44. Weisung des Magistrats an den Kirchenkonvent wegen strittiger Fragen
freündt, die Dreyzehen9, gelangt, inen von densel-
ben ufferlegt worden, das sie denselben nicht sollten
uff die cantzel pringen noch die streytigen puncten
der endts biß zu entlichem entschied disputieren etc.
Da wir der trostlichen unnd unzweiffenlichen hoff-
nung gewesen unnd noch, wa sie, die pfarrhern unnd
helffer, sollicher unser, als irer |891| ordenlich ober-
kheitt, erkhantnuß unnd bevelch, wie sie schuldig,
gelebt unnd deren nachkommen, es wurde berürter
streit unnd zanck, der uns zum hochsten zuwider,
nit so weyttleuffig noch die gemüter dermaßen, wie
yetzo gespürt, gegen einander verbittert worden
unnd derwegen desto leichtlicher durch christliche,
freuntliche mittell uffgehept werden mögen.
Wir würden aber bericht, das sye, die pfarrherr
unnd helffer, seithero derselbigen zeit an biß uff dise
gegenwiirtige die professores scholae nie zu sich
erfordert, auch ettwan ohne beysein der kürchen-
pfleger convent gehalten oder doch erst nach dem
denselben erlaubt, ire sachen fürgenommen und ver-
handlet hetten10.
Dorauß neben anderer unrichtigkeit auch dise ge-
volget, das sie, vor unnd ehe angetzogener spann
Vgl. TRE 36, S. 482-485; HDThG 2, S. 134-138;
Schmidt, Zanchi, passim; Kittelson, Marbach, pas-
sim; Drüll, Gelehrtenlexikon, S. 564f.
8 Zum Streit zwischen Zanchi und Johannes Marbach
(bzw. dem Kirchenkonvent) über die Prädestination s.
Nr. 46.
9 Zum Gremium der XIII s. die Einleitung, S. 25.
10 Die Kirchenpfleger wurden erst zum Konvent zugelas-
sen, nachdem die Geistlichen die Angelegenheiten vor-
beraten hatten.
11 Also am 25. Juni.
12 Ohne unsere Entscheidung abzuwarten.
13 Am 24. Juni hatte der Kirchenkonvent eine Schrift ein-
gereicht, in der er die 14 Thesen Zanchis zur Prädesti-
nation zu widerlegen suchte, die dieser zuvor dem Rat
zusammen mit den Gutachten der Universitäten Basel,
Heidelberg und Marburg sowie der Hohen Schule in
Zürich übergeben hatte. Gegen das Votum des Kirchen-
konvents suchten der Rektor Johannes Sturm und die
Professoren des Gymnasiums dem Rat die Übereinstim-
mung der Lehre Zanchis mit der Theologie der Straß-
entschiden oder verglichen, jüngst Donnerstag nach
Johannis11, unerwartet unsers bescheidts12 uff ir,
den vorigen tag fürpracht |892| beschwerden unnd
supplication13, beyden, den pfarrherrn inn der wel-
schen kürchen14 und hern Chunrad Huberten, den
diacon zu S. Thoman15, im convent heißen außdret-
ten, auch den volgenden Freytag sagen laßen, das
sie hinfürro biß uff weittern entscheid sich des con-
vents enthalten unnd nit mehr darein khommen
sollten, unnd sie also für sich selbs ohne unser vor-
wüßen, geheiß oder bevelch außgeschloßen unnd ab-
gesondert.
Dorab wir nit unpillich ein groß befrembdens
unnd beschwerd hetten, nicht allein darumb, das die
beede, der welsch pfarrherr unnd helffer, nit durch
sie, sonder die ordenliche wal beruffen unnd von uns
dahin confirmiert unnd bestettigt worden, darumb
auch pillich dieselb, wa ettwas feel unnd mangell an
irer lehr oder leben befunden, von uns wider abge-
schafft16 werden sollten, sonder auch der ursach hal-
ben, das sie über gethane clagen und fürbrachte be-
schwerden, unsers entscheidts ohnerwartet, also
praecipitanter unnd schnell, de facto gegen inen
volnfaren und fürgeschriten. |893|
Unnd were unns daßelbig umb sovil beschwerli-
cher17, das wir bericht, das dem convent eingebil-
burger Reformatoren zu belegen. Vgl. Adam, Kirchen-
geschichte Straßburg, S. 332f.
14 Pfarrer der französischen Gemeinde in Straßburg war zu
dieser Zeit Guillaume Houbraque (Holbrac, Houbray).
Dieser war 1559 aus Frankfurt a. M. gekommen, das er
im Streit mit seinen Kollegen Valerand Poullain und
Perrucel verlassen hatte. Der Straßburger Magistrat be-
stätigte ihn im November bzw. Dezember 1559 als Pfar-
rer der französischen Gemeinde, nachdem Houbraque
eine Erklärung unterschrieben hatte, in welcher er seine
Übereinstimmung mit den Art. 10 (Vom Abendmahl)
und 13 (Vom Gebrauch der Sakramente) der Confessio
Augustana erklärte. Die Unterzeichnung der Straßbur-
ger Konkordie (Nr. 46) lehnte Houbraque 1563 aber
trotz der Bitte Calvins ab, worauf ihn der Rat am
14. August des Jahres absetzte. Vgl. Rott, Église,
S. 535f.
15 Zu Konrad Hubert s. Nr. 34, Anm. 16.
16 Entlassen, abgesetzt, s. FWb 1, Sp. 309f.
17 Ärgerlicher, s. FWb 3, Sp. 1793f.
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freündt, die Dreyzehen9, gelangt, inen von densel-
ben ufferlegt worden, das sie denselben nicht sollten
uff die cantzel pringen noch die streytigen puncten
der endts biß zu entlichem entschied disputieren etc.
Da wir der trostlichen unnd unzweiffenlichen hoff-
nung gewesen unnd noch, wa sie, die pfarrhern unnd
helffer, sollicher unser, als irer |891| ordenlich ober-
kheitt, erkhantnuß unnd bevelch, wie sie schuldig,
gelebt unnd deren nachkommen, es wurde berürter
streit unnd zanck, der uns zum hochsten zuwider,
nit so weyttleuffig noch die gemüter dermaßen, wie
yetzo gespürt, gegen einander verbittert worden
unnd derwegen desto leichtlicher durch christliche,
freuntliche mittell uffgehept werden mögen.
Wir würden aber bericht, das sye, die pfarrherr
unnd helffer, seithero derselbigen zeit an biß uff dise
gegenwiirtige die professores scholae nie zu sich
erfordert, auch ettwan ohne beysein der kürchen-
pfleger convent gehalten oder doch erst nach dem
denselben erlaubt, ire sachen fürgenommen und ver-
handlet hetten10.
Dorauß neben anderer unrichtigkeit auch dise ge-
volget, das sie, vor unnd ehe angetzogener spann
Vgl. TRE 36, S. 482-485; HDThG 2, S. 134-138;
Schmidt, Zanchi, passim; Kittelson, Marbach, pas-
sim; Drüll, Gelehrtenlexikon, S. 564f.
8 Zum Streit zwischen Zanchi und Johannes Marbach
(bzw. dem Kirchenkonvent) über die Prädestination s.
Nr. 46.
9 Zum Gremium der XIII s. die Einleitung, S. 25.
10 Die Kirchenpfleger wurden erst zum Konvent zugelas-
sen, nachdem die Geistlichen die Angelegenheiten vor-
beraten hatten.
11 Also am 25. Juni.
12 Ohne unsere Entscheidung abzuwarten.
13 Am 24. Juni hatte der Kirchenkonvent eine Schrift ein-
gereicht, in der er die 14 Thesen Zanchis zur Prädesti-
nation zu widerlegen suchte, die dieser zuvor dem Rat
zusammen mit den Gutachten der Universitäten Basel,
Heidelberg und Marburg sowie der Hohen Schule in
Zürich übergeben hatte. Gegen das Votum des Kirchen-
konvents suchten der Rektor Johannes Sturm und die
Professoren des Gymnasiums dem Rat die Übereinstim-
mung der Lehre Zanchis mit der Theologie der Straß-
entschiden oder verglichen, jüngst Donnerstag nach
Johannis11, unerwartet unsers bescheidts12 uff ir,
den vorigen tag fürpracht |892| beschwerden unnd
supplication13, beyden, den pfarrherrn inn der wel-
schen kürchen14 und hern Chunrad Huberten, den
diacon zu S. Thoman15, im convent heißen außdret-
ten, auch den volgenden Freytag sagen laßen, das
sie hinfürro biß uff weittern entscheid sich des con-
vents enthalten unnd nit mehr darein khommen
sollten, unnd sie also für sich selbs ohne unser vor-
wüßen, geheiß oder bevelch außgeschloßen unnd ab-
gesondert.
Dorab wir nit unpillich ein groß befrembdens
unnd beschwerd hetten, nicht allein darumb, das die
beede, der welsch pfarrherr unnd helffer, nit durch
sie, sonder die ordenliche wal beruffen unnd von uns
dahin confirmiert unnd bestettigt worden, darumb
auch pillich dieselb, wa ettwas feel unnd mangell an
irer lehr oder leben befunden, von uns wider abge-
schafft16 werden sollten, sonder auch der ursach hal-
ben, das sie über gethane clagen und fürbrachte be-
schwerden, unsers entscheidts ohnerwartet, also
praecipitanter unnd schnell, de facto gegen inen
volnfaren und fürgeschriten. |893|
Unnd were unns daßelbig umb sovil beschwerli-
cher17, das wir bericht, das dem convent eingebil-
burger Reformatoren zu belegen. Vgl. Adam, Kirchen-
geschichte Straßburg, S. 332f.
14 Pfarrer der französischen Gemeinde in Straßburg war zu
dieser Zeit Guillaume Houbraque (Holbrac, Houbray).
Dieser war 1559 aus Frankfurt a. M. gekommen, das er
im Streit mit seinen Kollegen Valerand Poullain und
Perrucel verlassen hatte. Der Straßburger Magistrat be-
stätigte ihn im November bzw. Dezember 1559 als Pfar-
rer der französischen Gemeinde, nachdem Houbraque
eine Erklärung unterschrieben hatte, in welcher er seine
Übereinstimmung mit den Art. 10 (Vom Abendmahl)
und 13 (Vom Gebrauch der Sakramente) der Confessio
Augustana erklärte. Die Unterzeichnung der Straßbur-
ger Konkordie (Nr. 46) lehnte Houbraque 1563 aber
trotz der Bitte Calvins ab, worauf ihn der Rat am
14. August des Jahres absetzte. Vgl. Rott, Église,
S. 535f.
15 Zu Konrad Hubert s. Nr. 34, Anm. 16.
16 Entlassen, abgesetzt, s. FWb 1, Sp. 309f.
17 Ärgerlicher, s. FWb 3, Sp. 1793f.
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