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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0259
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41. Kirchen-agenda für die prediger der grafschaft Mansfeld. 1580.

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eines weibes man, nüchtern, messig, sittig, gast-
frei, lehrhaftig, nicht ein weinseufer, nicht pochen,
nicht unehrliche hantirung treiben, sondern ge-
linde, nicht haderhaftig, nicht geizig, der seinem
eigenen hause wol fürstehe, der gehorsame kinder
habe, mit aller erbarkeit (so aber jemand seinem
eigenen hause nicht weiss fürzustehen, wie wird
er die gemeine gottes versorgen) nicht ein neu-
ling, auf das er sich nicht aufblase und dem
lesterer ins urtheil falle, er mus aber auch ein
gut zeugnis haben von denen die draussen sind,
auf das er nicht falle dem lesterer in schmach
und stricke.
Werdet ir nu also euer ampt treulich füren,
und euch in euerem leben nach erzeltem bericht
verhalten, so werdet ir den teufel mit seinem an-
hangenden haufen zornig machen und wider euch
erregen, das ir von inen hass, feindschaft, creuz
und verfolgung werdet empfinden, wie solches die
exempla aller heiligen propheten, apostel, merterer
und gottseliger lerer zu allen zeiten ausweisen.
Dagegen aber werdet ir von dem herrn Jesu
Christo, unserm obersten bischof und erzhirten,
trost und schutz, auch endlich die unverwelkliche
kron der ehren in jenem leben zu lohn empfahen.
Da ir aber das gegenteil thun, in eurem ampt
lessig, in euerem leben ergerlich sein, dem grossen
haufen umb gunst und geniesses willen heuchlen
und die warheit verschwiegen werdet, so werdet
ir wol etwa eine zeitlang bei der welt gunst
haben, aber von unserm lieben herrn Jesu Christo
und seinem himlischen vater zorn, ungnade und
entliche strafe der ewigen verdamnis empfahen,
von welcher strafe der herr Christus endlich dreuet
und verkündiget Matth, am 24. und 25. cap. und
anders wo, da er spricht: Das den untreuen
knechten ir lohn mit den heuchlern gegeben
werden sol, und werden in die euserste finsternis
verstossen werden, da wird sein heulen und zehen
klappern, dafür sich je billich ein jeder fürsehen
und hüten sol.
So ir demnach bedacht seid mehr eueren
lieben gott und unsern herrn Jesum Christum zu
fürchten, denn euch der welt gunst belieben zu
lassen, und wollet euch mit götlicher hülfe und
beistand in eurem ampte, so euch befohlen
werden sol, rechtschaffen und treulich verhalten,
auch ein gottseliges christliches leben dabei führen,
so sollet ir solches itzund alhie zu sagen, und
euer ja wort von euch gegeben.
Wenn nu solch ja wort gefallen ist, spreche der
superintendens.
Auf diese euere gethane zusage, bitten wir
gott den vater unsers lieben herrn Jesu Christi,

den einigen und waren herrn der ernte, das er
euch, als von im ausgesendeten und ordentlich
berufenen diener seiner kirchen, mit seiner gnaden
durch den heiligen geist sterken und in euerem
ampte regieren wolle. Und ich als der ordent-
liche superintendens dieses ortes nach meinem
ampte, neben meinen mir zugeordenten mit ge-
hülfen, befehlen euch an gottes stad das heilige
kirchen ampt, das ir dasselbe in allen puncten
und in aller masse, wie es zuvor aus gottes wort
erzelet ist, durch gottes segen kreftiglich füren
und treulich ausrichten möget. Und wir geben
euch dessen hiemit offentliches zeugnis, das ir
darzu, nach apostolischem christlichen gebrauch
der kirchen, durch auflegung der hende und
ernstes gebete ordiniret, confirmiret, und bestetiget
seiet. Im namen gottes des vaters, und des sons,
und des heiligen geists, amen.
Last uns beten.
Vater unser der du bist im himmel etc.
O barmherziger gott himlischer vater, du hast
durch den mund deines lieben sons unsers herrn
Jesu Christi zu uns gesagt, die ernde ist gros
aber wenig sind der arbeiter, bittet den herrn
der ernde, das er arbeiter in seine ernde sende,
auf solchen deinen göttlichen befehl bitten wir von
herzen, du wollest diesen deinen diener sambt uns
und allen, die zu deinem wort berufen sind, deinen
heiligen geist reichlich geben, das wir mit
grossem haufen deine evangelisten sein, treu und
fest bleiben wider den teufel welt und fleisch,
damit dein name geheiliget, dein reich gemehret,
dein wille verbracht werde. Wollest auch dem
ledigen greuel des bapsts und Machomets sampt
andern rotten, so deinen namen lestern, dein reich
zerstören, deinem willen widerstreben, entlich
steuren und ein ende machen, solch unser gebet
(weil du es geheissen geleret, und vertröstet hast)
wollestu gnediglich erhören, wie wir gleuben und
trauen, durch deinen lieben son, unsern herrn
Jesum Christum, der mit dir und dem heiligen
geiste lebet und herschet in ewigkeit, amen.
So gehet nu hin und weidet die herde Christi,
so euch befohlen ist, und sehet wol zu nicht ge-
zwungen, sondern williglich, nicht umb schendliches
gewins willen, sondern von herzen grund, nicht
als die uber das volk herschen, sondern werdet
fürbilde der herde, so werdet ir (wenn der erz-
hirte erscheinen wird) die unverwelkliche kron
der ehren empfahen.
Benedicat vobis dominus, ut faciatis fructum
multum. amen.
 
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