Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0229
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
10. Zuchtordnung „Constitution und Satzung.

unserg Meister unnd Raths dar ein nit kommen bey
ertrencken, und mit einer geschwornen urfedt33 ge-
echtet und verwisen werden.
So aber einiche person über solich drey empfangne
straffen begnadet und deren wider inn die Stat und
Bistumb Straßburg zukommen erlaubt und aber,
ungeachtet bescheener begnadung, in bestimpten
Eebruch weiter fallen würt, der oder die sollen nach
erkündung begangens lasters, als bey denen weiter
besserung nit wol verhoffenlich, mit urteil und
Recht vom leben zum todt gericht, also, das ein man
geköpfft und ein fraw ertrenckt werden soll.
So ein lediger mit einer Eefrawen sich vermischet,
ist der ein burger, der soll gleich eim Eemann laut
voriger ordnung gestrafft werden; ist er aber nit
Burger, der soll gefengklich angenummen und
V pfundt pfennig bessern. Hat er das gelt nit zuge-
ben, sol er fünff wochen in thurnn gelegt und im
nichts anders dann wasser und brot geben werden,
also, das er alle woch ein pfundt pfennig wett ma-
chen sol, und demnach diser statt und des Bistumbs
verwisen und bey der selbigen Eefrawen leben unnd
nach der selbigen todt on sunder unser erlaubniß,
Meister und Raths, nit darein gelassen noch be-
gnodigt werden. Gleicher gstalt soll es mit einer le-
digen frawen person, so sich mit einem eemann ver-
mischt, so sy burgerin oder frembd ist, gehalten
werden, wie obstat. Wa aber das beleidigt eege-
mecht den Burger oder die burgerin begert, uß der
statt zuechten, so soll daruff durch uns, Meister und
Rath, das brüchig zum wenigsten ein jar der statt
und des Burgkbanns verwisen werden.
So sich zutragen und kundtlich befunden wird, das
ein jA 6r] Eegemecht dem andern mit uffsatz und
geverde34 mittel und weg bestelt und zurichtet, in

g Fehlt in B.
h Fehlt in B.
33 Zur Urfehde vgl. Lex. d. MA. 8, Sp. 1294 und HRG 5,
Sp.562-570.
34 List und Täuschung, s. FWb 6, Sp. 430-432.
35 Umgewandelt.

was moß das beschee, das es brüchig würd und da-
durch geverlicher weiß scheidung zu erlangen ver-
hofft, Oder so zwey eegemecht in solche blindigkeit
fielen, das sy ungescheucht voreinander ire ee zu eim
teil oder beder syts brechen wurden, das selbig oder
sy beid, ye nach dem sich die sach zutrieg, soll oder
sollen vom leben zum todt geurtheilt und gericht
werden.
Were yemandts der Eebrüchigen also arm, das es
obgemelt gelt straff nit zubezalen hette, oder die
sach seinethalb also gestalt were, das ein Rath er-
kennen möchte, das durch abnemung solcher gelt-
straffen nit allein er, sunder vil meer das ander un-
schuldig eegemecht und ir beder kinder gestrafft
und also mangel an ir notturfftigen narung leiden
möchten, So soll sollich geltstraff in ein ander leib-
straff, ye nach gelegenheit der personen, ver-
wendt35 oder aber verordent werden, das erh solch
gelt mit arbeiten an unser stat werck wett machen
kan36.
So ein Eegemecht an dem andern brüchig wirdt und
das unschuldig dem schuldigen verzeihen und also
sich nit von im zuscheiden begert, das laßt man, so-
vil es die erste und ander straff belangt und un-
abrüchlich der selbigen, bleiben. Wa aber das un-
schuldig im sollichs nit nachgeben, sonder die schei-
dung begeren unnd auch die erlangen wirde, so soll
das schuldig zusampt voriger uffgelegter straff der
stat und Bistumb verwisen und nit wider harin, so
lang das ander unschuldig in leben ist, gelassen wer-
den, Es were dann sach, das sy sich beder seits ver-
sunten und einander eeliche bywonung thun wolten
und wir unsern gunst unnd willen zum einlassen ge-
ben. So aber über sollichs die ingelassen person wi-
der im eebruch befunden, die soll on gnad am leib
oder am leben gestrafft werden. |A 6v|

36 Zu den Befestigungen vgl. Ferdinand von Apell,
Geschichte der Befestigung von Straßburg i.E. vom Wie-
deraufbau der Stadt nach der Völkerwanderung bis
1681, Straßburg 1902. Die Arbeiten an der Befestigung
und den Gräben der Stadt waren auch von den Empfän-
gern der Almosen zu leisten.

213
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften