wo auch hospitalien unnd sichheuser vorhandenn,
soll er dieselbigenn auch besuchenn, die kranckhenn
samptlich unnd sonderlich befragenn, wie sy mit es-
sen, trinckhenn unnd anderer leibsnotturfft under-
halttenn, auch durch ihren pfarrhern uff erfordern
unnd zufallender noth versehenn unnd, wo er ver-
besserung vonnöten sein vermerckhenn wurde, die-
selbig mit befurderung unserer amptleut, auch der
eltisten, des gerichts |398| furnemen unnd anstellen.
Unnd wo sollichs verhinderlich fallenn woltte, als-
dann mit guttem, sattem bericht unnd seinem gut-
bedunckhen an unsern geordnetenn superintenden-
tenn gelangenn zu lassenn.
[11.] Almusen
Er soll auch nachforschung unnd uffsehens habenn,
wie es an jeglichem ortt mitt dem allmusen gehalt-
tenn unnd weme dasselbig außgetheylt wirdt, ob
auch die empfahenden dessenn pillich vehig, da er
gleichfals im fall der nott bessere anstellung furzu-
nemen.
[12.] Bucherordnung
Verner langt unns an, das bei ettlichen pfarren khei-
ne kirchenordnung5 [aus] ursachen, das die abzihen-
de pfarherrn solche unnd andere bucher, der pfarr
gehörig, mit hinweg nemen unnd die nachkomenden
deren mangln mußen. Darumb in dem gleichsfals
einsehens zu haben unnd den jezigen pfarrhern mit
5 Wohl die kurpfälzische KO 1556, vgl. Sehling XIV,
S.113-220.
6 Luthers Hauspostille, seit 1522 in zahllosen Auflagen
weit verbreitet.
ernst einzubinden, weder die kirchenordnung noch
andere bucher, ihnen nit zustendig, zu enteussern,
sondern bei der pfarr und kirchen pleibenn zu las-
senn, auch an ortt und ende, da khein khirchenord-
nung, etlich exemplar verschaffenn. Achtenn auch
fur nöttig, fur yede pfarr ein exemplar der deut-
schenn Biblien Lutheri, deßgleichen seiner haußpo-
stillenn6 unnd dann Locorum communium Philippi
Melanthonis deutsch zu bestellenn,7 die von den kir-
chengefellenn sollen betzalt werdenn.
[13.] Pfarrers verlassne weib und kind.
Es soll auch unnser specialsuperintendens sich er-
khundigen und befragenn, wie es yedes ortts mit des
abgestorbenenn pfarrhers oder kirchendihners hin-
derlassenen weib unnd khindern gehalttenn, ob ih-
nen ettwas ergetzligkheytt von den pfarrguitern ge-
volget unnd wie |399| sy zum auffzug unnd ankhunfft
eines andern pfarrhers abgefertiget werdenn.
[14. Marienfeste]
Wir seint auch aus beweglichenn ursachenn be-
dachtt, das festum Assumptionis Mariae8 gantz
unnd gar inn unsern furstenthumben unnd landen
abzuthun unnd dagegen festum Visitationis Mariae9
zu halttenn, welches also den pfarrhern unnd kir-
chendihnern wißlich zu machenn, sich darnach inn
verkhundung der feirtäge unnd außlegung der his-
torien10 desselbigenn fests wissen zu verhaltten.
[15.] Stifft, Closter.
Letzlich ist hin unnd wider bei den clostern, stiff-
tenn unnd geystlichenn persohnenn ein fleissigs uff-
sehens zu habenn, ob unnd wie man sich unserer
publicirtenn kirchenordnung gleichformig unnd ge-
meß verhaltte, ob auch under den geystlichenn
mann- unnd frauenpersohnen, so lesterliche, papis-
7 Philipp Melanchthon, Heubtartikel Christlicher Lere,
1553; vgl. Jenett/Schilling, Heubtartikel, S. 50-67.
8 15. August.
9 2. Juli.
10 Lk 1,39-56.
455
unnd nach gelegenheytt des arguments uff die ban
gebrachtt, auch der gebuhr gestrafft, mit christli-
cher, ernstlicher erinnerung, was gottloß unnd er-
gerlich, abzustellenn unnd sich eines gottseligenn
unnd christlichen wandls unnd wesens hinfurtter zu
befleissenn.
[10.] Hospitalia, Sichheuser.
Wo auch hospitalien unnd sichheuser vorhandenn,
soll er dieselbigenn auch besuchenn, die kranckhenn
samptlich unnd sonderlich befragenn, wie sy mit es-
sen, trinckhenn unnd anderer leibsnotturfft under-
halttenn, auch durch ihren pfarrhern uff erfordern
unnd zufallender noth versehenn unnd, wo er ver-
besserung vonnöten sein vermerckhenn wurde, die-
selbig mit befurderung unserer amptleut, auch der
eltisten, des gerichts |398| furnemen unnd anstellen.
Unnd wo sollichs verhinderlich fallenn woltte, als-
dann mit guttem, sattem bericht unnd seinem gut-
bedunckhen an unsern geordnetenn superintenden-
tenn gelangenn zu lassenn.
[11.] Almusen
Er soll auch nachforschung unnd uffsehens habenn,
wie es an jeglichem ortt mitt dem allmusen gehalt-
tenn unnd weme dasselbig außgetheylt wirdt, ob
auch die empfahenden dessenn pillich vehig, da er
gleichfals im fall der nott bessere anstellung furzu-
nemen.
[12.] Bucherordnung
Verner langt unns an, das bei ettlichen pfarren khei-
ne kirchenordnung5 [aus] ursachen, das die abzihen-
de pfarherrn solche unnd andere bucher, der pfarr
gehörig, mit hinweg nemen unnd die nachkomenden
deren mangln mußen. Darumb in dem gleichsfals
einsehens zu haben unnd den jezigen pfarrhern mit
5 Wohl die kurpfälzische KO 1556, vgl. Sehling XIV,
S.113-220.
6 Luthers Hauspostille, seit 1522 in zahllosen Auflagen
weit verbreitet.
ernst einzubinden, weder die kirchenordnung noch
andere bucher, ihnen nit zustendig, zu enteussern,
sondern bei der pfarr und kirchen pleibenn zu las-
senn, auch an ortt und ende, da khein khirchenord-
nung, etlich exemplar verschaffenn. Achtenn auch
fur nöttig, fur yede pfarr ein exemplar der deut-
schenn Biblien Lutheri, deßgleichen seiner haußpo-
stillenn6 unnd dann Locorum communium Philippi
Melanthonis deutsch zu bestellenn,7 die von den kir-
chengefellenn sollen betzalt werdenn.
[13.] Pfarrers verlassne weib und kind.
Es soll auch unnser specialsuperintendens sich er-
khundigen und befragenn, wie es yedes ortts mit des
abgestorbenenn pfarrhers oder kirchendihners hin-
derlassenen weib unnd khindern gehalttenn, ob ih-
nen ettwas ergetzligkheytt von den pfarrguitern ge-
volget unnd wie |399| sy zum auffzug unnd ankhunfft
eines andern pfarrhers abgefertiget werdenn.
[14. Marienfeste]
Wir seint auch aus beweglichenn ursachenn be-
dachtt, das festum Assumptionis Mariae8 gantz
unnd gar inn unsern furstenthumben unnd landen
abzuthun unnd dagegen festum Visitationis Mariae9
zu halttenn, welches also den pfarrhern unnd kir-
chendihnern wißlich zu machenn, sich darnach inn
verkhundung der feirtäge unnd außlegung der his-
torien10 desselbigenn fests wissen zu verhaltten.
[15.] Stifft, Closter.
Letzlich ist hin unnd wider bei den clostern, stiff-
tenn unnd geystlichenn persohnenn ein fleissigs uff-
sehens zu habenn, ob unnd wie man sich unserer
publicirtenn kirchenordnung gleichformig unnd ge-
meß verhaltte, ob auch under den geystlichenn
mann- unnd frauenpersohnen, so lesterliche, papis-
7 Philipp Melanchthon, Heubtartikel Christlicher Lere,
1553; vgl. Jenett/Schilling, Heubtartikel, S. 50-67.
8 15. August.
9 2. Juli.
10 Lk 1,39-56.
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