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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0365
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33. Mandat zur Kirchenzucht

sen wöllen, und in dem selben auch sonsten, ob je-
mandt auff die Bettag nit kommen möcht, so man
die glock zu ermanung des gebets leutet, sich also
erzeigen, das man auch sehen mag, das euch auß
getrungner nott23 zu bitten von hertzen angelegen.
Zum andern, das ir ewere kinder, denen ir dann die
höchste trew und sonderlich, das die zu Göttlicher
erkandtnuß aufferzogen und zu allem gutem gefür-
dert werden, schuldig seind, Deßgleichen ewere leer
knaben, die nit weniger, unnd andere, so euch be-
folhen, in die geordneten Kinderbericht schicken
und sonsten zu den Predigen ziehen, damit sie Gots
geleret unnd inen desselbigen forcht, auch gebott
und gesatz eingebildet24 und eingescherpfft werden
mögen, inen auch nit gestatten, und sonderlich auff
die Sonnentag, Bett- unnd andere tag, zu der zeit
und man die Predig Göttlichs worts und andere Kir-
chen ämpter übet, auff der gassen, den blätzen inn-
oder ausserhalb der Statt zu lauffen, |A 4v| zu ro-
sen25 und zu wüten oder joch26 mit spilen oder
sonsten ein söllich ungebürlich wesen zufüren27 und
also verwilden zulassen, das sie nit allein zu gemei-
nem nutz zugebrauchen, sonder auch inen selbs un-
tauglich und unnutz gemacht und niemandts dienst-
lich sein können.
Dann dieweil gemeinen nutz an solcher jugent
höchlich gelegen und derhalben uns in sonderheit
gebürt, von Oberkeit wegen dahin zusehen, darmit
sie zum besten aufferzogen würden und gemeiner
Statt nutzlich und breüchlich sein mögen, Und wir
befinden solten, das sie nit zu den Kinderberichten
gefürt oder füro also auff den blätzen inn- oder aus-
serhalb der Statt unzüchtiglich lauffen, schreien und
anders treiben würden, Werden wir von Oberkeit
wegen schuldig sein und zuthun nit underlassen
können, die weg fürzunemmen, darmit sollichs abge-
stelt und unser des orts28 billichs mißfallen daran
gespürt werd, und villeicht den jhenigen, die es be-
23 Drängender Not.
24 Eingeprägt.
25 Toben, s. Lexer 2, Sp. 355 (razzen).
26 Auch.
21 Vgl. dazu das Mandat vom [22. April] 1532 (in diesem
Band Nr. 15).
28 Hierin, s. Grimm, DWb 13, Sp. 1359.

rüren möcht, nit jedes mal gefellig sein würde, und
wir auch gern uberhaben29 und euch lieber alle ge-
bürlich gefelligkeit erzeigen und beweisen wölten.
Und dieweil, wie im anfang gemeldet, das das
gesind den mehrer theil von frembden und denen
orten herkompt, da es von rechter erkandtnuß Got-
tes und desselbigen gebotten und was es aus den sel-
ben iren herrschafften, Meister und Frawen, dienst
halb schuldig, nit gelernet würdet30, Da haben wir
geordnet, das jars zu vier und denen malen, so |B 1r |
das gesindt wandert und die frembden hieher kom-
men, sondere gesindt bericht gehalten, inn denen sie
von Gott und was sie nach desselben Ordnung iren
herrschafften, Meister und frawen, Deßhalben
pflichtig und schuldig, gelernet werden sollen. Der-
halben so ermanen und befelhen wir euch, das ir
sollich ewer gesindt, knecht und mägdt, und auch
ewere leerknaben und wer euch befolhen ist und zu-
versprechen staht, zur Predig und hörung GÖttlichs
worts, zuvorderst auch zu solchen gesindt berichten,
füren und fürdern wöllen, auff das sie zu irem selbs
heil Gottes, seines gesatz und gebots gelert werden
mögen und sie nit also in inen selbs verwilden31, dar-
durch sie desto weniger wissen haben und noch vil
weniger thun, das sie iren herrschafften, Meister
und Frawen, von Gott und billicheit schuldig und
pflichtig seindt.
Wir wöllen euch auch zum dritten gantz vätterlich,
treulich und freundtlich hiemit erinnert, ermandt
und darbei ernstlich befolhen und vor schaden ge-
warnet haben der Mandaten und gebott, so wir nun
etlich jar her außgehen lassen, als da seindt mit
nammen sonderlich:
Das man am heiligen Sontag keinerlei handt-
arbeit thun soll, es sei mit holtzlegen, holtz oder
sandt außschiessen32, bauchen33 oder außwäschen
oder ander arbeit, wie die seindt.

29 Verschonen.
30 Siehe oben S. 347.
31 Sich verirren, sich abwenden, s. Grimm, DWb 25,
Sp.2268.
32 Etwas aufwerfen, aufschichten, s. FWb 2, Sp. 656f.
33 Wäsche in Lauge legen und kochen, s. Wb. d. elsäss.
Mundarten 2, S. 10.

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