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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]; Dörner, Gerald [Bearb.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 1. Teilband): Straßburg — Tübingen: Mohr Siebeck, 2011

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https://doi.org/10.11588/diglit.30661#0484
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Straßburg

det18 worden, das sollich außschliessen oder abson-
derung angeregter beyder personen mit unserem
vorwüßen unnd willen fürgenommen, da wir doch
denen, so vor uns erschinen, deßhalb nicht antwurt,
vil weniger bevelch gegeben.
Zum andern, so hetten wir auch dorab ein mißfal-
lens, das sy über unser freündt, der Dreytzehen, un-
dersagen nit allein die streyttig materi uff die cant-
zel pracht, sonder auch dieselbig unnd fürnamblich
den einen artickell von der wahl oder fürsehung
Gottes19 durch vil predigen ganntz weittleuffig vor
dem gemeinen man, der umb solliche zanck unnd
spaltung nichts gewüßt (unnd fürnemblich inn die
schul gehort), disputiert, da zubesorgen, das die zu-
hörer nit all gleichen verstand dorauß gefaßt, auch
bey weilen weitter nachgeforscht unnd nuhr irr ge-
macht worden, |894| unnd daßelbig mit vilen
scharpffen wortten, auch mit beschreibung der umb-
stend20 der personen, das menniglich21, ob sie die wol
mit nammen nicht benent, abnemen22 unnd spüren
mogen, wen sie damit gemaint, das bey frembden
unnd heimischen, die von der sachen sonst nicht ge-
wüßt, wie auch wir, die räth, davon nicht gewißt
hetten, wie zubesorgen, aller handt beschwerliches
nachdenckens verursacht, das alles wol verpliben
und dise sach inn aller stille durch ein oder den an-
dern weg hette mogen hingelegt23 werden.
Unnd were derhalben nachmaln diß unser ernstli-
cher bevelch unnd meynung, das sie die beyde, den
welschen pfarrhern unnd h[ern] Cunraden, hinfürro,
wie vormals, bey unnd neben inen biß uff unsern

18 Hier wohl im Sinne von „vorgespiegelt“, „vorgelogen“,
vgl. Götze, S. 61.
19 Vgl. dazu Nr. 46.
20 Eigenschaften, s. Grimm, DWb 23, Sp. 1170f.
21 Jedermann.

fernern bescheidt im convent pleiben laßen unnd
nicht absondern noch außschließen sollten.
Für das ander, das sie in maßen, inen vormals
bevolhen unnd ufferlegt, khein abgesondert noch
andere convent dann inn beysein |895| der verord-
neten kürchenpfleger hallten, dieselben auch hören
unnd, wann etwas zuberathschlagen fürfiele, daßel-
big gemeinlich thun unnd zu sollichen conventen
unnd berathschlagungen die professores scholae
auch erforderen sollen.
Unnd dann für das dritt, das sie sich in irem
predigen christenlicher moderation geprauchen,
khein unnöttige zanck oder disputationes uff die
cantzel bringen, sich auch aller scharpfer schelltwort
unnd was zu zerrittung beider schulen unnd kür-
chen, auch unruhe, zanck unnd widerwillen und ver-
bitterung der gemütter ursach geben, enthallten
unnd sich dagegen des fürnemblich befleißen, das
ire predigen zu underweysung, uffbawung unnd be-
ßerung der zuhörer gelangt. Daran würden sie zu-
vorderst Gott, dem allmechtigen, unnd uns, irer
oberkheitt, ein angenem wolgefallen thun unnd der
kürchen uffbawung unnd nutz befürderen. Wir wol-
ten uns auch daßelbig zu inen entlich unnd |896|
unverwaigerlich24 versehen. Dagegen so weren wir
urpüttig25, müglichen fleyß fürzuwenden, das den
entstanden spaltungen unnd trennungen durch
füeglich mittel unnd weg zum fürderlichsten abge-
holffen unnd wider gutter frid unnd eynigkeitt an-
gericht wurde.
Actum et decretum Möntags, den 13. Julii, Anno
etc. 62.

22 Erkennen, ableiten s. FWb 1, Sp. 261f.
23 Beigelegt, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1453.
24 Unweigerlich, s. Grimm, DWb 24, Sp. 2119.
25 Wären wir bereit, s. Grimm, DWb 3, Sp. 724 (s.v. er-
bietig).

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