Straßburg
freunden, den Ein und zweintzigern, dahin vergli-
chen und entschloßen, diese gegenwertige wolmei-
nende erinnerung euch vorhalten und freuntlich er-
mahnen zulaßen, das ihr euch, sonderlich aber die,
so sich unsrer kirchen bißhero enteüsert8, solcher
obangedeutter heimblichenc conventiculen und zu-
samenkunften, darauß allerhand ungemach und
unheil leichtlich entstehn mag, genzlich und aller-
dings9 enthalten, wie dan auch diß auß- und einfah-
rens und in außlendischen orten predigen besuchens
müßig gehn und also vermög dieser unserer trew-
herzigen warnung erzeigen wöllen, das nit allein der
nechst nit geärgert oder zu obangeregter zerrüttung
und trennung burgerlichen wesens ursach geben
werde, sondern auch nicht noth seie, zu abtrei-
bung10 und verhüetung besorgender gefahr ernst-
lichers einsehen zu haben.
Dann, ob wir wol niemand in religionssachen sein
gewißen zubeschweren oder zu unserer kirchen in
Gottes wort fundirter confession zu zwingen begeh-
ren, in maßen wie uns wol zu bescheiden11, das Gott,
der allmechtig, einen freiwilligen und ungezwunge-
nen gottesdienst erfordert und haben will, so will
uns doch als dieser statt ordentlichen obrigkeit, ver-
mög Gottes wort in allweg gebüren und obligen, mit
nichten zugestatten, in maßen auch nicht bald ein
stand im reich duldet12, das unser burger durch auß-
ländische kirchendiener oder andere unrühige leuth
von unserer kirchen confession avocirt und mit gro-
c Fehlt in B.
d A: 7. (s. dazu die Hinweise unter Anm. 1).
e In B folgt der ergänzende Vermerk: Disse christliche und
glichfals vetterliche vermanung, erinnerung und war-
nung ist uff Mitwoch, den 14. Decembris, anno 1597
einer gantzen burgerschafft uff allen zunfften durch son-
derbare [= besondere], darzu verordnete herrn vom
regiment vorgehalten und publiciert worden. Der al-
mechtige, ewige Gott und vatter aller gnaden gebe seine
gotliche gnad und segen, das solches ohne frucht nicht
abgangen, sonder zu den ehren seines gotlichen namens
und gemeiner burgerschafft zeitlichen und ewigen wol-
fardt erschießen thue, Amen.
ßem ergerniß der einfaltigen zu frembder religion
verführt werden, sonder alles dahin gerichtet, das
die ehre Gottes befördert, der nechst gebeßert,
christliche lieb und einigkeit erhalten und fortge-
pflanzet werde.
Dazu dan fürnemblich dienen wirt, wann ihr auch
zu allen theilen der ohne das in vorigen unseren
mandatis verbottenen unnötigen disputationen und
andren reizworten13, so etwann in zechen oder an-
deren zusamenkunften der religion halb fürbracht
werden, dardurch allerhand unwillen und erbitte-
rung entspringt, genzlich enthaltet und vilmehr
christlich und bürgerlich under einander lebet und
uns als eweren vorgesezten ordentlichen obrigkeit
sovil anvertrawet14, das wir, wie bißher vatterlich
besorget, das das wort Gottes rein und lauter ge-
predigt, also auch nit weniger hinfüro bemühet |704r|
und trewhertzige fürsehung thun werden, dann das
solches reine wort Gottes, so in allhieigen kirchen
und schulen gelehrt und gepredigt, unverfälscht er-
halten und auf unsere nachkommende mag gebracht
werden, wie wir den euch jezmals auch für solchen
unnötigen disputationen und reizworten, schand-
und schmachschrifften ernstlich wöllen gewarnet
haben. Darnach sich ein jeder wisse zu richten.
Geben Sambstag, den zehendend Decembris, anno
fünfzehenhundert neunzig und siebene.
8 Sich entzogen haben.
9 In jeder Hinsicht, vollständig, s. FWb 1, Sp. 790f.
10 Unterbindung, Verhinderung, s. FWb 1, Sp. 449 (s.v. ab-
treiben).
11 Uns zuzuerkennen, zuzusprechen, s. FWb 3, Sp. 1640f.
12 Desgleichen auch gar kein Stand im Reich duldet. Zur
Litotes nicht bald = gar nicht s. FWb 2, Sp. 1742.
13 Vgl. dazu oben Nr. 54 sowie die in der Ordnung von 1602
(AMS 1 MR 7, Bl. 4) erwähnten Mandate aus den Jah-
ren 1590 und 1592.
14 Vertraut, s. Grimm, DWb 1, Sp. 511.
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freunden, den Ein und zweintzigern, dahin vergli-
chen und entschloßen, diese gegenwertige wolmei-
nende erinnerung euch vorhalten und freuntlich er-
mahnen zulaßen, das ihr euch, sonderlich aber die,
so sich unsrer kirchen bißhero enteüsert8, solcher
obangedeutter heimblichenc conventiculen und zu-
samenkunften, darauß allerhand ungemach und
unheil leichtlich entstehn mag, genzlich und aller-
dings9 enthalten, wie dan auch diß auß- und einfah-
rens und in außlendischen orten predigen besuchens
müßig gehn und also vermög dieser unserer trew-
herzigen warnung erzeigen wöllen, das nit allein der
nechst nit geärgert oder zu obangeregter zerrüttung
und trennung burgerlichen wesens ursach geben
werde, sondern auch nicht noth seie, zu abtrei-
bung10 und verhüetung besorgender gefahr ernst-
lichers einsehen zu haben.
Dann, ob wir wol niemand in religionssachen sein
gewißen zubeschweren oder zu unserer kirchen in
Gottes wort fundirter confession zu zwingen begeh-
ren, in maßen wie uns wol zu bescheiden11, das Gott,
der allmechtig, einen freiwilligen und ungezwunge-
nen gottesdienst erfordert und haben will, so will
uns doch als dieser statt ordentlichen obrigkeit, ver-
mög Gottes wort in allweg gebüren und obligen, mit
nichten zugestatten, in maßen auch nicht bald ein
stand im reich duldet12, das unser burger durch auß-
ländische kirchendiener oder andere unrühige leuth
von unserer kirchen confession avocirt und mit gro-
c Fehlt in B.
d A: 7. (s. dazu die Hinweise unter Anm. 1).
e In B folgt der ergänzende Vermerk: Disse christliche und
glichfals vetterliche vermanung, erinnerung und war-
nung ist uff Mitwoch, den 14. Decembris, anno 1597
einer gantzen burgerschafft uff allen zunfften durch son-
derbare [= besondere], darzu verordnete herrn vom
regiment vorgehalten und publiciert worden. Der al-
mechtige, ewige Gott und vatter aller gnaden gebe seine
gotliche gnad und segen, das solches ohne frucht nicht
abgangen, sonder zu den ehren seines gotlichen namens
und gemeiner burgerschafft zeitlichen und ewigen wol-
fardt erschießen thue, Amen.
ßem ergerniß der einfaltigen zu frembder religion
verführt werden, sonder alles dahin gerichtet, das
die ehre Gottes befördert, der nechst gebeßert,
christliche lieb und einigkeit erhalten und fortge-
pflanzet werde.
Dazu dan fürnemblich dienen wirt, wann ihr auch
zu allen theilen der ohne das in vorigen unseren
mandatis verbottenen unnötigen disputationen und
andren reizworten13, so etwann in zechen oder an-
deren zusamenkunften der religion halb fürbracht
werden, dardurch allerhand unwillen und erbitte-
rung entspringt, genzlich enthaltet und vilmehr
christlich und bürgerlich under einander lebet und
uns als eweren vorgesezten ordentlichen obrigkeit
sovil anvertrawet14, das wir, wie bißher vatterlich
besorget, das das wort Gottes rein und lauter ge-
predigt, also auch nit weniger hinfüro bemühet |704r|
und trewhertzige fürsehung thun werden, dann das
solches reine wort Gottes, so in allhieigen kirchen
und schulen gelehrt und gepredigt, unverfälscht er-
halten und auf unsere nachkommende mag gebracht
werden, wie wir den euch jezmals auch für solchen
unnötigen disputationen und reizworten, schand-
und schmachschrifften ernstlich wöllen gewarnet
haben. Darnach sich ein jeder wisse zu richten.
Geben Sambstag, den zehendend Decembris, anno
fünfzehenhundert neunzig und siebene.
8 Sich entzogen haben.
9 In jeder Hinsicht, vollständig, s. FWb 1, Sp. 790f.
10 Unterbindung, Verhinderung, s. FWb 1, Sp. 449 (s.v. ab-
treiben).
11 Uns zuzuerkennen, zuzusprechen, s. FWb 3, Sp. 1640f.
12 Desgleichen auch gar kein Stand im Reich duldet. Zur
Litotes nicht bald = gar nicht s. FWb 2, Sp. 1742.
13 Vgl. dazu oben Nr. 54 sowie die in der Ordnung von 1602
(AMS 1 MR 7, Bl. 4) erwähnten Mandate aus den Jah-
ren 1590 und 1592.
14 Vertraut, s. Grimm, DWb 1, Sp. 511.
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