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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0337
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27b. Examensordnung, deutsche Fassung

gegen sindt in nammen der kirchen, und ouch der
andern vermög eins rechten canonici examinis, unnd
als dann dich / uch wider herin beruffen und dich /
uch haruff schweren lossen oder sonst zu gefallener
sachen halb ein andern bescheidt gebenn.
lExeat examinatus cum propinquisl. |21|
Was dem examen volget
Uff sollches solle der examinatus sampt siner frundt-
schafft unnd bystandt abtretten, domit jederman
desto fryer reden mög, was in gut bedunckt etc.
mEt repetatur, quod haec tria, vita honesta, volun-
tas et facultas ecclesiae serviendi et adeptio beneficii
sine symonia, sicut de necessitate boni ministri ec-
clesiasticim.
Admonition
Und soll der probst oder president wyters fragen
zum ersten die verordenten herrn eins ersamen rhats
oder schulenpfleger etc. uff solche wyse ungeverlich:
Ernvester, ersame, wyse herrn! U[wer] ern[ve-
ster] und er[samer] w[yser] hat gehört, wes wyr den
jungeno gefraget und was er geantwurtet. Diewil
nun die kirchendiener ein gut gerücht31 haben sollen,
so frag ich uch und begere, das yr zugegen anzeigen
wöllen, ob sin antwurt uch für warhafftig ansehe
und wes uch sines lebens halb angelanget und ob er
mit etwas lastern verlümbdet sye32 etc. Item, ob yr
anzeige hetten, das er unordenlich und symonysch
ingetrungen. Item, ob er furnemlich die nutzung
und nit den dienst der kirchen suche. |22| Item, ob
sunst etwas hündernüß were inn dem examinato,
dernhalb er ungeschickt zum kirchendienst sin
möchte unnd billich gefragt werdenn solte.
Deßglichen werde von den umbständern inn gemein
ouch begert mit angehenckter ermanung, es wölle
l-l Von and. Hd.
m-m Von and. Hd.
n Von and. Hd.
o Korr. von and. Hd.: praesentirten.
31 Guten Ruf, Leumund, s. FWb 6, Sp. 1167-1169.

niemant vergebelich33 und on ursach klag fürbrin-
gen, dann unbilliche anclag würt von rechten
schwerlich gestroffet.
Nota: Dise ermanung soll uff bede theil gon, an-
zuzeigen, was man soll, unnd nit unbillich mit
anclagung jemant beschwären.
So aber etwas verdochts und arggwon wider den or-
dinandum würde fürbracht, so solle der probst oder
president yn berüffen unnd im solichs vor meniglich
fürhalten unnd deßhalb flissig befrogenn, ouch dor-
über die umbständer hören, denen platz gegeben
werden solle, ynred zu thun, so des ursach vorhan-
den were. |23| Und so etwas uff abwesende personen
gezogen oder sonst die notturfft erfordert, flissigere
erkundigung zu haben, solle der probst oder presi-
dent einen andern tag ansetzen unnd, was dozwü-
schen befunden, solle er wider offentlich anzeigen
inn bysin der verordneten eins ersamen rhats und
von der kirchen, ouch anderer des stiffts personen,
sampt allen denen, so zugelossenn sindt.
Unnd so es alles gnug ersuchet und nüt rechtmes-
sigs34 befunden, solle volgends das examen also zu
beschluß gebrocht werdenn. Und nemlich solle der
probst oder president also sagen:
Diewil wir, die examinatores, nüt wyters haben
gehört und finden mögen, so wöllen wyr uns under-
reden unnd by uns erwägen, was noch vermög gött-
lichs unnd geschriebener rechten unns geburt. Wöl-
lent deßhalb, lieben herrn, uch nit beschwären, ein
wenig abzutretten, und uch nit verlangen los-
sen35 eins kleinen verzugs.
Und hiemit sollent alle andere personen abtretten
unnd die fünff examinatores sich allein und beson-
ders |24| underreden, ob sie unnd yr yeder ein ver-
nügen haben an dem examinato und deß, so von im
bezüget (oder yngeredet) worden ist, oder nitt etc.,
unnd, so sie sich verglichen36 mögen, den examina-
32 Ob ihm irgendwelche Laster nachgesagt werden.
33 Unnütz.
34 Was rechtlich relevant wäre.
35 Lang werden lassen, s. Grimm, DWb 25, Sp. 720.
36 Zur gleichen Ansicht gelangen, s. Grimm, DWb 25,
Sp. 452f.

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