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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0227
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10. Zuchtordnung „Constitution und Satzung:

ampt gehalten, auff |A 4r| den stuben, Herbergen
und Wirtzheusern ein essen und trincken gewesen,
Da setzen und wöllen wir, das solchs nimmer sein
soll und weder haubtkann24, gasthalter oder würt,
auch ire weiber, kind oder gesindt, keinem Burger,
einwoner oder dienstverwanten, weib oder man,
jung oder alt, zuessen oder trincken geben sollen,
vor und ee das Ampt in der kirchen uß ist, es were
dann sach, das einer oder eine wegfertig were und uß
der statt überlandt wandlen wolt, bey obgemelter
peen der dreyssig schilling, so der haubtkann, gast-
halter oder würt bessern soll.

Wir ordnen und wöllen auch, das ausserthalb unser
statt, im land unser öberkeit, das lestern, schweren
und fluchen, der gleichen das zu und voll trincken
laut obgemelte satzung vestigklichen bey gemelter
straff gehalten, und das spil, außgescheiden umb ein
pfennig zu kegeln und umb ein pfennig im bret zu-
spielen, on alle neben satz oder stich, gar verbotten
sein soll.

[4.] Wie das lestern, schweren, zu und voll trincken gestrafft werden soll

Damit auch wir, der meister und der Rath obge-
nant, diser sachen halb nit überladen25, andere ge-
schefft dadurch verhindert und auch die straff der
übertrettenden gegeben und inbracht werde, so soll
ye zur zeit ein regierender Ameister drey herren auß
dem Rath, darunder ein Constofler, außgescheiden
den Stettmeister, so am ampt ist, und zwen des
Raths, verordnen, die da vier wochen lang und nem-
lich zu anfang einen tag inn der wochen, als den
Mitwoch zu einer ur nach mittag, durch das gantz
jar, dann wir hierinn kein ferien halten wöllen, ver-
bunden sein sollen, alle die, so wider obgemelte sat-
zung gehandelt und in der Cantzeley angeben seind,
für sich uff den benanten tag zubeschicken26 und die
straff von inen erfordern, auch nicht macht haben,
etwas nachzelassen.
Wu aber einer der gethat nit gestendig und der selb
sich mit dem eyde reinigen und purgieren mag, des
soll er geniessen27. jA 4v| So sich aber kurtz oder lang
befinden würde, das er der that schuldig und falsch
geschworen hette, den wöllen wir, Meister und
Rath, als ein meineidigen zustraffen uns vorbehal-
ten haben.

e Fehlt in B.
24 Zunftwirt, vgl. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 445 (s.v.
kann).
25 Zu sehr belastet werden, s. Grimm, DWb 23, Sp. 359.

Wa auch einer oder eine were, so der massen wider
dise unser satzung gehandelt hett, das die straff leib,
leben oder eer berüren thet, dem oder deren soll des
eyds nit vertrawet, sonder gegen dem selbigen durch
ein Rath, wie sich in peinlichen sachen gebürt, pro-
cediert und vollfaren werden.
Dergleichen, ob einer sich also wider die ordnung
hielte, das er zum dritten mal durch die verordenten
herren fürgefordert unnd gezüchtigt würde und
demnach aber brüchig befunden, der soll darumb
fürter durch die verordenten nitt gestrafft, sunder
sein verhandlung für ein Rath gewisen und der ge-
bür nach gestrafft werden.
Es soll auch under unsere vier Rathsbotten ye einer
nach dem andern schuldig und verbunden sein, ein
Monat lang solcher verordenten zu gewarten und
alle, die da gerügt werden, für obgemelte zube-
rüffen. Und wann der Monat uß ist, so soll die er
noch zuberüffen hat dem andern botten, so an sein
statt kompt, überliffern, damit hierinn niemandts
übersehen oder verschont werde.

26 Vorzuladen, s. FWb 3, Sp. 1675f.
27 Das soll ihm zugute kommen, s. FWb 6, Sp. 914-916;
Grimm, DWb 5, Sp. 3458 (speziell bei Klagen vor Ge-
richt).

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