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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (20. Band = Elsass, 2. Teilband): Die Territorien und Reichsstädte (außer Straßburg) — Tübingen: Mohr Siebeck, 2013

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https://doi.org/10.11588/diglit.30662#0474
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Hagenau

8. Verbot jeglicher Angriffe und Diskussionen wegen der Religiona
3. Juni 1588

Liebe und gute freündt,
wiewol unsere herrn, meister und rath, vor der zeitt
zu ettlichen underschiedtlichen mahlen, fürnemb-
lich aber im jüngst verschienen Augusto des abge-
loffnen 87. jahrs1, ernstlich und bey höchster un-
gnad und leibsstraf gebotten und verbotten, das
keiner den andern seiner religion halben rechtferti-
gen2 oder anfechten, sonder ye ein theil den andern
bey seinem glauben rüwiglich, unveracht und un-
geirrt verpleiben soll lassen, dem aber zuwieder, so
hatt unsern herrn, meister und rath, glaublich ange-
langt3, welcher gestalt sich abermahls zwüschen den
burgern, wan sie in den würthsheüsern und uff den
zunftstuben in offentlichen zechen zusamen komen
und bey dem wein sitzen, sich allerley zanck, hader,
unruhe und wiederwillen der religion halben bege-
ben und zutragen sollen, in dem das ye ein theil den
andern in seiner religion verachten will, dernhalben

a Textvorlage (Handschrift): AM Hagenau GG 54, Nr. 1
(ohne Blattzählung).

1 Ein entsprechendes Ratsmandat vom August 1587 ist
nicht erhalten.
2 Zur Rede stellen, Rechenschaft fordern, s. Grimm,
DWb 14, Sp. 413.

dan mehrgedachte unsere herrn, meister und rath,
euch allen hiemit | nochmals mit allem ernst und bey
höchster ungnad und leibsstraf thun gebieten und
verbieten, das nun forthien keiner den andern in sol-
cher seiner religion und glauben nit anfechten, ver-
achten oder vexiren4, deßgleichen auch unnötiger
weiß davon disputieren soll, sonder ye ein theil den
andern bey seinem gewissen und glauben unbetrübt,
unveracht und ungestumpffiert5, rüwiglich verblei-
ben wölle lassen. Dan, wer forthien darwieder thun
und handlen würdt, der soll wissen, das er an leib,
haab, ehr und guot unnachläßlich gestraft soll wer-
den. Darnach sich ein yder zuhalten und vor scha-
den zuhüeten wisse.
Actum et decretum Montags post Trinitatis anno
etc. [15]88.
Meister und Rath der stadt Hagenauw

3 Ist zu Ohren gekommen, zugetragen worden, s. FWb 1,
Sp. 1281f.
4 Das Verb vexieren besitzt ein weites Bedeutungsspek-
trum: reizen, belästigen, ärgern, necken, s. Wb. d. elsäss.
Mundarten 1, S. 160; Grimm, DWb 26, Sp. 37-42.
5 Zu stumpieren bzw. stumpfieren vgl. die Erläuterungen
unter Nr. 1, Anm. 14.

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