Herrschaft Rappoltstein
khantnuß verlesen, auch alles das, so oben geschri-
benn, hatt er aller meinung zusamen gelesen18, an-
fahend von den eltisten biß an letztenn. Ist ihm
bevolhen, dise seyner kirchen meinung schrifftlich
zuverfassenn unnd den teutschen fürzubringen:
Die gantze welsche kirch mit eynhelligem gemüt ist
bereyt, anzunemen die Augspurgische Confession
unnd, so von nöten, diselbig mitt ihrem blut auß
Gottes wolthat, in welchem sy alle hoffnung haben,
zue besiglen, so allein der zehennd unnd eylfft arti-
ckel gottseliglich unnd recht ausgelegt unnd ihn die
ceremonien frey gelassen werdenn, wie dan von dem
pfarher derselben kirchen daroben heitter19 erklert
ist.
Sovil die einhelligkeit der ceremonien belangt, zeigt
sye ahn, das die freiheit diser dingenn den kirchen
nottwendig | unnd zugelassenn, nitt allein in vil or-
then offtbemelter confession, sonder furnemlich im
sybenden artickel unnd im andern vom underscheid
der speisenn20. Unnd fürnemlich, dieweil vilerley ge-
preuch der völckher sind, so hatt auch die welsche
kirch yetz langest, lützel minder21 dan acht jahr,
seyner oder ihrer ceremonien gewont22 mit höchster
erbawung yedermans. Kan derhalben dieselbigenn
nicht verendern oder hinlegen23 ohne grossen nach-
teil unnd umbkherung24 der gantzen kirchenn.
Wünscht derhalben, das der gebrauch der ceremo-
nien, welche zu erbawung der kirchenn sollen ange-
richt werden, [nit] verkhert werd, sonder das der
kirchen ihre freyheit steth bleib bestehn, wie dan in
der bekhantnuß gelert würt25 unnd auch gantz für-
sichtiglich26 unnd göttlich in herrlichen stetten des
teutschen lands, da vor langem welsche kirchen ge-
wesen27, wir hören gehalten wordenn.
Was überig ist, das die welsche kirch die teutsche für
das haupt soll erkhennenn, auch nichts anfahe28 ohn
derselbigen bewilligung, gibt sye antwort: Es sey ein
eintzig haupt der kirchen29 unnd gleiches ansehen
derselbigen. Schilt unnd fleucht30 derhalben billich
den tyrannischen ehrgeitz unnd allen primat der
lehrer unnd der kirchen. Aber sy begert, unfrid zu-
vermeydenn, das dise ordnung in den kirchen auff-
gericht werd, das, so eyn ohneynigkeit in den kir-
chen würde oder so ettwas zu endern oder zu bessern
fürfiel, das dasselbig nicht solte ausgeleget31 unnd
verricht werden durch einer kirchen authoritet, son-
der das die eltisten beyder kirchen zusamen berufft
unnd zusamen khemen, alle widerwertigkeit zu ver-
richtenn. So aber die kirchen auff die weyß nicht
künten verglichen werden, | solten als dan auß bey-
der kirchen bewilligung glerte, fromme unnd weise
menner erlesen32 werden, das durch ihre weysheit
unnd urtheil aller zweitracht hingenommen unnd
frid unnd einigkeit zwischen der kirchen wurd. In
summa: Sye verwerffen das alt papstum unnd seyn
namen, leben und bestetigen alle gute ordnung und
zucht. Weitter, so wöllen sy dises nicht allso ver-
standen habenn, das sy das ansehen der ordenlichen
oberkheit mindern oder verachten wöllen oder ett-
was begerenn, es sey dan zu erbawung, ordnung
unnd zucht der kirchen gut.
Letzlich zur gemeinschafft der kirchenn mit hern
Sultzern33, von allen geistlichen sachen zu handlenn,
e Hs.: dieselbig zu.
18 Gesammelt, s. Grimm, DWb 32, Sp. 756.
19 Deutlich, s. Grimm, DWb 10, Sp. 923.
20 Vgl. oben Anm. 12 und 13.
21 Nicht weniger, s. FWb 9, Sp. 1520f.
22 Gepflegt, s. FWb 6, Sp. 1893f. (s.v. gewenen).
23 Abschaffen, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1453.
24 Umsturz, Zerstörung, s. Grimm, DWb 23, Sp. 972.
25 Dies bezieht sich wohl auf den Art. 7 der Confessio Au-
gustana: Nec necesse est ubique similes esse tradtiones hu-
manas seu ritus aut ceremonias ab hominibus institutas.
26 Verständig, umsichtig, s. Grimm, DWb 4, Sp. 822 und
825.
27 Zu den französischen Kirchen vgl. den Überblick im er-
sten Teil von Denis, Eglises, S. 47-415.
28 Etwas ins Werk setze, einrichte, s. FWb 1, Sp. 1077f.
29 Vgl. Kol 1,18.
30 Tadelt und flieht vor, s. Grimm, DWb 14, Sp. 2522f.
und DWb 3, Sp. 1772.
31 Entschieden, s. FWb 2, Sp. 1151f.
32 Ausgewählt, s. Adelung 1, Sp. 1917.
33 Zum Antistes der Basler Kirche Simon Sulzer, der häufig
als Vermittler angerufen wurde, vgl. das Biogramm in
Sehling, EKO XX,1, S. 475, Anm. 49.
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khantnuß verlesen, auch alles das, so oben geschri-
benn, hatt er aller meinung zusamen gelesen18, an-
fahend von den eltisten biß an letztenn. Ist ihm
bevolhen, dise seyner kirchen meinung schrifftlich
zuverfassenn unnd den teutschen fürzubringen:
Die gantze welsche kirch mit eynhelligem gemüt ist
bereyt, anzunemen die Augspurgische Confession
unnd, so von nöten, diselbig mitt ihrem blut auß
Gottes wolthat, in welchem sy alle hoffnung haben,
zue besiglen, so allein der zehennd unnd eylfft arti-
ckel gottseliglich unnd recht ausgelegt unnd ihn die
ceremonien frey gelassen werdenn, wie dan von dem
pfarher derselben kirchen daroben heitter19 erklert
ist.
Sovil die einhelligkeit der ceremonien belangt, zeigt
sye ahn, das die freiheit diser dingenn den kirchen
nottwendig | unnd zugelassenn, nitt allein in vil or-
then offtbemelter confession, sonder furnemlich im
sybenden artickel unnd im andern vom underscheid
der speisenn20. Unnd fürnemlich, dieweil vilerley ge-
preuch der völckher sind, so hatt auch die welsche
kirch yetz langest, lützel minder21 dan acht jahr,
seyner oder ihrer ceremonien gewont22 mit höchster
erbawung yedermans. Kan derhalben dieselbigenn
nicht verendern oder hinlegen23 ohne grossen nach-
teil unnd umbkherung24 der gantzen kirchenn.
Wünscht derhalben, das der gebrauch der ceremo-
nien, welche zu erbawung der kirchenn sollen ange-
richt werden, [nit] verkhert werd, sonder das der
kirchen ihre freyheit steth bleib bestehn, wie dan in
der bekhantnuß gelert würt25 unnd auch gantz für-
sichtiglich26 unnd göttlich in herrlichen stetten des
teutschen lands, da vor langem welsche kirchen ge-
wesen27, wir hören gehalten wordenn.
Was überig ist, das die welsche kirch die teutsche für
das haupt soll erkhennenn, auch nichts anfahe28 ohn
derselbigen bewilligung, gibt sye antwort: Es sey ein
eintzig haupt der kirchen29 unnd gleiches ansehen
derselbigen. Schilt unnd fleucht30 derhalben billich
den tyrannischen ehrgeitz unnd allen primat der
lehrer unnd der kirchen. Aber sy begert, unfrid zu-
vermeydenn, das dise ordnung in den kirchen auff-
gericht werd, das, so eyn ohneynigkeit in den kir-
chen würde oder so ettwas zu endern oder zu bessern
fürfiel, das dasselbig nicht solte ausgeleget31 unnd
verricht werden durch einer kirchen authoritet, son-
der das die eltisten beyder kirchen zusamen berufft
unnd zusamen khemen, alle widerwertigkeit zu ver-
richtenn. So aber die kirchen auff die weyß nicht
künten verglichen werden, | solten als dan auß bey-
der kirchen bewilligung glerte, fromme unnd weise
menner erlesen32 werden, das durch ihre weysheit
unnd urtheil aller zweitracht hingenommen unnd
frid unnd einigkeit zwischen der kirchen wurd. In
summa: Sye verwerffen das alt papstum unnd seyn
namen, leben und bestetigen alle gute ordnung und
zucht. Weitter, so wöllen sy dises nicht allso ver-
standen habenn, das sy das ansehen der ordenlichen
oberkheit mindern oder verachten wöllen oder ett-
was begerenn, es sey dan zu erbawung, ordnung
unnd zucht der kirchen gut.
Letzlich zur gemeinschafft der kirchenn mit hern
Sultzern33, von allen geistlichen sachen zu handlenn,
e Hs.: dieselbig zu.
18 Gesammelt, s. Grimm, DWb 32, Sp. 756.
19 Deutlich, s. Grimm, DWb 10, Sp. 923.
20 Vgl. oben Anm. 12 und 13.
21 Nicht weniger, s. FWb 9, Sp. 1520f.
22 Gepflegt, s. FWb 6, Sp. 1893f. (s.v. gewenen).
23 Abschaffen, s. Grimm, DWb 10, Sp. 1453.
24 Umsturz, Zerstörung, s. Grimm, DWb 23, Sp. 972.
25 Dies bezieht sich wohl auf den Art. 7 der Confessio Au-
gustana: Nec necesse est ubique similes esse tradtiones hu-
manas seu ritus aut ceremonias ab hominibus institutas.
26 Verständig, umsichtig, s. Grimm, DWb 4, Sp. 822 und
825.
27 Zu den französischen Kirchen vgl. den Überblick im er-
sten Teil von Denis, Eglises, S. 47-415.
28 Etwas ins Werk setze, einrichte, s. FWb 1, Sp. 1077f.
29 Vgl. Kol 1,18.
30 Tadelt und flieht vor, s. Grimm, DWb 14, Sp. 2522f.
und DWb 3, Sp. 1772.
31 Entschieden, s. FWb 2, Sp. 1151f.
32 Ausgewählt, s. Adelung 1, Sp. 1917.
33 Zum Antistes der Basler Kirche Simon Sulzer, der häufig
als Vermittler angerufen wurde, vgl. das Biogramm in
Sehling, EKO XX,1, S. 475, Anm. 49.
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