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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0366
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Straßburg

Item, das weder frembdt noch heimsch auff ei-
nichen Sontag, es sei vor oder nach mittag, darinn
wir jetzo den grossen Bettag zur Predig vor mittem
|B 1v| tag auch begriffen haben wöllen, weder vor
dem Münster am Vischmarckt noch auff anderm
blatzen oder inn offnen Läden etwas offentlich vheil
haben, kauffen noch verkauffen, Es sei dann zuvor
die Predig im Münster vollendet, außgeschiden
milch und brott, auch inn der Fasten die Fisch, biß
man das letst zeichen zur Predig leutet. Item, das
niemandt am Sontag am morgen inn Herbergen,
Würtzheusern, Scherheusern34 oder Zunfftstuben zu
zechen, drincken oder spilen gestattet werde, zuvor
und ehe die gewonlich Predig und des herren Nacht-
mal inn den Pfarren, da solche Herbergen, Würtz-
oder Scherheuser und Zunfftstuben inngelegen, vol-
endet, Gleicher gestalt nach mittag, biß die Mittag
predig im Münster auß ist. Und das nach mittag inn
allen Herbergen, bei allen Gasthaltern, Würtzheu-
sern und Zunfftstuben das zechen und zehren nit
länger gehalten werden soll, dann biß man zur oben
Predig35 im Münster anhebt zu leutten.
Item, das niemandt zur zeit der Predig im Mün-
ster oder andern Kirchen auff oder ab spacieren
gang zu schwätzen, es sei Sontag oder Wercktag.
Item, das niemandt an den Buchbindern oder an-
dern Läden vor den Münster thüren zur zeiten, so
man Predigt, ligen soll, unnütz geschwetz treiben.
Item am Armbrost und Büchsen Rhein36, ehe die
Predig und Ampt im Münster auß ist, nit zu schies-
sen. Und das man under den Predigen an den Son-
|B 2r| tagen bei keiner Zunfft den zünfftigen zusam-
men gebieten soll. Item am Sontag vor und nach
mittag nit auff den gräben noch auff den blätzen,

34 Barbierstuben.
35 Abendpredigt.
36 Schießbahnen der Armbrust- und Büchsenschützen.
37 Zur Heiligung des Sonntags s. die Kirchenordnung von
1534 (Nr. 17, S. 240) und das Mandat vom 28. Dezem-
ber 1534 (Nr. 18).
38 Vgl. Nr. 22 in diesem Band sowie AMS 1 MR 3,
Bl. 187-188, Bl. 218 etc.
39 Festliches Gelage, s. Schmidt, Hist. Wb. elsäss. Mund-
art, S. 202 mit Verweis auf eine Verordnung des Magi-
strats von 1535: wie allenthalben auj den Stuben und

vor dem Münster am Vischmarckt und sonsten un-
der der morgen und mittag Predig nit spacieren zu
gehen, frembden und heimschen zu ergernuß und
anstoß37.
Item die Ordnungen, so des hochzeit haltens hal-
ben zu etlichen malen außgangen. Item niemandt
außerhalb der Statt zu Kirchen zugehn und sein
hochzeit inn der Statt zuhaben, Deßgleichen keine
hochzeit nit ausserhalben der Statt zu haben38.
Item kein kolben königreich39 noch des gleichen
gesellschafft zu halten. Item nit also hauffen weiß
mit geschrey und ungestümmigkeit auff die Meßtag
und sonsten ausser der Statt und wider harinn zu
faren. Item zu den Oben irten40 weder fleisch noch
visch zu geben.
Und die außgangen Constitution des zutrin-
ckens, Ehebruchs, Spilens und anderer laster
halb41.
Item wie die Burger, so liederlich haußhalten,
von den Zünfften zu redt gesetzt und, so sie das nit
|B 2v| bessern wöllen, der Oberkeit geschriben gege-
ben werden sollen42.
Darzu andere mehr Mandaten, so wir etlich jar
her außgehen, offentlich auffschlagen und verkün-
den lassen, auch allen Zünfften inn Truck und
schrifftlich zugestelt und gegeben worden
seindt43, Welche Mandaten, gebott und Constitu-
tion wir hiemit samptlich und jedes inn sonders
ernewert und widerumb zuhalten gebotten haben
wöllen mit vätterlichem, freündtlichem und auch
ernstlichem begeren, die selben alle und jede beson-
der zu hertzen zu furen und die mit fleiß und ernst
zuhalten, darmit wir nit gegen den verbrechern44
mit straff fürnemmen müssen, das wir lieber under-

Würtsheussern von den Burgern Kunigreich, Kolben und
ander Zerung, Zechen und Prassen getrieben wirt.
40 Zum abendlichen Zechen.
41 In diesem Band Nr. 10.
42 Nr. 12.
43 Am 7. Februar 1535 hatte der Magistrat die Diszipli-
narordnung auf den Stuben der Konstofler und der Zünf-
te verlesen lassen. Dem Druck der Ordnung beigegeben
waren 10 Mandate aus den Jahren von 1523 bis 1534
(Nr. 19a).
44 Übertreter (der Mandate).

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