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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0258

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244 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

sorger, und das sie gott mit tüglichen gaben ver-
sehen, und ir ampt wol zu führen geschickt mache,
bitten sollen, so wollen wir solchem seinem befehl
folgen, in in dieser unser versamlung demütiglich
anrufen und bitten.
Erstlich, das er diesen man als einen zu-
künftigen seelsorger mit seinem heiligen geiste
erleuchten und regieren wolle, das er in für-
tragunge reiner, rechter und heilsamer lere sein
ampt wol verrichte und seine schäflein treulich
und fruchtbarlich weide.
Und das er auch mit gottseligem und christ-
lichem wandel gute exempel der nachfolge von
sich geben müge, derhalben so wollen wir mit
eintrechtiger stimme, in rechtem glauben singen.
Kom heiliger geist etc.
Collecta.
O allmechtiger gott himlischer vater, wir
bitten dich durch deinen lieben son Jesum Christum,
du wollest deinen heiligen geist diesem deinem
diener und zukünftigen seelsorger mit allerlei
nötigen gaben zu volziehung seines amptes reich-
lich und gnediglich ubergeben, auf das er in lere
und leben sich unstreflich halten möge, dir zu
ehren, und uns allen zur besserunge, umb Christi
Jesu unsers herrn willen, amen.
Hie keret sich der superintendens zum ordinanden,
und redet in also an:
Weil ir nu ein seelsorger und pfarherr sein
sollet und wollet, so sollet ir auch bedenken und
wissen, erstlich, was euer ampt sei, und wie ir
dasselbe führen und uben sollet, zum andern, wie
ir euch in eurem leben sollet verhalten. Zu
eurem ampt aber kürzlich zu sagen, gehören diese
drei punct.
Zum ersten, das ir treulich leret und prediget
von der busse und vergebung der sünden, denn
solche predigt hat unser lieber herr Jesus Christus
allen seinen dienern befohlen und auferlegt Lucae
am letzten capitel, da er also spricht: Also ists
geschrieben, und also muste Christus leiden und
auferstehen von den todten am dritten tage, und
predigen lassen in seinem namen busse und ver-
gebunge der sünde unter allen völkern.
Zur busspredigt aber gehöret ernstliche strafe
wider alle sünden, die wider das gesetze und
gottes wort sind, zu welchem kein treuer prediger
schweigen kan oder sol.
Denn also befihlet gott im propheten Esaia
am 58. capit. : Rufe getrost, schone nicht, erhebe
deine stimme wie eine posaun, und verkündige
meinem volk ire ubertretung, und dem hause Jacob
ire sünde.
Und in solcher straf und busspredigt sol und
muss gottes zorn uber die, so beharlich in sünden

bleiben, also verkündiget werden, das die leute
verstehen und wissen, das gott ernstlich uber
dem ungehorsam kegen seine gebot und allem
gottlosen wesen zürnet, und das er endlich die,
so nicht busse thun, von der christlichen gemeine
ausgeschlossen und abgesondert haben wil, das in
ire sünde vorbehalten werden, und er sie mit
ewiger verdamnis und hellischen feuer strafe.
Zu der predigt von der vergebung der sünden
gehöret, das den erschrockenen und geengsten
herzen der trost von gottes gnade, die er den
bussfertigen und bekerenden sündern zugesaget,
verkündiget werde, das sie auch mit der heiligen
absolution und hochwirdigen sacramenten getröstet,
und so sie aus der christlichen gemeine durch
offentliche sünde gefallen, das sie widerumb darein
aufgenomen, und inen die sünde aufgelöset und
vergeben werden.
Das andere, das zu eurem ampte gehöret, ist,
das ir auch die hochwirdigen sacramenta nach der
ordnung und einsetzung unsers herrn Jesu Christi
reichet und austeilet, davon denn der herr auch
befohlen hat, Matth, am letzten capit. Mir ist
gegeben (spricht er) alle gewalt im himmel und
auf erden, darum gehet hin und leret alle völker
und teufet sie im namen des vaters und des sons
und des heiligen geists, und leret sie halten alles
was ich euch befohlen habe.
Das dritte, das zu eurem ampte gehöret, ist,
das ir das ampt der schlüssel, die Christus seiner
kirchen und derselben diener verlassen und be-
fohlen hat, treulich und ohne scheu oder ansehen
der personen gleichmessig führet.
Und das irs auch nicht alleine bei dem löse-
schlüssel bleiben lasset, wie es denn itzt die welt
und sonderlich die fürnembsten gerne haben
wollen, sondern das irs auch bindet, wenn es die
not erfordert. Denn unser lieber herr Jesus
Christus wil einen so wol als den andern ge-
braucht haben.
Darumb redet er auch von beiden,Matth. am
18. capitel. Da er also spricht: Warlich ich sage
euch, was ir auf erden binden werdet, sol auch
im himel gebunden sein, und was ir auf erden
lösen werdet, sol auch im himel los sein.
Und Johannis am zwanzigsten capit. blies der
herr Jesus seine jünger an und spricht zu inen:
Nemet hin den heiligen geist, welchen ir die
sünde erlasset, den sind sie erlassen, und welchen
ir sie behaltet, denen sind sie behalten.
Diese erzelete stücke gehören zu euerem ampte.
Wie ir aber euch in euerem leben sollet verhalten
davon berichtet S. Paulus in der ersten epistel
zu Timoth. am 3. capitel, und schreibet also:
Das ist je gewisslich war, so jemands eines
bischofs ampt begeret, der begeret ein köstlich
werk. Es sol aber ein bischof unstreflich sein,
 
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