Straßburg
[3.] Von zu
Es soll hinfürter in unser statt Straßburg, Burgk-
bann und Oberkeit an keinem ort kein unser burger,
hindersossen, einwoner und angehörigen, was stands
die seind, frembd, heimisch oder dienstverwand-
ter14, nieman harynn ußgenommen, den andern zu-
oder volltrincken, weder vil noch wenig, offentlich
noch heimlich, es sey mit bringen, warten15 oder in
welcher gstalt das geschehen oder wie es die hertzen
der menschen erdencken mögen, bey einer peen
dreyssig schilling pfennigd.
Wo yemans dem andern also zutrüngk oder das von
eim andern wartet, damit er von dem wein seiner
vernunfft entsetzt oder den ungeschickter weise16
wider von im geben würde, Do soll der selbig und
die, so in also darzu verursacht, yegklicher unser
statt bessern17 und geben V pfundt pfennig und har-
inn niemandts verschondt oder übersehen werden.
So auch einer oder meer sich mit wein überladen
unnd uff der gassen oder sonst sich hielt, Das man
sein völle18 oder |A 3v| trungkenheit spüren möcht,
Do soll ein yeder unsers Regiments oder des Raths,
dergleichen ein yeder Schöffel, bevelch, mög und
macht19 haben, möglichen fleiß anzukeren, das der
selbig griffen und gefengklich angenommen. Und in-
sonder sollen alle unsere Diener, als Rathsbotten,
Herrnknecht, Thurnhüter, Leuffersbotten20, Ge-
richtsbotten, Sibnerknecht21, auch alle Geschworne,
so vonn der handtwergk wegen an der hut gond,
Darzu die verordneten knecht des almusens22, bey
iren Eyden verbunden sein, die selbigen fürderlich
d Fehlt in B.
13 Der eine begrüßt den anderen mit einem Trunk, den der
andere dann erwidert. Die Gewohnheit artete in einen
Trinkzwang aus. Vgl. Grimm, DWb 32, Sp. 893.
14 Dienstpflichtiger, s. DRW 2, Sp. 927.
15 Mit bringen und warten ist das gegenseitige Erwidern des
Trunks gemeint (s. den folgenden Abschnitt).
16 Widerwärtiger Weise, s. Grimm, DWb 24, Sp. 842f.
17 Als Strafe zahlen, s. FWb 2, Sp. 1907-1909.
18 Trunkenheit, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 111;
Grimm, DWb 26, Sp. 617.
tringken13
in thurnn zu füren, Damit ursach der trunckenheit
erfaren und er obgeschribner maß oder sunst nach
unser erkantniß gestrafft werd. Wann einer des
Raths oder sonst von uns veramptet In solchem
laster des zu- oder volltrinckens befunden wirt, der
soll ye nach gestalt der sach doppel straff leyden.
Es sollenn die Gasthalter oder offne wirt23, nach
dem die glock nach mittag neün geschlagen hat, aus-
serthalb irer frembden gest niemans meer in iren
heüsern halten, inen wein oder zeren geben, Sonder
sy heim weisen und heissen gon bey der peen dreissig
schilling, so der gasthalter oder würt, wu er es nit
thut, unableßlich bessern sol.
Wu auch einer etwas straffbars verwürcken und be-
gan würd und sich seiner trunckenheit entschuldi-
gen wolt, der soll umb sollich sein trunckenheit son-
ders und umb begangnen frevel oder mißhandlung
auch sonders gestrafft werden innhalt diser ord-
nung.
Es sollen die Gasthalter unnd wirt alle ire Gest, wu
sy sich zuwider diser obgemelter unser satzung hal-
ten würden, vor gesatzter straff sich zuverhieten ge-
trewlich warnen, dann welcher das nit thette und
der gast, so er frembd oder diser unser satzung un-
wissen ist, harwider handelt, so soll der Gasthalter
oder Würt die besserung außrichten.
Nach dem auch bitzhar an einem Sontag am mor-
genn, in zeit, man gepredigt und das Christlich
19 Zu der Rechtsformel mög und macht vgl. DRW 9,
Sp. 819f.
20 Laufender Bote, s. Grimm, DWb 12, Sp. 328 (hier mit
Hinweis auf die Straßburger Polizeiordnung von 1628:
durch unsere rathsgerichts- und läuferbotten).
21 Die Knechte des Siebenergerichts.
22 Zu den Almosenknechten s. Nr. 1a, unter [9] und [10].
23 Gasthalter meint den Wirt (s. Grimm, DWb 4,
Sp. 1479); der offen würt ist ein zur öffentlichen Aus-
übung seines Gewerbes privilegierter Wirt (Grimm,
DWb 30, Sp. 635).
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Es soll hinfürter in unser statt Straßburg, Burgk-
bann und Oberkeit an keinem ort kein unser burger,
hindersossen, einwoner und angehörigen, was stands
die seind, frembd, heimisch oder dienstverwand-
ter14, nieman harynn ußgenommen, den andern zu-
oder volltrincken, weder vil noch wenig, offentlich
noch heimlich, es sey mit bringen, warten15 oder in
welcher gstalt das geschehen oder wie es die hertzen
der menschen erdencken mögen, bey einer peen
dreyssig schilling pfennigd.
Wo yemans dem andern also zutrüngk oder das von
eim andern wartet, damit er von dem wein seiner
vernunfft entsetzt oder den ungeschickter weise16
wider von im geben würde, Do soll der selbig und
die, so in also darzu verursacht, yegklicher unser
statt bessern17 und geben V pfundt pfennig und har-
inn niemandts verschondt oder übersehen werden.
So auch einer oder meer sich mit wein überladen
unnd uff der gassen oder sonst sich hielt, Das man
sein völle18 oder |A 3v| trungkenheit spüren möcht,
Do soll ein yeder unsers Regiments oder des Raths,
dergleichen ein yeder Schöffel, bevelch, mög und
macht19 haben, möglichen fleiß anzukeren, das der
selbig griffen und gefengklich angenommen. Und in-
sonder sollen alle unsere Diener, als Rathsbotten,
Herrnknecht, Thurnhüter, Leuffersbotten20, Ge-
richtsbotten, Sibnerknecht21, auch alle Geschworne,
so vonn der handtwergk wegen an der hut gond,
Darzu die verordneten knecht des almusens22, bey
iren Eyden verbunden sein, die selbigen fürderlich
d Fehlt in B.
13 Der eine begrüßt den anderen mit einem Trunk, den der
andere dann erwidert. Die Gewohnheit artete in einen
Trinkzwang aus. Vgl. Grimm, DWb 32, Sp. 893.
14 Dienstpflichtiger, s. DRW 2, Sp. 927.
15 Mit bringen und warten ist das gegenseitige Erwidern des
Trunks gemeint (s. den folgenden Abschnitt).
16 Widerwärtiger Weise, s. Grimm, DWb 24, Sp. 842f.
17 Als Strafe zahlen, s. FWb 2, Sp. 1907-1909.
18 Trunkenheit, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 111;
Grimm, DWb 26, Sp. 617.
tringken13
in thurnn zu füren, Damit ursach der trunckenheit
erfaren und er obgeschribner maß oder sunst nach
unser erkantniß gestrafft werd. Wann einer des
Raths oder sonst von uns veramptet In solchem
laster des zu- oder volltrinckens befunden wirt, der
soll ye nach gestalt der sach doppel straff leyden.
Es sollenn die Gasthalter oder offne wirt23, nach
dem die glock nach mittag neün geschlagen hat, aus-
serthalb irer frembden gest niemans meer in iren
heüsern halten, inen wein oder zeren geben, Sonder
sy heim weisen und heissen gon bey der peen dreissig
schilling, so der gasthalter oder würt, wu er es nit
thut, unableßlich bessern sol.
Wu auch einer etwas straffbars verwürcken und be-
gan würd und sich seiner trunckenheit entschuldi-
gen wolt, der soll umb sollich sein trunckenheit son-
ders und umb begangnen frevel oder mißhandlung
auch sonders gestrafft werden innhalt diser ord-
nung.
Es sollen die Gasthalter unnd wirt alle ire Gest, wu
sy sich zuwider diser obgemelter unser satzung hal-
ten würden, vor gesatzter straff sich zuverhieten ge-
trewlich warnen, dann welcher das nit thette und
der gast, so er frembd oder diser unser satzung un-
wissen ist, harwider handelt, so soll der Gasthalter
oder Würt die besserung außrichten.
Nach dem auch bitzhar an einem Sontag am mor-
genn, in zeit, man gepredigt und das Christlich
19 Zu der Rechtsformel mög und macht vgl. DRW 9,
Sp. 819f.
20 Laufender Bote, s. Grimm, DWb 12, Sp. 328 (hier mit
Hinweis auf die Straßburger Polizeiordnung von 1628:
durch unsere rathsgerichts- und läuferbotten).
21 Die Knechte des Siebenergerichts.
22 Zu den Almosenknechten s. Nr. 1a, unter [9] und [10].
23 Gasthalter meint den Wirt (s. Grimm, DWb 4,
Sp. 1479); der offen würt ist ein zur öffentlichen Aus-
übung seines Gewerbes privilegierter Wirt (Grimm,
DWb 30, Sp. 635).
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