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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0268
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254 Die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein und Stift und Stadt Quedlinburg.

und kirchendiner, so viel immer muglich einerlei
art und form in ceremonien befleissigen , sonder-
lich wie die undenkliche viel jahr hero bei unsern
kirchen sein in christlichem ublichem gebrauch
gewesen. Es solten auch die pastores und kirchen-
diener in verrichtung ihres ambts mit teufen,
auspendung des heil, abendmals, kranken besuchen,
copuliren, collecten zu lesen und was zum heil,
predig ambt gehoret die sexische und braun-
schweigische, herzbergische agend und kirchen-
ordnung, welche auch in dieserer loblichen her-
schaft Honstein breuchlich, und vor undenklichen
jahren hero allhier gebraucht, folgn und nachmals
gebräuchen. Do auch ein neuer pastor anhero
vociret und bestediget wurde und einer gemeinde
vorgesetzt, soll er seines gefallens keine neuerung
oder änderung der ler oder ceremonien ein-
furen, sondern in altem gebrauch, art und form
vormoge dieserer christlichen ordenung blieben
lassen und sich derselben gemess nach den andern
vicinis pastoribus dieses gerichts mit ihnen aller-
seits gleichförmig zu halten, richten, damit un-
ordnung verhütet werde.
Von der heiligen taufe.
Ein kreftiger herzlicher trost ists, das wir
wissen und glauben, das bei dem sacramente der
heiligen taufe gegenwertig ist mit gnaden leben
und segen die heilige hochwirdige dreifaltigkeit,
godt vater, godt sohn, und godt, der heilige geist.
So soll demnach auch die heilige taufe nach
der einsetzung unsres herrn Jesu Christi mit
grosser reverenz, andacht und ernst, als fur dem
angesicht gottes geschehen, und soll solch hohes
tröstliches werk durch gottselige bescheidene und
nüchterne personen, prediger und gevattern mit
eivrigem gebet zu gott dem allmechtigem vor-
richtet werden.
Es soll auch bei dem actu der heiligen taufe
der exorcismus nicht ausgelassen werden, auch
keine neue oder andere ceremonien gebraucht,
dan welche nunhero dieses orts eintrechtiglich
uber viele undenkliche jahr in christlichem brauch
gewesen und soll ein prediger von dem anderen,
ob er die gelegenheit nicht wuste1) guten bericht
hierinnen bitten2)auch deshalb, so darumb an-
gelangt worden, denselben unweigerlich mitteilen,
endlich3) aber wollen wir das allzeit nach ge-
endigter taufe ein vers oder etzliche zum beschluss
gesungen werden solle, als „Sei lob und ehr“
oder dergleichen.
Diejenigen, so entweder mit falscher irriger

1) „ob er die gelegenheit nicht wuste“ an den
Rand von der Hand Reichhelm’s geschrieben.
2) „bitten — unweigerlich“, ebenso.
3) „endlich — dergleichen“, ebenso.

lehre verhaftet, gottlose epicurer sein, oder sonsten
in offentlichen ergerlichen lastern, in ehebruch,
unvorsonlichem hasse, in jüdischen, unchristlichen
wucher und andern sünden fursetzlich und trotzig-
lich vorharren, sollen zum gebrauch der heiligen
sacrament nit zugelassen werden. Es solln auch
die prediger mit solchen keine gemeinschaft haben,
und sol sonderlich die hoheit und wirdigkeit dieses
sacraments in acht genommen werden, dan uns
darinnen so überschwenkliche und grundlose
reichthumb der gnaden gottes mitgetheilet und
darmit reichlich überschüttet, also das es Christus
selbest eine neue geburt, oder widergeburt heisst,
dardurch wir ihme dem herrn Christo incorporirt,
der ganzen heiligen dreifaltigkeit huldigen und
schweren, und einen ewigen bund aufrichten, dar-
mit wir aller tyrannei des teufels ledig, von sünde,
tod und helle los, kinder des lebens, neben aller
güter gottes, gottes selbest kind und Christi bruder
und miterben werden und ist die taufe unser
einiger trost und eingang zu allen gottlichen und
himlischen guetern und aller heiligen und aus-
erwelten gemeinschaft.
Vom abendmal des herrn.
Als der ewige sohn gottes unser her und
heiland Jesus Christus warer gott und mensch
das hochste werk nemlich die erlösung des ganzen
menschlichen geschlechts durch sein bitter leiden
und sterben hat aufrichten und volbringen wollen,
hat er zur unserem trost zur sterkung unseres
glaubens und zur versicherung unserer seligkeit
durch ihn erworben und uns geschenke aus genaden
allen gleubigen und busfertigen selbsten gestiftet,
geordnet und eingesetzet das heilige nechtmal
welches wir das sacrament des altars nennen,
zwarten nicht derogestalt daz es alleine die zeit
gelten sollte, sondern das sein gebrauch, wie er’s
eingesetzet unverendert bis an den jungsten tag
bleiben und verharren solle. — Weil uns dan in
dem heiligen hochwirdigen sacrament des altars
ein solcher grosser teuerer schatz wird mitgetheilt:
nemlich in unter und mit brot und wein, als
sichtbaren elementen, der warhaftige wesentliche
leib und blut unsers einigen erlösers und selig-
machers Jesu Christi als ein gewiss pfand und
sigel unserer seligkeit, so sollen auch die pre-
diger und pastores, so oft communicanten vorhanden
sein, solch testament Christi offentlich in der christ-
lichen versamlung mit grosser reverenz und er-
erbietung nach der einsetzung Christi admini-
striren, ausspenden und nach dem vater unser die
verba institutionis coenae ordentlich mit klaren
und hellen worten ausreden, darmit die communi-
canten zu herzlicher andacht, glauben und eifer
erwecket werden.
Es sollen auch die pastores nimandes zum
 
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