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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0245
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16. Anordnung eines Bettags wegen der Bedrohung durch die Osmanen

und geben wöll, damit sein Christlich kirch inen
mitt guten ruhen ehren, loben und preisen mag.
Daneben wöllen und gepieten sie auch obgemelter
massen, das den obgenanten halben vormitteg key-
nerley gewerb oder handarbeyt zutreiben, noch kain
gaden10 oder läden, ichtzig11 zukauffen noch zuver-
kauffen, uffgeschlossen werden. Und sollen auch
keyne Würt, gasthalter12, hauptkannen13 oder stu-
benknecht14 in dieser statt keynem burger, hinder-
sassen noch inwoner, der sunst sein eigen fewr und
rauch pflegt zuhalten, gastung weiß15 diesen ober-
nannten tag kein morgen noch nacht imbiß, keyn
abentörten16, schlafftrunck, oder wie manns nennen
mag, gantz unnd gar nit geben, sich auch niemandt,
sollich morgen- oder nacht imbiß, abentörten,
schlafftrunck oder der gleichen zuthun, weder gen
Schiltigken17, Ruprechtzaw18, Gravenstaden19, Il-
kirch20, Ilwickerscheim, Sanct Oswald21 oder an an-
der der gleichen end gar nit verfugen, sonder ein je-
der nach volnbrochtem gebett den andern halben
nachtmittag sein arbeyt mit götlicher forcht voln-
bringen, damit nitt, was morgen bei dem almechti-

den, daß sich die Reichstruppen bis zum 15. August im
Raum Wien sammeln sollten. Am 20. Juli bat der Kaiser
die Stadt Straßburg dringend um die Entsendung ihres
Kontingents. Daraufhin erfolgte am 29. Juli der Ab-
marsch des Fußvolks, am 12. August derjenige der Rei-
ter (Politische Correspondenz 2, Nr. 160, S. 170f.). Das
Reich stellte insgesamt 44.000 Fußsoldaten und 38.000
Mann zu Pferd; hinzu kamen Truppen Karls V. und Kö-
nig Ferdinands (Zahlen nach Matschke, Kreuz und
Halbmond, S. 255).
10 Verkaufsladen, -bude, s. FWb 6, Sp. 24f.
11 Etwas, s. FWb 8, Sp. 4-6 (s.v. icht).
12 Gastwirte, s. Grimm, DWb 4, Sp. 1479,
13 Zunftwirte, s. Wb. d. elsäss. Mundarten 1, S. 445 (s.v.
kann).
14 Die Stubenknechte führten die Aufsicht über die Trink-
stube der Zunft, s. Grimm, DWb 20, Sp. 180.
15 Zur Verköstigung, s. FWb 6, Sp. 159f
16 Abendessen, Abendschmaus, s. FWb 1, Sp. 59f. (s.v.
abendürte).
17 Das Dorf Schiltigheim, nördlich von Straßburg gelegen,
war 1501 durch die Stadt erworben worden; 1506 ging
auch das Schultheißenamt in ihren Besitz über. Vgl.
Clauss, Historisch-topographisches Wörterbuch,
S. 994-997.

gen mit dem gebet versünet, nach mittag mit sauf-
fen, spielen und ander üppigkeyt wider verschuldet
und Gott mer dann darvor geunehrt und erzurnnt
werde. Doch soll eins Herrn Ammeysters stub zu
baiden morgen und nacht imbissen, irem gebrauch
nach, harinn nit begriffen sein22.
Welcher oder welche aber harinn ubertretten und
diß gebot verachten würden, den gedencken obge-
nannte unsere Herrn, Maister und Rath, mit ernst
und ye nach gelegenheyt verschulter sachen zustraf-
fen.
Decretum Samstags, den XXIIII. Augusti, Anno
XXXII.
Ob auch eyniger burger, so diß gebot auff den Zünff-
ten gelesen, nit gegenwertig sein würde, auß was ur-
sach sich das begebe oder beschehe, dem soll es
durch den Büttel seiner zunfft23 zuhauß verkündet
werden, damit sich mit der onwissenheyt niemant
entschuldigen mög.

18 Als Ruprechtsau (La Robertsau) wurde ursprünglich das
Gebiet von der Stadtmauer zwischen Ill und Rhein bis
zur Gemarkung Wantzenau bezeichnet. Die Grundherr-
schaft besaß zunächst der Bischof, der damit verschie-
dene Ministeriale belehnte. Nach dem Übergang an die
Stadt Straßburg wurde sie durch die drei Landherren
verwaltet. Vgl. ebd., S. 938-940.
19 Grafenstaden (Graffenstaden), südlich von Straßburg an
der Ill gelegen, war 1418 von Kaiser Sigismund an die
Stadt Straßburg verpfändet worden. Später wurde es
mit Illkirch vereinigt. Vgl. ebd., S. 399.
20 Illkirch, südlich von Straßburg, in dem die Stifte St. Ste-
phan und St. Thomas sowie das Spital begütert waren,
kam wie Grafenstaden 1418 durch Verpfändung an die
Stadt Straßburg. Vgl. ebd., S. 512f.
21 Die Pfandschaft über Illwickersheim bzw. Wickersheim,
südwestlich von Straßburg, an der Stelle des heutigen
Ostwald gelegen, ging 1418 von der Straßburger Familie
Zorn an die Stadt über. Vgl. ebd., S. 832.
22 Die Zunftstube Zur Lucern diente seit 1522 als Am-
meisterstube. Hier empfing und bewirtete der Ammei-
ster die Gesandtschaften auswärtiger Mächte und hielt
seine Audienzen ab, in denen sich Bürger an ihn wenden
konnten. Vgl. Crämer, Verfassung, S. 20f.
23 Zunftdiener bzw. -bote, s. FWb 4, Sp. 1507f.

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