Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]; Dörner, Gerald [Oth.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0367
License: Free access  - all rights reserved

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
33. Mandat zur Kirchenzucht

lassen, und eweren nutz und wolfart inn ewigem und
zeitlichem gern sehen und gefürdert haben wöllen.
Dieweil aber die ubertrettung leider mehr dann zu-
vil in den gang und trib kommen und, wo die abge-
stelt soll werden, damit der Göttlich zorn dardurch
desto mehr außgelöscht werden mög, viel an dem
gelegen sein will, das die nit ungestrafft hingelassen
werden, und aber der weniger theil fürgebracht
würdt, das sie zu wissen kommen und mit gebürli-
cher straff gebessert werden könden, So wöllen wir
abermals euch alle und jeden besonders in krafft un-
sers ampts und bevelchs trewlich und vätterlich er-
innert und zum aller höchsten |B 3r| ermandt und
ersucht haben, das ir umb ewer selbs seelen heil wil-
len solcher laster euch mässigen und von gemeiner
Statt wolfart wegen, und sonderlich ir, so schöf-
fel45 seindt, ein jeder den andern, so er solche mängel
und vehl in der warheit wüßte, sehe und erfür, auß
Christlicher lieb und pflicht, darmit wir Gott und
ein jeder dem andern verwandt und zugethan seind,
freündtlich straffen und zu besserung mit ernst er-
manen Und, so es bei einem oder mehr nit verfahen
wolt, uns, der Oberkeit, und da es sich gebürt, an-
zeigen wöllen, auff das gebüerlichs einsehens bese-
hen und der unzucht, die sonst täglichs zu je meh-
rerm schaden umb sich frisset, gewerhet werden
künde. Mit dem werden ir Gott ein gefellig und ge-
meiner Statt und euch ein hoch nutzlich werck er-
zeigen und beweisen.

40 Zu den Schöffen vgl. die Einleitung S. 24f.
46 Anklagen, s. FWb 1, Sp. 1467.
47 Zweifeln wir nicht.

Wir wöllend euch auch samptlich und sonderlich
vätterlich, getrewlich und freüntlich ermandt und
darzu zum höchsten gebetten haben, das ir sollich
freundtlich ansprechen46 und ermanen, von argem
und uppigkeit abzustehn, so einer dem andern thun
würdet, als dardurch ir zu ewerm ewigen heil, auch
zeitlicher wolfart, am aller meinsten gefürdert wer-
den, von einander brüderlich, gedultig und freündt-
lich auff- und annemmen wöllen. So seindt wir
zweiffels on47, es werde inn kurtzem dahin gerathen
und gelangen, das ir scheinbarlichen48 nutz und bes-
serung darauß und zuvorderst befinden werden, das
der angebrunnen zorn Gottes desto mehr gestillt
und |B 3v| man der straffen, so der uberdrettung
halb gefolgen möchten, uberhaben blib49, Da wir
sonsten, auß schuldigem ampt und darmit das arg
gebessert und das gut gefürdert werd, mit gebürli-
cher straff fürfaren müsten.
Solt auch jemandt den andern, von dem er dermas-
sen brüderlich und freündtlich ermanet und verwar-
net würde, darüber schmehen oder deßhalben mit
worten oder wercken beleidigen, das wir uns der bil-
licheit gäntzlich nit sollen zuversehen haben, gegen
dem oder den selben wöllen und werden wir aber-
maln sollich gebürlich straff, je nach gelegenheit
und gestalt der sachen, fürnemen und thun, das
meniglich sehen soll, das uns daran mißfallen be-
schehen sei. Dessen wir euch alles und jedes beson-
ders zu ewerem selbs heil und wolfart vätterlich,
trewlich und freundtlich ermanet, verwarnet und
zum höchsten gebetten haben wöllen.

48 Deutlichen, sichtbaren.
49 Verschont bleibe.

351
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften