Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Pfalz-Veldenz

Item, ob sy leichtferttigkheit wider gemeyne
polliceiordnung bei ihren amptsverwandtenn gedul-
den unndt zusehenn.
Item, ob ergerliche persohnen in der gemeyn
wohnen, auch sy, die kirchendihner, unbillicherwei-
se pochen3 und trutzen unnd von den amptleuten nit
gestrafft werdenn.
Item, ob ettliche falsche lehr unnd secten, als der
widertauffer oder andern, so die recht, christlich
lehr lestern, anhengig sein unnd spalttung machenn,
auch sich deß nachtmahls des hern enteussern.
Item, ob inn seiner pfarr etliche persohnen we-
ren, die mit zauberei oder aberglauben, die man
wahrsagen nennet, umbgehen.
Item, ob ettliche unbillichenn und unchristli-
chen wucher, der vor Gott ein diebstal ist,4 treibenn.
Item, ob ettliche eheliche persohnen voneinan-
der gelauffen seienn.
Item, ob ettliche khinder ihre elttern pochen
oder schlagenn.
Item von underhaltnung der pfarrhern unnd dia-
con, auch schulmeysters unnd wie ihnen die, auch zu
waß zeit gereychtt.
Item von den gebewen der kirchenn, behausung
des pfarrhers, diacons unnd deß schulmeisters.
Item, ob man sich understehe, den pfarrguttern
ettwas zu entzihenn unnd in andere usus zu wenden.
Item, ob ihme der schulmeyster unnd glöckhner
in der kirchenn helffenn singen und andere geburli-
che offitia ertzeygenn. |396|
[6. Befragung der Gemeinde]
Und was sy hirauff fur bericht thun, dabei soll ers
nit pleibenn lassenn, sonnder inn der kirchenn unnd
offener verhöer ettlich aus dem hauffen, jung unndt
altt, fur sich bescheydenn, die zehenn gebott, glau-
benn, vatter unser, die wortt vonn einsetzung der
tauff unnd nachtmals von ihnen uffzusagenn, erfor-
schen unnd fragenn, was deren stuckh rechter ver-
standt sei, item was sy vonn der außlegung des ca-
techismi wissenn unnd khunden. Denn hirdurch
khan der Superintendent eygentlich unndt gruntlich

erfahrenn, nicht allein, was die pfarrkhinder geler-
net, sonnder auch mit welchem fleiß sy ihr pfarrher
underwisen habe.
[7.] Frag der amptleut und gerichts
In gleicher form soll unnser Superintendens die
amptleut, etlich gutherzige des gerichts unnd raths,
auch ettlich ehrlibende vonn der gemeyn uff volgen-
de artickhl befragen:
Vonn der kirchendihner lehr unnd leben.
Item von ihrem fleiß oder unfleiß in der kirchenn
oder bei den kranckhenn unnd sterbenden leutten
unndt leichpredigen.
Item vonn ihren weibern, khindern unnd hauß-
haltten.
Item von des caplans unnd schulmeysters lehr
unnd lebenn, vleiß oder unfleiß.
Item, ob auch gute polliceiordnung mit gebuhr-
licher straffe der laster gehalttenn werde.
Item, ob er handtierung treib, die seinem ampt
nit zustehenn. |397|
[8.] Un[d] die feel und mengel [von] ime [ge]pessert.
Was er dann also in beydenn, geistlichenn unnd
weltlichen, fur feel, mengl unnd beschwehrnus findt,
soll er, was die kirchendihner belangt, erstmahl fur
sich selber geburlich umb christlicher lib willen zur
besserung understehen zu bringenn. Was aber ann-
dere feel unnd mengel durch ihnen nicht verricht
werdenn mögenn, soll er dieselbenn underschiedlich
unnd ordentlich uffzeychnen unnd unserm ge-
neralsuperattendenten zuschickhen, der dann sei-
nem befelch nach dieselbenn furtter an geburliche
ortter gelangen lassen soll.
[9.] Predig am Ende
Damit auch das volckh zu mehrerm vleiß unnd
ernst inn kirchensachenn bewegt, soll er zu ende sei-
ner visitation ein predigt thun unnd dieselben da-
hien richten, das die erkhundigten mengl fuglich

4 Ex 22,24.

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