7. Vergleich zwischen der deutschen und der französischen Gemeinde 1561
Es hatt die welsch kirch bisher dise weiß gehalten,
das die jenigen, so sich erstlich der kirchen offerie-
renn7, das sy acht tag vor halltung des nachtmals
offentlich in der gemein ihrenn glauben bekhennenn
unnd, nach dem sye aller abgötterey widersagt,
auch allen gottlosen ketzereyenn, sich versprechenn,
nach der richtschnur göttlichs worts unnd der kir-
chen zucht unnd geheimnuß, von Christo fürge-
schriben, heiliglich zu leben. Darnach heist sy der
pfarher unnd die eltistenn eyn wenig abtrettenn
unnd besichtigen sich8, ob sy recht gelert unnd ihre
sitten probiert seyend, das sye geschicklichenn9 mö-
gen zugelassen werdenn. So sich aber sollichs bey
ihn nicht befindt, vermant man sy, so lang zuerwar-
ten10, biß sy baß instituyert11 unnd besserung bey
ihn befunden wirt. |
Die andern all, die da pflegen des herren nachtmal
zuniessenn, werden 15 tag vor reichung des herren
nachtmals von hauß zu hauß, ye eyner nach dem
andern, erforscht, das eynn yeder seynes ampts von
den eltisten ermant unnd sich allso zu entpfahen des
hern nachtmals sich würdig mach oder vorbereyt, so
er aber ettwas schweres begangen, das er von den
eltisten nach gelegenheit der mishandlung gestrafft
werde.
Letzlich zeigt er ahn, es sey von nöten, das die kir-
chen frey seyen in den ceremonien, breuchen unnd
gewonheiten der kirchenn auß befelh des wort Got-
tes, zu erbawung der kirchen, unnd gottsförchtigen
angerichtet, welche ohne sondern verlust unnd er-
gernuß derselbigen nicht geendert oder auffgehebt
mögen werdenn. Dan ihm sybennden artickell12
unnd ihm andern von underscheid der speysen13 der
Augspurgischen Bekantnuß würt gelert, es seye ge-
nugd, wen man übereyn khemm von der lehr des
d Hs.: es seye genug es seye genug.
7 Anzeigen, offenbaren, s. Idiotikon 1, Sp. 115.
8 Hier wohl: beraten sich, s. FWb 3, Sp. 1844f.
9 In der rechten Art, in geziemender Weise, s. FWb 6,
Sp.1287.
10 Zu warten, s. Grimm, DWb 3, Sp. 1045.
11 Unterwiesen.
12 BSLK, S. 61 „De ecclesia“: congregatio sanctorum, in qua
evangely unnd ausspendung der sacramentenn,
unnd sey nicht von nöten, das allenthalbenn gleiche
menschen satzungenn oder breuch unnd ceremo-
nien, von menschen gestifft, seyend. Wie sanct Pau-
lus sagt: Eyn glaub, eyn tauff, eyn Gott unnd vatter
aller14. Wie dan dasselbig uberflüssig15 an dem orth
von underscheid der speissen bekrefftiget würd.
Derhalben, so man gemelte artickel ernstlich unnd
gottseliglich nach der regel der Heiligen schrifft aus-
legt unnd vergleicht, würt sy der pfarher der wel-
schen kirchen ohn beschwert ahnnemmenn unnd
vorgemelte confession unnderschreiben, gueter hoff-
nung, es werden die ältesten unnd die gantze kirch
mitt ihm übereyn stimmenn.
Als auff solches der richter die assidenten16 befragt,
hatt er | dem pfarher angezeigt, es sey der teutschen
meinung, das er seyner gemein dise vier artickel für-
hielt:
1. Ob dieselbig die Augspurgische Confession
anhnemen [sic] unnd underschreiben wöll,
2. Ob sy mitt den teutschen gleiche ceremonien
halten wöll,
3. So etwas zuendern sey, das dasselb ohn be-
willigung der teutschen kirchen nicht gschech,
4. Ob die welsch kirch die teutsche für das haupt
erkennen wöl.
Anntwort der welschenn kirchen auff alle artickell:
Auff Sontag, welches ist gewesen der erst tag Brach-
monats17, umb acht auhr, hatt der diener an statt
der predig mitt heller stim, als ein grosse menge des
volckhs da was, ordennlich die Augspurgische Be-
evangelium pure docetur et recte administrantur sacramen-
ta.
13 Art. 26 (BSLK, S. 100-107).
14 Eph 4,5-6. Hier wird der Art. 7 der Confessio Augustana
referiert, der sich auf die genannte Stelle aus dem Ephe-
serbrief bezieht.
15 Reichlich, s. Grimm, DWb 23, Sp. 226f.
16 Beisitzer.
17 1. Juni.
133
Es hatt die welsch kirch bisher dise weiß gehalten,
das die jenigen, so sich erstlich der kirchen offerie-
renn7, das sy acht tag vor halltung des nachtmals
offentlich in der gemein ihrenn glauben bekhennenn
unnd, nach dem sye aller abgötterey widersagt,
auch allen gottlosen ketzereyenn, sich versprechenn,
nach der richtschnur göttlichs worts unnd der kir-
chen zucht unnd geheimnuß, von Christo fürge-
schriben, heiliglich zu leben. Darnach heist sy der
pfarher unnd die eltistenn eyn wenig abtrettenn
unnd besichtigen sich8, ob sy recht gelert unnd ihre
sitten probiert seyend, das sye geschicklichenn9 mö-
gen zugelassen werdenn. So sich aber sollichs bey
ihn nicht befindt, vermant man sy, so lang zuerwar-
ten10, biß sy baß instituyert11 unnd besserung bey
ihn befunden wirt. |
Die andern all, die da pflegen des herren nachtmal
zuniessenn, werden 15 tag vor reichung des herren
nachtmals von hauß zu hauß, ye eyner nach dem
andern, erforscht, das eynn yeder seynes ampts von
den eltisten ermant unnd sich allso zu entpfahen des
hern nachtmals sich würdig mach oder vorbereyt, so
er aber ettwas schweres begangen, das er von den
eltisten nach gelegenheit der mishandlung gestrafft
werde.
Letzlich zeigt er ahn, es sey von nöten, das die kir-
chen frey seyen in den ceremonien, breuchen unnd
gewonheiten der kirchenn auß befelh des wort Got-
tes, zu erbawung der kirchen, unnd gottsförchtigen
angerichtet, welche ohne sondern verlust unnd er-
gernuß derselbigen nicht geendert oder auffgehebt
mögen werdenn. Dan ihm sybennden artickell12
unnd ihm andern von underscheid der speysen13 der
Augspurgischen Bekantnuß würt gelert, es seye ge-
nugd, wen man übereyn khemm von der lehr des
d Hs.: es seye genug es seye genug.
7 Anzeigen, offenbaren, s. Idiotikon 1, Sp. 115.
8 Hier wohl: beraten sich, s. FWb 3, Sp. 1844f.
9 In der rechten Art, in geziemender Weise, s. FWb 6,
Sp.1287.
10 Zu warten, s. Grimm, DWb 3, Sp. 1045.
11 Unterwiesen.
12 BSLK, S. 61 „De ecclesia“: congregatio sanctorum, in qua
evangely unnd ausspendung der sacramentenn,
unnd sey nicht von nöten, das allenthalbenn gleiche
menschen satzungenn oder breuch unnd ceremo-
nien, von menschen gestifft, seyend. Wie sanct Pau-
lus sagt: Eyn glaub, eyn tauff, eyn Gott unnd vatter
aller14. Wie dan dasselbig uberflüssig15 an dem orth
von underscheid der speissen bekrefftiget würd.
Derhalben, so man gemelte artickel ernstlich unnd
gottseliglich nach der regel der Heiligen schrifft aus-
legt unnd vergleicht, würt sy der pfarher der wel-
schen kirchen ohn beschwert ahnnemmenn unnd
vorgemelte confession unnderschreiben, gueter hoff-
nung, es werden die ältesten unnd die gantze kirch
mitt ihm übereyn stimmenn.
Als auff solches der richter die assidenten16 befragt,
hatt er | dem pfarher angezeigt, es sey der teutschen
meinung, das er seyner gemein dise vier artickel für-
hielt:
1. Ob dieselbig die Augspurgische Confession
anhnemen [sic] unnd underschreiben wöll,
2. Ob sy mitt den teutschen gleiche ceremonien
halten wöll,
3. So etwas zuendern sey, das dasselb ohn be-
willigung der teutschen kirchen nicht gschech,
4. Ob die welsch kirch die teutsche für das haupt
erkennen wöl.
Anntwort der welschenn kirchen auff alle artickell:
Auff Sontag, welches ist gewesen der erst tag Brach-
monats17, umb acht auhr, hatt der diener an statt
der predig mitt heller stim, als ein grosse menge des
volckhs da was, ordennlich die Augspurgische Be-
evangelium pure docetur et recte administrantur sacramen-
ta.
13 Art. 26 (BSLK, S. 100-107).
14 Eph 4,5-6. Hier wird der Art. 7 der Confessio Augustana
referiert, der sich auf die genannte Stelle aus dem Ephe-
serbrief bezieht.
15 Reichlich, s. Grimm, DWb 23, Sp. 226f.
16 Beisitzer.
17 1. Juni.
133