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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (2. Band = 1. Abtheilung, 2. Hälfte): Die vier geistlichen Gebiete (Merseburg, Meissen, Naumburg-Zeitz, Wurzen), Amt Stolpen mit Stadt Bischofswerda, Herrschaft und Stadt Plauen, die Herrschaft Ronneburg, die Schwarzburgischen Herrschaften, die Reussischen Herrschaften, die Schönburgischen Herrschaften, die vier Harzgrafschaften: Mansfeld, Stolberg, Hohenstein, Regenstein, und Stift und Stadt Quedlinburg, die Grafschaft Henneberg, die Mainzischen Besitzungen (Eichsfeld, Erfurt), die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen, das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, das Fürstentum Anhalt — Leipzig: O.R. Reisland, 1904

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https://doi.org/10.11588/diglit.26561#0448
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434

Das Erzbisthum Magdeburg.

ceremonien auch sonntags frühpredigten“ anordnet. Dieses Schreiben sowie die dagegen remon-
strirende Eingabe der Geistlichen finden sich im Rathsarchiv zu Halle, Fach 110, Nr. 665.

88. Kirchen-Ordnung der christlichen Gemein zu Halle.
[Aus Rathsarchiv der Stadt Halle a. d. Saale,

Nach dem der heilige apostolus Pauluszun
Corinthern schreibt, das in allen christlichen ge-
meinden der gottes dienst mit dem predigampt
und der lere, auch eusserlichen ubungen ordentlich
sol bestalt werden, ist es gotlich und christlich,
das man zu furderung gottlicher ehre in den dingen
alles in nüzliche gute ordnungen fasse, doch der
christlichen freiheit ane nachteil und ane un-
gegründte verpflichtung der conscienz und gewissen.
So dann durch gottes gnade das heilige evan-
gelium in dieser loblichen stadt und gemein
Halle ein zeitlang gepredigt, damit in dieser neuen
kirchen in obgemelten stücken gute christliche
ordnung möcht gehalten werden mit dem predig-
ampt und lere, zeit, person und stunden, die zum
gottes dienst gebraucht werden mögen, solte es
mit den dreien pfarren S. Marie, Udalrici und
Mauricii, bis durch gotliche hülfe mit den closter-
kirchen auch ordnung gemacht, volgendermass und
gestalt gehalten werden.
Erstlich, die lere und fürnemste artikel
christianae doctrinae belangend, als von rechter
busse, vom glauben an Christum, von guten werken
und christlicher liebe, von sacramenten der taufe
und des leibs und bluts unsers hern Jesu
Christi, etc. sol die lere gehen, wie in den
18 artikeln des buchs der visitation der chur und
fürsten zu Sachsen, zu Wittenberg ausgangen, ver-
fasset ist, und wie die summa der ganzen christ-
lichen lere und hochsten fürnemsten stück in der
confession und apologia, anno 1530 zu Auspurg
der keiserlichen majestät überantwortet, begriffen,
und sol der superattendens und predicanten sich
vleissigen, das der höchste hauptartikel justi-
ficationis und vom waren erkenntnis Christi mit
vleis getrieben werde, auf welchen, als fundament,
der ander bau erfolgen möge.
Erstlich, was da belangt ministerium
verbi, id est das predigampt.
Wiewol etliche meinen, die fruepredigt,
sonderlich winter zeit, sei in dieser stat zuthun
ungelegen, haben wir doch wichtige christliche
ursachen, darumb wir vor uns schliessen, das eine
früepredigt alle sonntage und heilige tage in
allewege solle bestelt werden und gescheen, des
sommers umb vier öhr jetzt auf ostern anzugehen.
Nachdem aber ein erbar rath bedenket, dieselbig
predigt solle zu winters zeit umb zwolf uhr nach
mittag gescheen, soll es den nechstkünftigen winter

1543.
Fach 110, Nr. 668.]
das halbe jar umb zwolf versucht werden; wo es
sich nit schicken will, sol es noch frue um fünf uhr
bleiben. Gemelte fruepredig sol dem armen gesinde
und dienstboten, in massen wie es zu Wittenberg
im schwang geet, zu gute gescheen, und soll in
derselbigen nichts anders, dan der catechismus treu-
lich und mit fleis eingebildet und getrieben werden,
und soll nach dieser zeit und gelegenheit solche
fruepredigt auf dasmal er Franzen aufgelegt und
durch den superattendenten befohlen worden, doch
allein in einer kirchen, nemlich zu unser lieben
frauen, dahin sich das gesinde in allen pfarren,
oder ie, die es warten können, zu finden haben,
hiernach den andern diaconi auch befohlen werden,
winterzeit um fünf uhr zu predigen, sol es ehr-
lich mit lichten bestalt werden, das, unfug zu vor-
hüten, finstere winkel in der kirchen nicht ge-
lassen werden, dan hat man unter dem bapstumb
soviel unnötiger wachslicht mit so grossen un-
kosten brauchen können , wird bei dem götlichen
worte auch billig fleiss fürgewendet.
So sol auch der cüster Spies und der alte
man zu unser lieben frauen under der predigt
in der kirchen umbher gehen, fleissig achtung zu
geben, das niemands seiner untugend bei der nacht
oder im finstern verholung suche. Eher man die
fruepredigt anfehet, sollen geordnet werden eine
anzal schüler, aufs wenigste an 15 oder 16, also
durch die ganze schule umbzuwechseln, welche
christliche gesenge oder psalmen für der predigt
singen mögen, und was vor gesenge darzu ge-
braucht sollen werden, hat der schulmeister und
cantor sich bei dem herrn superattendenten und
pfarhern der andern zweien pfarren Ulrici und
Mauricii zu erkunden.
Es sol aber gemelte fruepredigt des catechismi
für das gesinde über drei viertel stunde nicht
weren, also, das das gesenge und predigt alles in
einer stunde aus sei.
Am sonntag zur communion.
Sol predigen das evangelium dominicale in
unser 1. frauen kirchen superattendens d. Jonas,
zu S. Ulrich unter derselben stunde magister
Benedictus, zu S. Moritz m. Mathias.
Und er Johan sol jezund bis auf weiter
bestellung und bis das die kirche volkomlich kan
geordnet werden, von dem superattendenten dem
m. Benedicto ganz als sein diacon befohlen werden,
auf seine ler, wandel und leben zusehn, und so
 
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