Straßburg
Wu sich auch zutrieg, das die verordenten herren uff
den Mitwoch die geschefft nit fürfordern oder auß-
tragen möchten und weiter tag in einer wochen be-
dörfften, da sollen sie macht haben, noch ein tag in
der wochen zu dem Mitwoch zubestimmen und zu-
handeln, wie dann verordnet ist. Und soll man den
verordenten herren, irem schreiber und auch dem
botten yeden tag, so sy zusamen komen, yedem
VI pfenning geben. Welcher aber under den veror-
denten dreyen herren leibs oder ehaffter geschefft
halb nitt kommen kan, der mag ein andern an sein
statt erbitten; wa das nit, soll er bey der tagzeit ein
schilling pfennig in die Cantzeley zugeben verfallen
sein. |A 5r| Welcher obgeschribner puncten halb fellig
und gebessert wirt, der soll in dreyen tagen den
nechsten solche besserung mit gelt oder pfanden
dem verordneten schreiber außrichten oder vernü-
gen28. Wa er das nit thut, sol er inn thurnn gelegt
und nit heruß gelassen werden, er hab dann ein ver-
nügen gethon. Und sol auch der schreiber dise emp-
fangnen besserung eigentlich auffschreiben und alle
Monat den verordneten herren, so abgan werden,
rechnung thun und das entpfangen auff den pfennig
thurnn29 lifern.
[5.] Straff des Eebruchs
So ein Eegemechte, weib oder mann, an dem andern
brüchig, wirt das ergriffen oder sunst kundtlich ge-
macht, das soll zum ersten mal gefengklich ange-
nummen unnd in thurnn vier wochen gelegt, darinn
nichts anders dann wasser und brot essen und nit
herauß gelaßen werden, es hab dann zuvor der Statt
fünff pfundt gebessert.
Würde es zum andern mal an dem Eebruch befun-
den oder der eebruch khundtlich gemacht, das soll
wider gefenglich angenommen und acht wochen
lang, wie hievor, mit wasser und brot im thurnn ge-
halten werden und der statt zehen pfundt bessern,
Und darzu, so es ein mans person, weder zu gericht
noch Recht oder zu andern eerlichen emptern ge-
braucht, darzu, so er solche empter zuvor besäß oder
trieg, der selbigen entsetzt und sich deren fürter
nimme gebrauchen30 on sondere unser und unserer
f Fehlt in B.
28 Genüge tun, zufriedenstellen, s. Grimm, DWb 25,
Sp. 926f.
29 Der im 18. Jh. abgerissene Pfennigturm am Barfüßer-
platz (heute Place Kléber) beherbergte die Finanzver-
waltung der Stadt Straßburg. Hier waren der Staats-
schatz, die wichtigsten Privilegien und die Stadtbanner
untergebracht. Die „Dreier auf dem Pfennigturm“ kon-
trollierten die Rechnungslegung der öffentlichen Gelder
und verzeichneten Einnahmen und Ausgaben im soge-
freünd, der ein und zwentzig, erkantniß. So es aber
ein weibs bild, die soll zu hievoriger thurnn- und
geltstraff zu keiner hochtzeit, offnen dentzen, eerli-
chen gesellschafften uff den zunfft stuben nit berüfft
oder geladen werden. Unnd ob sy schon auß unwis-
sen oder vergeßlicheit berüfft, soll sy doch dahin nit
gan noch aldo geduldet werden, darzu kein goldt
noch seiden wat31 oder einig kleydung mit seiden
belegt tragen.
Wu ein Eegemechte zum dritten mal des eebruchs
halb straffwirdig befunden wirdt, dasf soll gefengk-
lich angenummen |A 5v| und auff den nechsten
Rathstag an ein besonder ort durch die thurnnhie-
ter, yederman zu einer scheühe und einem offnen
ebenbild32, gestelt werden, daselbst so lang, biß der
Rath auff stat, stanbleiben und demnach diser statt
unnd Bisthumbs sein leben lang on bewilligung
nannten costbuch. Vgl. dazu Crämer, Verfassung,
S. 127-135; Mariotte, Sources, S. 13 und 101-109.
30 Zu sich [...] gebrauchen = ausüben (in Bezug auf Bürger-
recht, Freiheiten) vgl. DRW 3, Sp. 1278f.
31 Gewand.
32 Zu einem Entsetzen und einem deutlich warnenden Bei-
spiel (zu scheu im Sinne des lat. horror s. die ausführli-
chen Erläuterungen in Grimm, DWb 14, Sp. 2604, zu
ebenbild s. Baufeld, S. 61). Vgl. dazu auch Brant,
Annalen, Nr. 4809: daß man das hüßle, darin die ebrecher
sollen gestellt werden, uffrichten solt.
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Wu sich auch zutrieg, das die verordenten herren uff
den Mitwoch die geschefft nit fürfordern oder auß-
tragen möchten und weiter tag in einer wochen be-
dörfften, da sollen sie macht haben, noch ein tag in
der wochen zu dem Mitwoch zubestimmen und zu-
handeln, wie dann verordnet ist. Und soll man den
verordenten herren, irem schreiber und auch dem
botten yeden tag, so sy zusamen komen, yedem
VI pfenning geben. Welcher aber under den veror-
denten dreyen herren leibs oder ehaffter geschefft
halb nitt kommen kan, der mag ein andern an sein
statt erbitten; wa das nit, soll er bey der tagzeit ein
schilling pfennig in die Cantzeley zugeben verfallen
sein. |A 5r| Welcher obgeschribner puncten halb fellig
und gebessert wirt, der soll in dreyen tagen den
nechsten solche besserung mit gelt oder pfanden
dem verordneten schreiber außrichten oder vernü-
gen28. Wa er das nit thut, sol er inn thurnn gelegt
und nit heruß gelassen werden, er hab dann ein ver-
nügen gethon. Und sol auch der schreiber dise emp-
fangnen besserung eigentlich auffschreiben und alle
Monat den verordneten herren, so abgan werden,
rechnung thun und das entpfangen auff den pfennig
thurnn29 lifern.
[5.] Straff des Eebruchs
So ein Eegemechte, weib oder mann, an dem andern
brüchig, wirt das ergriffen oder sunst kundtlich ge-
macht, das soll zum ersten mal gefengklich ange-
nummen unnd in thurnn vier wochen gelegt, darinn
nichts anders dann wasser und brot essen und nit
herauß gelaßen werden, es hab dann zuvor der Statt
fünff pfundt gebessert.
Würde es zum andern mal an dem Eebruch befun-
den oder der eebruch khundtlich gemacht, das soll
wider gefenglich angenommen und acht wochen
lang, wie hievor, mit wasser und brot im thurnn ge-
halten werden und der statt zehen pfundt bessern,
Und darzu, so es ein mans person, weder zu gericht
noch Recht oder zu andern eerlichen emptern ge-
braucht, darzu, so er solche empter zuvor besäß oder
trieg, der selbigen entsetzt und sich deren fürter
nimme gebrauchen30 on sondere unser und unserer
f Fehlt in B.
28 Genüge tun, zufriedenstellen, s. Grimm, DWb 25,
Sp. 926f.
29 Der im 18. Jh. abgerissene Pfennigturm am Barfüßer-
platz (heute Place Kléber) beherbergte die Finanzver-
waltung der Stadt Straßburg. Hier waren der Staats-
schatz, die wichtigsten Privilegien und die Stadtbanner
untergebracht. Die „Dreier auf dem Pfennigturm“ kon-
trollierten die Rechnungslegung der öffentlichen Gelder
und verzeichneten Einnahmen und Ausgaben im soge-
freünd, der ein und zwentzig, erkantniß. So es aber
ein weibs bild, die soll zu hievoriger thurnn- und
geltstraff zu keiner hochtzeit, offnen dentzen, eerli-
chen gesellschafften uff den zunfft stuben nit berüfft
oder geladen werden. Unnd ob sy schon auß unwis-
sen oder vergeßlicheit berüfft, soll sy doch dahin nit
gan noch aldo geduldet werden, darzu kein goldt
noch seiden wat31 oder einig kleydung mit seiden
belegt tragen.
Wu ein Eegemechte zum dritten mal des eebruchs
halb straffwirdig befunden wirdt, dasf soll gefengk-
lich angenummen |A 5v| und auff den nechsten
Rathstag an ein besonder ort durch die thurnnhie-
ter, yederman zu einer scheühe und einem offnen
ebenbild32, gestelt werden, daselbst so lang, biß der
Rath auff stat, stanbleiben und demnach diser statt
unnd Bisthumbs sein leben lang on bewilligung
nannten costbuch. Vgl. dazu Crämer, Verfassung,
S. 127-135; Mariotte, Sources, S. 13 und 101-109.
30 Zu sich [...] gebrauchen = ausüben (in Bezug auf Bürger-
recht, Freiheiten) vgl. DRW 3, Sp. 1278f.
31 Gewand.
32 Zu einem Entsetzen und einem deutlich warnenden Bei-
spiel (zu scheu im Sinne des lat. horror s. die ausführli-
chen Erläuterungen in Grimm, DWb 14, Sp. 2604, zu
ebenbild s. Baufeld, S. 61). Vgl. dazu auch Brant,
Annalen, Nr. 4809: daß man das hüßle, darin die ebrecher
sollen gestellt werden, uffrichten solt.
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