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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0257

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41. Kirchen-agenda für die prediger der grafschaft Mansfeld. 1580.

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und in seinem namen, auch offentlich, und für
dieser gemeine allhie von denselben los, und
neme dich auf zu dieser seiner heiligen kirchen
gemeinschaft, daraus du gefallen warest. Auf das
du von im mit seinem heiligen geist regieret
werdest, und mit uns andren seines heiligen
sacraments nützlich und wirdiglich, zu sterkung
deines glaubens und des lebens besserung brauchen,
und ewig selig werden mögest. Im namen gottes
des vaters, und des sons, und des heiligen geistes,
† Amen.
Zum vierden, wenn also die absolution er-
gangen ist, sol der kirchendiener das volk an-
sprechen und also vermanen:
Das sie erstlich aus dieses menschen ge-
schehenem fall auch ire schwacheit erkennen und
bedenken sollen. Denn weil alle menschen ein
verderbtes, schwaches und böses fleisch am halse
tragen, und daneben in der welt und ins teufels
reiche leben, so ist es leicht geschehen, wenn
unser lieber herr gott die hand von uns abzeucht,
das einer in dergleichen oder auch noch schwerer
sünde falle. Darümb sol nimand sicher sein,
sondern in gottes furchten vorsichtig wandeln.
Und sol der worte S. Pauli eindenke sein, 1. Cor. 10 :
Wer da stehet, der sehe wol zu, das er nicht
falle. Und folge der treuen vermanung des herrn
Christi, der uns im vater unser teglich heisset mit
allem ernste zu gott dem himlischen vater rufen
und beten, führe uns nicht in versuchung. Item
Matth. 26 spricht er zu seinen jüngern: Betet das
ir nicht in versuchung fallet, denn euer wider-
sacher der teufel (spricht S. Petrus) gehet umbher
wie ein brüllender lawe, und suchet wen er ver-
schlinge, dem widerstehet fest im glauben etc.
Zum andern, sollen alle christen vermanet
werden, das sie mit diesem sünder, welcher sich
durch gottes gnade bekeret hat, sich auch von
herzen freuen, wie Christus leret am 15. capitel,
das auch im himmel für den heiligen engeln eine
freude ist, uber einem sünder der busse thut.
Derwegen sollen sie mit ernst gott danken, das er
die verlornen armen sünder durch seinen son
Jesum Christum hat suchen lassen, und noch heute
zu tage durch sein wort und heilige kirchenampt
suchet und mit gnaden annimpt, und vleissig
bitten, der liebe gott wolle ja solche seine aller-
grösseste wolthat bei uns hier auf erden lassen
und uns allen zu trost gnediglich erhalten.
Zum dritten sollen alle christen verwarnet
werden, das sie ja diesem nu mehr bekerten, und
zu gnaden aufgenommenen sünder, seine busse
und bekerung, in ungutem und zur schmach nicht
aufrücken wollen. Wie hiervon der weise man
Sirach am 8. capitel redet, und spricht: Rücke
deme nicht auf seine sünde, der sich bessert, und
gedenke das wir alle noch schuld auf uns haben.

Da auch jemand so vergessen, und unchrist-
lich sein würde, der demselben bekarten und von
unserem lieben herrn gott aufgenommenen sünder
seine busse und bekerunge zur unehre ziehen, im
dieselbe in ungutem aufrücken, und furwerfen
wolte, der sol wissen, das er wider gott handele,
und sol derwegen selbst in der kirchen ernste
und unnachlässige strafen gefallen sein, und sollen
sich dessen beides die weltliche obrigkeit und
diener der kirchen mit allem ernst annemen, das
solcher unchristlicher frevel nicht ungestraft
hingehe.
XXI.
Von der ordination der kirchendiener.
Dis stück ist keiner andern ursachen halben
mit in die agende verleibet, denn das es alle und
jede pfarherren und prediger jederzeit bei der hand
haben, oft durchlesen, darbei sich ires ampts und
mit was massen in dieselbe vertrauet, auch wes
sie sich für gott und seiner christlichen gemeine
verpflichtet, erinnern können.
Wenn diener der kirchen, so zuvor nicht im
ampt gewesen sein, von der obrigkeit und kirch
berufen sind, werden dieselben dem consistorio
und darzu verordneten examinatoribus, nach altem
christlichen gebrauch, der kirchen für gestellet.
Da sie denn ires vorigen lebens und wandels richtig
und gut gezeugnis haben und zu dem heiligen
kirchen ampte tüchtig erkennet, und in gottes
wort und reiner lere vleissig und erfahren befunden
werden, wird inen die ordination mit ernstem ge-
bete und auflegung der hende mit getheilet, und
wird hierinnen diese ordnunge gehalten, und durch
den superintendenten solche wort gebraucht:
Formula ordinationis.
Mein lieben christen nach dem sichs zu tregt,
das dieser ort N. einen seelsorger bedarf, haben
wir durch schickung gottes diesen man den wol-
gelarten und gottfürchtigen N. N. bekommen,
welcher nach notdürftiger erkündigung, gott lob,
also befunden, das er tüchtig und wirdig der ge-
meine gottes fürzustehen und das pfar und seel-
sorger ampt zuverwalten und zu führen.
Weil aber solch ampt gleich wol sehr hoch
und gross ist, und nicht in menschlichen kreften
und vermügen allein stehet, dasselbe also zu
führen, das es nutz schaffe, gott zu ehren, und
seiner kirchen erbauung diene,
und unser lieber herr Jesus Christus Matt,
am 9. capitel selbst leret und befihlet, weil die
ernde gross ist und der arbeiter wenig, das wir
den herrn der ernte bitten sollen, das er arbeiter
in seine ernde sende, mit welchem er beides ver-
standen haben wil, als das wir umb treue seel-
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