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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0694
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Hintere Grafschaft Sponheim

hero verrechnete ubermeßige schreiberlohn der ge-
bühr moderirt werde. Und were nicht unrhatsam,
daß auß befelch der herrschafft dergleichen schrei-
ber ein gewisser tax und belohnung nach gelegenheit
und beschaffenheit der rechnungen verordtnet wür-
de.
25. Auf- und abkommende pastorn,
vergleichungen.β
Unnd demnach man in der Gebrodischen Kirchen-
rechnung befunden, daß 9 fl. 18 alb. an zerung uf-
gangen und verrechnet worden, alß zwischen dem
jezigen pfarrer doselbst, Joanne Leonhardo, und sei-
nes Antecessoris, Nicolai Pistorii seligen, nachgelas-
senen Erben der gewesene Inspector, M. Nicolaus
Jacobi seliger, mit zuthun deß ambtmans zu Win-
terburg die ihnen anbefohlene ratification unnd ver-
gleichung getroffen, mit welchen costen aber die |85|
kirch nichts zu schaffen hatt, so soll hinfuro der kir-
chen mit dergleichen außgaben verschonet und, wan
die Beambten oder Inspectores in fürfallenden rati-
ficationibus zwischen auf- und abziehenden kirchen-
dienern sich notwendig interponiren müssen, der uf-
gehende costen und zerung von den partheyen selbs-
ten ohne der kirchen beschwerung entrichtet und
bezalt werden.
26. Vormundtschaften.
Mitt bevormundung der unmündigen kinder unndt
pupillen ist es bißhero bei den ambtern ungleich ge-
halten worden, sonderlich hatt man an etlichen or-
ten die Inventaria erst nach verfließung eines gan-
zen monats und eher nicht, es seyen dan vorhin die
vormunder angesezt gewesen, ufgerichtet, wie dann
auch die fäll den ambtleuten fast spat und langsam
angezeigt worden. Damit nun bevorab der Inven-
tarien halben nichts verabsaumbt unnd den ver-
wayßten kindern daß ihrige bey rechter zeit in si-
chere verwahrung gebracht werde, sollen ins künff-
tig die pastores, denen die todtfäll jedes orts ohne
β Vide supra p. 20 [fälschlich für: 22; vgl. oben Text 10
Nr. 2, Marginale β S. 662 und Nr. 5, S. 664].

daß angezeigt werden müssen, fleißige achtung da-
rauff haben unndt nachfrag gebrauchen, ob die ab-
gestorbene person |86| kinder verlassen oder nicht.
Da sie dann erfahren, das pupillen vorhanden,
sollen sie daßelb fürderlich und ohne verzugk zum
ambt berichten, die ambtleut aber unvergeßlich be-
fürdern und daran sein, daß die inventaria zu rech-
ter zeit ufgerichtet, inmittelst aber alles verschlo-
ßen, verpitschirt oder sonsten sicherlich verwahrt
werde, damit den pupillen nichts verwendet, abge-
tragen oder veruntrewet werden möge. Wie sie sich
dann auch im ubrigen, so zu versorgung der waysen
gehörig, der publicirten sponheimischen underge-
richtsordtnung19 durchauß gemeß verhalten sollen.
27. Canzel thürlein.
In den mehrern theilß kirchen der Graveschafft
Sponheim befindet sich, daß die predigstul unnd
Canzeln zimblich nieder gebawet und mit thürn nit
versehen sein, also daß die zuhörer oder pfarrkinder,
so ihren standt im chor oder hinder den Canzeln ha-
ben, sehen und vernemmen können, wie die prediger
inwendig den Canzeln sich im stehen und andern
gestibus erzeigen und verhalten. Würdt demnach
fur rhatsam und eine notturft erachtet, auch hiemit
befohlen, daß die Beambten jedes orts durch die be-
stelte kirchenmeister oder diejenige, |87| denen sol-
ches zu thun obliegt, an vorgemelte predigstuel fei-
ne, saubere thürn machen lassen und die ministri,
wann sie uf die Canzeln tretten und predigen wollen,
dieselben hinder ihnen jedes mal zuthun sollen.
28. Von Censorn, nit balt zu provociren.
Die Censur, welche nicht allein ein stuck ist der
sponheimischen kirchenordtnung, wie under dem
tittul: Von lastern, ehebruch und ander unzucht
etc.,20 zu sehen, sondern auch zu erhaltung guter
disciplin unndt christlichen wolstandt und aller
Gottseligkeit notwendig und nuzlich, ist ein zeitlang
an etzlichen orten umb deßwillen in abgang und ver-
19 Von 1578, erhalten in einer Fassung von 1659 im LHA
Koblenz, Best. 33, Nr. 14110.
20 Vgl. KO Pfalz-Zweibrücken 1557, S. 153f.
 
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