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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (18. Band = Rheinland-Pfalz, 1): Herzogtum Pfalz-Zweibrücken, die Grafschaften Pfalz-Veldenz, Sponheim, Sickingen, Manderscheid, Oberstein, Falkenstein und Hohenfels-Reipoltskirchen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2006

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https://doi.org/10.11588/diglit.30658#0714
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Sickingen

2. Kirchenordnung Ebernburga
1572
Emendation1
etlicher mengell unnd gebrechen der Kirchen unnd Kirchgemainden Ebernburger ampts
Anno 1572 angestellt.

Von Feiertagen.
Die feiertag sollenn nach Inhallt Herzogen Otto
Hainrichenn Kirchen Ordnung,2 wie aller ding der
Titulus de feriis inhellt, gehalltenn werdenn. Item
das in der Charwochen die zwen Tag, alß Donners-
tag unnd Freittag den halben tag gefeiret wer-
denn.3
Was den Catechismum unnd seine Tractation
zu Kirchen betrifft.
Habenn unnd treiben wir den clainen Catechismum
Lutheri.4 Also, das an Sontagenn zu Mittag umb
zwolff uhr zu Kirchenn erstlich ein Psalm gesungenn
unndt zuhandt darauff von dem Pfarherr der ge-
mainen Jugendt die sechs stuck Catechismi laut
unndt also clärlich fürgesprochenn werdenn, das die
Jugendt solche fürgesprochene stuck laut unndt
clärlich herwiderumb nachspreche. |
Wo schulen seindt, khan der Catechismus Lutheri
mit den kurtzenn fragstuckhen5 gehalten unndt ge-
triebenn werdenn, welches ausser unndt ohne schu-
len schwerlich zu thun, dann mann der Jugendt die

a Textvorlage (Handschrift): LA Speyer A2-896/4. Ab-
druck: Polke, Kirchenordnung, S. 133-135.

1 Verbesserung, Nachbesserung.
2 Die kurpfälz. KO 1554, vgl. Sehling, EKO XIV,
S. 113ff.
3 Gründonnerstag und Karfreitag fehlen in der Kirchen-
ordnung Ottheinrichs in der Feiertagsliste, allerdings soll
in den Städten jeden Tag in der Karwoche die Passions-
geschichte gelesen und ausgelegt werden, an allen ande-

sechs stuck kürtzlich muß einbildenn, ordenlich er-
klären unnd mit kurtzen, einfeltigen fragen dersel-
benn verstandt bei inen anrichtenn, suchen unndt
erfordernn.
[Beichte und Abendmahl.]
Die Privat Exploration unnd verhör gegen die, so
die absolution unndt abentmal deß herrn begehren,
ist bißhero nider gelegen unndt nit gehallten wor-
den, aber damit der Kirchen unnd vilen beschwert-
tenn gewissen nit gedient, derhalben auß ursachenn
sehr nottwendig, das die Privat Exploration gehall-
ten unndt nit underlassen werde.
Die Besuchung der Absolution unnd deß hailigen
abentmal deß herrnn ist auff kein gewisse jarzeit zu
steckhenn oder zu setzen, sondern auß vilen ursa-
chenn im jar mehrmals, nach dem die kirchgemai-
nen klain oder groß, fürzunehmen unndt zu halltenn
auß betrachtung, das auß järlichem ainichem zu-
lauff unnd uberfall der leut die Pfarherr den sachen
nit gnugsam thun unndt abwartten könnenn, auch
in dem ettliche Superstition unndt mißbreuch ge-
sterckt werdenn. I

ren Orten wenigsten an Palmsonntag, Gründonnerstag
und Karfreitag. Vgl. Sehling, EKO XIV, S. 163.
4 Die kurpfälzische Kirchenordnung Ottheinrichs enthielt
wie ihre Vorlage, die württembergische von 1553, den
Katechismus von Johannes Brenz, vgl. Sehling, EKO
XIV, 130ff.
5 Vielleicht sind die irrtümlich Luther zugeschriebenen
Fragstück für die, so zum Sacrament gehen wollen von
1549 gemeint, vgl. Reu, Katechismen I/2, S. 200-202,
687-689.

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