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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Bergholz, Thomas [Bearb.]; Goeters, J. F. Gerhard [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (19. Band = Rheinland-Pfalz, 2, 2. Teilband): Die Reichsstädte Landau, Speyer und Worms - die Grafschaften Leiningen, Sayn und Wied - die Wild- und Rheingrafschaft - das Fürstentum Pfalz-Simmern - die Grafschaft Pfalz-Veldenz (Nachtrag) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.30660#0236
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Kurpfalz

halben gulden fur seine arbeyt geben und volgen las-
sen. Und soll keinem pfarher gestattet werden, sich
der vacirten pfargefell zu underzihen ausserhalb,
das solchem pfarher von unserm superintendenten
bevohlen werde, daß er uff solche vacirente pfarge-
felle achtung habe, das mit denen treulich umbgan-
gen werde.

Ebnergestalt, da in solchem fall eine schul vaciren
wurte, soll der superintendens nach gelegenheyt, die
er ahm bestem ersehen mage, biß zu wieder bestel-
lung die versorgen lassen.

[6. Anwendung der Polizeiordnung]

Und nachdem ein noturfft, das zu merer handthabe
unser christlichen policeyen und andern heylsamen
guten ordnungen das geystliche [amt] hierinnen den
weltlichen auch ihre hulffliche hand biete, |13r| und
dann der kirchendiener als auch schwache, gebrech-
liche leute ebenso wol von noten haben, das jhe-
mandt uff ihr lehr und leben, thun und lassen ach-
tung habe und sie vermahne als ander unser under-
thanen, und dann ein superintendens nicht allzeyt
bey ihnen seie, den grundt ihres ubels- und wolhal-

tens, fleys oder uhnvleyß erfahren kann, so soll von
jeder visitation von ubel- und woltaten nachgefragt
und jedes orts vleyssigs uff[ge]sehen werden uff die
groben laster, in unser policey- und andern ordnun-
gen18 verpotten, die verbrecher samptlich zur ver-
besserung vermahnet, wo es nicht versehen, als
dann gegen den verbrochenen19 geburende straff fur-
zunemen haben, ahn unsern kirchenrath oder im
notfall ahn uns selbsten berichtlichen gelangen las-
sen.

[7. Almosen]

Item, es soll auch unser superintendens daran sein,
wo deßwegen zuvor nicht notwendige ahnstellung
beschehen, das durch die amptleute personen auß
der gemeinden verordnet, welche das almusen in der
kirchen mit secklin alle sonntage samlen; wie er
dann, der kirchendiener, auch das volck mit sonder-
lichem ernst und zeugnissen, auß gottes wort darzu
ermahnet, ahnhalten solle und, was also gesamlet
wurde, dasselbig hernacher sampt andern gestifften
almusen und pfrunden mit vorwissen desselben orts
pfarrers und nicht auß gunst, sondern auß noturfft

und wolhalten den armen außtheylen und dasselbige
alsdann auch, wie sichs gepürt, ohn einige ahnstel-
lung eines gelechs,20 wie etwan geschehen, verrech-
nen sollen.
Waß auch fur mengell in den allmusen furfallen, die
sollen in visitatione erkundiget und ahn die ampt-
leut jedes orts mit ihrem gutbeduncken, wie solches
zu verbessern, oder auch im fall ahn unser kirchen-
rhatt oder uns gepracht werden. |13v|

[8. Hospitäler]

Wo auch hospitalien und siechenheyser vorhanden,
sollen unsere visitatores nachfragens haben, wie es
mit denselbigen gehalten, wie sie mit geystlicher
und leyblicher underhaltung versorgt, wer sie ge-

18 Gemeint ist die Christliche Polizeiordnung in der Fas-
sung von 1578 (vgl. Text Nr. XIV/62, Text bei Nr.
XIV/26).

stifft, was sie fur einkommens und wie darinnen ge-
hauset, ob die armen, so darinnen ihre underhaltung
haben, sich auch christlich und ihrem gebur nach in
ihrem leben verhalten.

19 Sic!
20 Gelächter.

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