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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0225
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10. Zuchtordnung „Constitution und Satzung:

[2.] Spiels halb

Und als soliche unchristliche lesterung und schwür,
auch andere schwere sünden, der merhernthail auß
der trungkenheit und vortheiligem spiel entsprin-
gen, So haben wir geordent und wöllen, Das kein
unser Burger, Hindersoss oder Inwoner, jung oder
alt, er sey frembd oder heimsch, Geistlich oder Welt-
lich, nyemans außgenommen, hinfür keinerly lyst-
lins Spiel auff würffeln oder karten6 , weder auff den
Stuben, inn Würtzheusern, Bierheusern, Scherheu-
sern noch andern orten oder enden in unser stadt
Straßburg, auch deren Burgbann und Oberkeit, do
mann Spiels halb sich versamlen möcht, thun noch
durch yemans der selbigen ort oder heuser zuvol-
bringen gestattet werden, bey der peen dreissig
schilling, die mann nyemants faren lassen sol. So
aber eynicher ausserthalb der listlin spiel begert zu
kürtzweilen, dem sol umb einen oder umb zween
pfennig Straßburger werung und nit höher, neben-
satz und stechen hindangesetzt, zu kurtzweilen nit
abgestrickt7 sein, Doch das soliche nit am Sontag,
weder am morgen vor dem ymbs oder harnach, vor
unnd ee die Predig im Minster auß ist, beschehen,
darzu, nach dem die glogk Neün nach mittag
schlecht, gar kein spiel mehr geübet werden sol bey
vorgemelter peen.
Dweil und aber solche pfennig spiel manchem hoch-
schädlich und verderblich, besunders Schultheissen
burgern8, taglonern und andern, Die sich bloß und
zu der notdurfft irer handtarbeit erneren und da-
durch weib unnd kind erhalten müssen, Do verord-

c Disziplinarordnung: ß pfennig.
6 Zum Lüstlinsspiel mit Würfeln und Karten vgl. den Ar-
tikel in Schmidt, Hist. Wb. elsäss. Mundart, S. 231
mit zahlreichen Nachweisen. Dort findet sich auch ein
Hinweis auf Verbote dieses Spiels in älteren Ordnungen.
7 Verboten, s. FWb 1, Sp. 424f.

nen und setzen wir, das den selbigen weder umb lüt-
zel9 oder viel, es sey pfennig, haller, gelt oder gelts-
wert, zuspielen gar nit zugelassen, sonder verbotten
sein soll. Unnd wöllen auch deshalben auff allen off-
nen Stuben, auf den gassen und an allen andern or-
ten eyn vleissigs auffsehen zuhaben bevelen, damit
solich spiel denn selben nit gestattet und, wu sie
darüber begriffen oder befunden10, gefengklich ange-
nommen und mit dem thurn, wasser und brot nach
erkantnuß eins Raths gestrafft werden. |A 3r|
Es sollen auch alle gassen spiel, Jungen und allten,
gar ab gestelt und verbotten, der gleichen der jugent
und allen denen, so under Sechtzehen jaren alt, wes
stands die joch11 sind, einich spiel an obgemelten or-
ten, wie im vorigen artickel die benent, zutryben nit
zu gelassen werden bey der peen dreissig schilling.
Wir wöllen und bevelhen auch allen Rathsherren
unnd Zunfftmeystern, das sye darob sein sollen, Das
alle ir dienstknecht, so sondere stuben unnd ver-
sammlung haben, gar kein spiel, weder mit würffeln
noch karten, anders dann im bret, dergleichen zu
kegeln umb I pfennig und nit höher, by digk12 ge-
dachter straff der XXX ßc vollbringen oder thun
sollen.
Ob aber inn die gastherbergen frembde herren oder
sunst erentreiche gest kämen, den soll hiemit under
inen selbst höher, dann obstat, außgescheiden list-
lins spiel auff karten oder würffeln, zu kurtzweilen
unverbotten sein.

8 Zu den Schultheißenbürgern vgl. die Einleitung S. 23f.
9 Wenig.
10 Ergriffen und angetroffen werden, s. FWb 2, Sp. 653f.
und 491f.
11 Auch immer.
12 Oft.

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